Bad Rodach Bad Rodach feiert trotzdem

Martin Rebhan
Den Kopf wegen des Corona-Virus in den Sand stecken, kommt für Pfarrer Christian Rosenzweig, Steffi Kowol, das Christkind (Nicole Bauer), Bürgermeister Tobias Ehrlicher, Nikolaus (Roland Schneider) und Stine Michel nicht in Frage. Gemeinsam wurden wirtschaftliche und spirituelle Wege hin zu einem etwas anderen Heilig Abend gesucht. Foto: Rebhan

Die Fränkische Weihnacht ist abgesagt. Und auch die Christvesper kann nur im kleinen Rahmen stattfinden. Doch Kirche, Stadt und Werbegemeinschaft finden kreative Lösungen.

 
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Bad Rodach - Sie ist ein Markenzeichen der Stadt Bad Rodach: die "Fränkische Weihnacht". Trotz der Corona-Beschränkungen wollte die Kurstadt, in geänderter Form, an der weit über die Landkreisgrenze bekannten und beliebten Traditionsveranstaltung festhalten. Jetzt holte die Realität die Verantwortlichen allerdings ein. "Es war unmöglich, dies noch hin zu bekommen", erklärte am Freitagabend Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) und musste schweren Herzens das offizielle Aus für die diesjährige Fränkische Weihnacht, die für den 13. Dezember geplant war, bekannt geben.

Ebenfalls der Corona-Pandemie zum Opfer fällt der lebende Adventskalender der Werbegemeinschaft (WIR). In der Kurstadt zeigt man sich aber äußerst kreativ die Vorweihnachtszeit nicht ganz in der Versenkung verschwinden zu lassen. Die Werbegemeinschaft und das Stadtmarketing arbeiten hier sehr eng zusammen. Steffi Kowol (Stadtmarketing) erläuterte hierzu, dass man einen Coupon-Flyer entwickelt hat, der mit verschiedenen Geschenk- und Rabattaktionen dazu ermutigen soll, Weihnachtseinkäufe in der Kurstadt zu tätigen. Anfang Dezember wird es demnach wieder das "Einkaufen bei Kerzenschein" geben. "In der Vergangenheit haben viele Leute die längeren Öffnungszeiten und die besondere romantische Stimmung für einen ausgiebigen Einkaufsbummel genutzt", erklärte Steffi Kowol.

Aus dem "lebendigen Adventskalender" wird in diesem Jahr ein "digitaler Adventskalender". Ab dem 1. Dezember können auf der Homepage der Stadt Türchen geöffnet werden, hinter denen sich kleine Videos mit Geschichten, Musik und anderen Dingen verbergen. "Flankiert wird diese Aktion von einem Gewinnspiel", so Steffi Kowol.

Wer sich dem Flair der Vorweihnachtszeit auf eine besondere Art hingeben will, hat auf dem "Bad Rodacher Krippenweg" eine besondere Gelegenheit hierzu. In der Kernstadt und den Stadtteilen können über ein Dutzend Krippen bewundert werden. Nach Worten von Tobias Ehrlicher hat man sich in Breitenau etwas ganz Besonderes einfallen lassen. "Hier erwartet die Besucher eine lebensgroße Krippe", verriet der Bürgermeister. Der Krippenweg führt seine Betrachter schließlich zur Therme Natur. Auf der Festwiese wartet ein "Wunschbaum" vor allem auf die jüngeren Besucher. Wie Kurdirektorin Stine Michel wissen ließ, steht ein Briefkasten für die Aufnahme von Wunschzetteln bereit. "Drei dieser Wünsche werden wir in Erfüllung gehen lassen", sagte sie fest zu.

Zur Tradition der Fränkischen Weihnacht gehört auch, dass der Nikolaus Pakete an Kinder verteilt. Dies wird in abgeänderter Form stattfinden. Mit einer Kutsche will der Mann im roten Mantel nun durch die Stadt und den Stadtteilen mit Kinderbetreuungseinrichtungen fahren, und dafür sorgen, dass die Kleinen nicht auf ihre Weihnachtspäckchen verzichten müssen.

Für Bürgermeister Ehrlicher ist es unerlässlich Kräfte zu bündeln, um den heimischen Einzelhandel zu unterstützen. Er stellte fest, dass seit der Schließung der Therme Natur deutlich weniger Bewegung in der Stadt herrscht. "Dies zeigte welche Stelle der Tourismus in der Stadt hat", unterstrich Ehrlicher.

Auch die evangelische Kirche sieht sich vor einer besonderen Herausforderung. Am Heiligabend die Christvesper mit nur 90 anstatt sonst über 500 Gläubigen zu begehen, war für Pfarrer Christian Rosenzweig keine Option. Nach vielen Gesprächen mit Behörden fand er einen Weg am Nachmittag mit deutlich mehr Menschen die Geburt Christi feiern zu können. Um 16 Uhr werden zeitgleich auf dem Marktplatz und dem "kleinen Kurgarten" am Thermalbad zwei Gottesdienste stattfinden. Da auch hier die Besucherzahl auf 300 beziehungsweise 200 Personen begrenzt ist, müssen Platzkarten ausgegeben werden. Diese können ab dem 7. Dezember im Pfarramt oder im Schuhhaus Appis abgeholt werden. "Dies gilt auch für die Christmette, die um 22 Uhr in der Johanniskirche stattfindet", ließ Pfarrer Rosenzweig wissen. Am Abend dürfen nur 90 Personen das Gotteshaus betreten. "Es ist Corona, wir feiern trotzdem", zeigte sich Christian Rosenzweig erleichtert und ergänzt: "Gerade in Zeiten der Pandemie ist es wichtig, das Licht leuchten zu lassen." Bürgermeister Ehrlicher ist dankbar, dass sich die Kirche nicht "weg duckt". "Es ist für viele Menschen wichtig, gerade jetzt einen Halt zu finden", betonte das Stadtoberhaupt.

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