Pressig Züchter aus Leidenschaft

Karl-Heinz Hofmann

Bei den Mitgliedern des Vereins "Haßlachbote" dreht sich alles um Brieftauben. Sie hätten heuer allen Grund zu feiern. Doch daraus wird nichts.

 
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Pressig - Seit 70 Jahren gibt es die Brieftaubenzüchter Haßlachtal. An diesem Samstag wollten sie eigentlich ihr lang vorbereitetes Jubiläum mit einem Festgottesdienst in der Heilig-Kreuz Kirche in Reitsch und anschließend mit Ehrungen in der Herrenberghalle gebührend feiern. Wegen der Corona-Pandemie ist das nun nicht möglich. Auch einen Nachholtermin können sie noch nicht sagen. Vorsitzender Georg Bayer aus Pressig bedauert es sehr, dass aus dem Jubiläumsfest nichts wird.

Der Verein wurde im Oktober 1950 als Reisetaubenzuchtverein in der Gastwirtschaft Detsch in Haßlach aus der Taufe gehoben. Ein Blick in die Chronik verrät den Zweck der Vereinsgründung: durch Zucht, Training und Aussprache in allen Angelegenheiten die Reisetaubenzucht zu fördern. Gründungsvorstand war der erfolgreiche und leidenschaftliche Brieftaubenzüchter August Recknagel. Der Pionier der Brieftaubenzucht im Landkreis Kronach führte den Verein vier Jahrzehnte lang. Damals wurden die Tauben noch mit der Bahn zu ihren Einsatzorten verschickt. Von dort aus traten sie dann den langen Rückflug zum Heimatschlag an. Die weiteste Strecke führte sogar bis nach England. Der Mitgliedsbeitrag betrug 50 Pfennige und es wurde eine einmalige Aufnahmegebühr von drei DM erhoben. Schon im Jahr 1951 wurden erstmals Sportgeräte, wie Körbe, Plombenzangen und Fußringanleger, angeschafft.

Georg Bayer aus Pressig ist seit seiner Kindheit Brieftaubenliebhaber. Der passionierte Züchter ist seit 30 Jahren der Vorsitzende des Brieftaubenzuchtvereins "Haßlachbote". Er betreut in seinem Taubenschlag in Pressig liebevoll über 60 Tiere. Auch sein 21-jähriger Sohn Florian hat schon als Jugendlicher so manch große Erfolge erzielt. "Man baut zu jedem Tier eine Verbindung auf", sagt Georg Bayer, der auch Jugendobmann in der Reisevereinigung Kronach ist. Er appelliert an Jugendliche, sich für das schöne Hobby zu interessieren und fordert sie auf, bei Brieftaubenzüchtern das Leben der drolligen und possierlichen Tierchen mit ihrem emsigen Geflatter und Gurren in einen Taubenschlag zu beobachten.

Auch wenn derzeit kaum noch Nachrichten über große Erfolge in der Zeitung Schlagzeilen machen: Der Verein lebt, betont Georg Bayer und erinnert an die vielen Stunden, die für die Betreuung, das Training und die Wettbewerbe für Brieftaubenzüchter anfallen. Der engagierte Züchter aus Pressig gibt aber auch etwas wehmütig zu, dass die sportlichen Aktivitäten in den vergangenen zwei Jahrzehnten nachgelassen haben. Dies liege aber nicht an der nachlassenden Leidenschaft der Züchter, sagt der erfahrene Taubenzüchter und nennt unter anderem verstärkte Umwelteinflüsse. Zudem würden häufig Greifvögel die Tauben verletzen, sodann diese von ihren Sportflügen nicht mehr in die Heimat zurückkämen. Dass Tiere oft auf der Strecke blieben, liege aber auch an den starken Strahlenfeldern in der Atmosphäre. "Die hochempfindlichen Tauben verlieren durch diese Störfelder die Orientierung", vermutet der engagierte und erfahrene Brieftaubenzüchter. Trotzdem werde der Verein "Haßlachbote" nicht aufgeben und wolle das Kulturgut erhalten. Schließlich haben sich Brieftauben als Boten wichtiger Nachrichten über Jahrhunderte hinweg große Verdienste erworben und zur Rettung so mancher Bergsteiger in den Alpen beigetragen. Er hofft, dass trotz Digitalisierung auch im Zeitalter von Handys und Smartphones das Hobby eine Zukunft hat.

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