Hassenberg Hier kommt das "Huhn in black"

Alexandra Kemnitzer

Wenn heuer Geflügelschauen hätten stattfinden dürfen, die schwarzen Hennen hätten bereits Kultstatus. Nun fristen Ayam Cemani ein Schattendasein. Doch ein Trend lässt hoffen, dass das nicht so bleibt.

 
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Hassenberg - In der Bevölkerung steigt das Interesse an der eigenen Hühnerhaltung. Diese Entwicklung stellen die Mitglieder des Geflügelzuchtvereins Hassenberg fest. "In den letzten Jahren kommen vermehrt Familien zu unserem Kükenmarkt im Frühjahr, weil sie sich Hühner anschaffen wollen", berichtet Vorsitzender Ulrich Rampel. Mit seinem Team hält er überall Ausschau und versucht, von Züchtern immer wieder besondere Eier zu bekommen. Damit wird den Besuchern dann beim Kükenmarkt stets etwas Neues geboten. Außerdem wird die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Rassen deutlich.

Bei Besuchern kommt das gut an. Einige sind zwischenzeitlich zu Hühnerhaltern geworden. "Grüne, hellblaue oder schokobraune Eier sind immer interessant, ebenso Hühnerstämme, die bunt gemischt sind", führt der Vorsitzende weiter aus. Im Schnitt kosten solche Eier zwischen drei und fünf Euro. Außerdem geben Züchter Hennen als Ausstellungstiere meist ab 50 Euro ab. Hähne sind meist etwas günstiger. So können Interessierte auch die Grundlage für die Rassegeflügelzucht bilden.

Mit seinem Engagement, neue, ausgefallene und besondere Rassen in der Region bekannt zu machen, leistet Ulrich Rampel Pionierarbeit und hält auch bei großen Schauen die Augen nach solchen Exemplaren offen. Als er die Junggeflügelschau in Hannover besuchte, weckten beispielsweise die indonesischen Ayam Cemani Hühner sein Interesse. Daraufhin machte er sich an die Recherche und fand einen Züchter in Thüringen, der für den Kükenmarkt im Frühjahr Eier zur Verfügung stellte. Diese wurden Anfang des Jahres in die vereinseigene Brutmaschine eingelegt, um sie mit anderen Küken, die unterschiedlich alt sind, auf der geplanten Veranstaltung zu präsentieren. Durch den ersten Lockdown musste der Markt jedoch abgesagt und die geschlüpften Küken anderweitig untergebracht werden. Weil ihn die Tiere selbst so fasziniert haben, hat Ulrich Rampel nun fünf Ayam Cemani-Hennen und elf Hähne in seiner Zuchtanlage stehen. Dort sind sie neben seinen Zwerg-Welsumern orangefarbig, den Zwerg-Sulmtalern und seinen Seramas, die als kleinste Hühnerrasse der Welt zunehmende Beliebtheit erfahren, herangewachsen und ziehen die Blicke auf sich. Unter den insgesamt 25 Hühnern und ebenso vielen Hähnen, die Rampel in unterschiedlichen Rassen hält, stechen die Ayam Cemanis einfach heraus.

Anders als etwa Blumenhühner, die durch ihr gepunktetes Gefieder auffallen, zieht diese Hühnerrasse nämlich mit ihrer durchgehend schwarzen Färbung die Blicke auf sich. Sie sind vom Kopf- und den Augen über das Gefieder bis hin zu den Füßen kohlrabenschwarz. "Das ist aber noch lange nicht alles", verrät Ulrich Rampel. Denn auch Fleisch, Haut und Knochen sind bei dieser Rasse nicht hell, sondern sehen so aus, als ob sie mit Tinte schwarz gefärbt wären. Wer aber jetzt vermutet, dass auch die Schale der Eier schwarz oder schwarz angehaucht sein muss, liegt damit falsch. Üblicherweise lässt sich bei reinrassigen Hühnern anhand der Ohrscheiben die Farbe der Eierschalen bestimmen. Hat eine Henne rote und nicht weiße Ohrscheiben, legt sie braune Eier. Die Eier der Ayam Cemani hingegen sind cremefarbig, auch wenn ihre Ohrscheiben schwarz wie die Nacht finster sind. Während das schwarzgraue Hühnerfleisch bereits in der Trendküche Einzug gehalten hat und es sich Feinschmecker gerne schmecken lassen, schreckt die Farbe doch einige Menschen ab, es zu probieren. "Das Fleisch hat einen nussartigen Geschmack und ähnelt in der Konsistenz Fasanenfleisch", erklärt der Hassenberger weiter. "Aufgrund der natürlichen Färbung könnte es jedoch beim Zubereiten schwierig werden zu unterscheiden, ob das Fleisch richtig gebraten oder angebrannt ist. Da zeigen sich dann die Hausfrauenkünste", fügt er augenzwinkernd an.

Die außergewöhnliche Hühnerrasse stellt, was das Futter betrifft, keine großen Ansprüche, denn die Ayam Cemanis sind bei genügend Grün und ausreichend frischem Wasser sogenannte Selbstversorger. Auch das Krähen der Hähne ist nicht lauter oder häufiger als bei anderen. Dennoch müssen Halter wissen, dass die Tiere flink und schreckhaft sein können, wenn sie noch nicht am Menschen gewöhnt sind. Schließlich handelt es sich bei Ayam Cemanis um Naturhühner, die sich auch von einem zwei Meter hohen Zaun ohne Netz nicht vom Fliegen abhalten lassen. Sie sitzen nämlich gerne auf einem Baum oder Busch und übernachten dort auch. Wenn andere "Stammmitglieder" sehen, dass es sich dort gut aushalten lässt, dauert es meist nicht lange, bis sie sich nach und nach auf den Ästen dazu gesellen. "Die Ayam Cemanis sind nach der Geschlechtsreife sehr brutfreudig und können sich bereits im Alter von sieben Monaten auf das Gelege setzen", erklärt der Züchter weiter. Weil er bisher auf keiner der Schauen im Kreis die Hühnerrasse gesehen hat, wollte Ulrich Rampel ein paar seiner Tiere auf der Kreis- oder Gruppenschau zeigen. Beide mussten abgesagt werden. Soweit ihm bekannt ist, gibt es nur wenige Züchter in der Region, die sich diese besonderen Hühner halten. Demnach wären diese Schauen die ideale Möglichkeit gewesen, die Rasse in der Region weiter bekannt zu machen. "Gerade wir Rassegeflügelzüchter tragen mit unserer Arbeit zur Kulturpflege und zur Erhaltung der vielen Geflügelrassen bei", so der Hassenberger.

Auch wenn dies wohl vorerst ein Wunsch bleibt, freut sich Ulrich Rampel, dass es wieder mehr und mehr Rassegeflügel in den Dörfern gibt. Mit dieser erfreulichen Entwicklung verbindet er den Wunsch, dass nicht nur Hennen, sondern auch Hähne gehalten werden. Sie legen zwar keine Eier, dafür sorgen sie für die Fortpflanzung. "Außerdem sollte das Krähen eines Hahnes nicht als Lärmbelästigung gesehen werden. Schließlich wohnen wir auf dem Land, und zum Charakter eines Dorfes gehört die Kleintierhaltung seit Jahrhunderten dazu", appelliert Ulrich Rampel.

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