Coburg Karpfenzüchter in Sorge

Wolfgang Desombre
Adrian Vondran hat ein Prachtexemplar von Karpfen aus dem Wasser gefischt. Foto: Desombre

Eigentlich sind Gaststätten gute Abnehmer von frischem Fisch aus der Region. Doch nun sind sie weitgehend geschlossen.

 
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Coburg - Der erste Monat mit dem Buchstaben "r" eröffnet alljährlich die Saison für alle Liebhaber von Karpfenfilets oder "Karpfen blau". Auch im Coburger Stadtteil Seidmannsdorf begann pünktlich am 1. September die Karpfensaison. Das traditionelle Gericht "Karpfen blau", serviert mit Butterkartoffeln, Meerrettich und grünem Salat mit süß-saurer Zitronensoße, ist in vielen deutschen Küchen zu Hause.

Adrian Vondran, betreibt seit einigen Jahren die Seidmannsdorfer Fischzucht. Er bedauert, dass gerade in der Zeit, wo er üblicherweise den meisten Umsatz macht, die heimische Gastronomie nun wieder weggebrochen sei. "Damit fehlen uns ganz einfach die Abnehmer", sagt Vondran. Mehr als 60 Gastronomiebetriebe hat er beliefert und gerade jetzt in der Karpfensaison und in der Zeit, wo sonst die meisten Weihnachts- und Betriebsfeiern stattfinden, gebe es wieder einen Lockdown. Dabei sind die Teiche gut mit Karpfen gefüllt und nun müssen sie verkauft werden. Adrian Vondran ist dankbar, dass immer noch viele Privatkunden zu ihm in die Fischzucht kommen. "Ohne diese Kunden könnten wir nicht durchhalten", betonte er.

Karpfensaison ist von September bis April, während es Forellen und Saiblinge ganzjährig zu kaufen gibt. Im Frühjahr wurden die "K 2-Karpfen" mit einem Gewicht von 350 bis 400 Gramm in den Teichen eingesetzt. Jetzt haben sie ein Schlachtgewicht von 1500 bis etwa 1700 Gramm erreicht. Vor dem Verkauf, so erklärte es Adrian Vondran, werden sie noch 14 Tage gewässert, ehe sie für den Verkauf geschlachtet werden. "Frischer geht es nicht", so Vondran. Er bietet die Karpfen auch lebend oder eben küchenfertig an.

Die Fischzucht Seidmannsdorf ist die einzige der Vestestadt. Durch zwei Quellen erhalten die zwei großen Karpfenteiche und die fünf kleinen Forellenteiche immer frisches Wasser mit einer gleichbleibenden Temperatur von 9,5 Grad. Wassermangel bereitet Vondran jedoch Sorgen. Er wünscht sich mehr Regen in den Wintermonaten, damit die Quellen sich wieder füllen und der Wasserstand wieder auf einen normalen Bereich steigt. Aber damit noch nicht genug. Der Biber macht dem Fischzüchter arg zu schaffen. Vor allem am Teich in Wüstenahorn ist der Biber zum Problem geworden, weiß Vondran nur zu gut. Aber auch der Fischotter sei auf dem Vormarsch. In den Bereichen Lichtenfels und Bamberg sei er bereits das Sorgenkind für alle Teichbesitzer.

Er selbst esse gerne einen Karpfen gebacken, sagte Adrian Vondran. Der frische Karpfen wird halbiert, mit Salz und Pfeffer gewürzt und dann mit Mehl, Eiern und Semmelbrösel paniert. Dann muss er nur noch in der Pfanne mit Butterschmalz raus gebacken werden bis er ein goldbraun-knuspriges Äußeres hat, berichtete der Fachmann.

Weitermachen und komplett neu bauen oder die alteingesessene Fischzucht im Coburger Stadtteil Seidmannsdorf aufgeben? Diese Frage musste sich Adrian Vondran vor geraumer Zeit stellen. Er hat sich für einen Neubau entschieden. Der moderne Verkaufsraum mit einer Kühlverkaufstheke ist nun der zentrale Anlaufpunkt für seine Kunden.

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