Coburg Natürlicher Vorhang

Martin Fleischmann

Das Grünflächenamt verstärkt im Hofgarten den Sichtschutz zum ehemaligen DSZ. Und pflanzt über 70 Bäume. Kosten: 50 000 Euro.

 
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Coburg - Jetzt, da Bäume und Büsche ihre Blätter abgeworfen haben, gibt die Betonhülle des ehemaligen Diakonisch Sozialen Zentrums (DSZ) noch ein bisschen mehr von ihrer Hässlichkeit preis. Zwar ist geplant, dass dort eine mehrgeschossige Wohnanlage entsteht. Aber auch sie stört das Landschaftsbild des Hofgartens, wie Bernd Ledermann, Leiter des Grünflächenamts, am Donnerstag erläutert. Deshalb zieht das Amt gegenwärtig einen natürlichen Sichtschutz ein, bestehend aus über 70 Bäumen 30 verschiedener Arten.

Der Hofgarten

Herzog Albrecht III. beauftragte den Architekten Justinus Bieler mit der Planung eines Gartens. Bis 1682 entstand ein Hanggarten nach streng geometrischen Formen. Der Grundriss war nahezu quadratisch.

Herzog Ernst I. veranlasste grundlegende Veränderungen des Hofgartens. Bei der Gestaltung orientierte er sich am Englischen Landschaftsgarten. Ab 1835 begann die Umgestaltung zum Landschaftsgarten.

Am 1. August 1844 wurde Carl Gustav Zeißig zum Hofgärtner ernannt. Er erbat die Erlaubnis, umfassend in den überkommenen Gehölzbestand des Hofgartens einzugreifen, was auch erfolgte. Der Herzog ließ 1852 zuerst das Gelände oberhalb der Arkaden umgestalten. 1856 gab Herzog Ernst II. bekannt, dass sämtliche Grundstücke zwischen Hofgarten und Festung aufgekauft wurden. Hofgärtner Zeißig wurde mit dem Verfassen eines Gestaltungsplanes betraut. . Unter Herzog Ernst II. erhielt der Hofgarten bis 1860 seine heutige Größe und Gestaltung.

Nach dem Tod von Ernst II. im Jahr 1893 erfolgten keine großen Veränderungen mehr.

Der Hofgarten ist heute rund einen Kilometer lang und umfasst 30 Hektar. Rund 64 Arten aus 40 Baumgattungen wuchsen zwischen Schlossplatz und Veste. Jetzt sind es einige mehr. Die ältesten Bäume sind etwa 350 Jahre alt.

(Quelle: Stadt Coburg)

Auf dem Rasen rund um den Herzog-Alfred-Brunnen liegen an diesem feuchtkalten Novembertag kreuz und quer Burgenahorn, Sumpf-Weiß-Eiche und Purpuresche, aber auch Nadelbäume wie Sichel-Tanne und Atlas-Zeder- alles Arten, die Premiere im Hofgarten haben. Genauso wie etwa Bastardzypresse, Gelbkiefer und Weideneiche. Bei der Auswahl habe man laut Ledermann zum einen dem Leitgedanken des Hofgartens Rechnung getragen und Arten aus verschiedenen Erdteilen ausgewählt, die zum Staunen und Bewundern anregen sollen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels aber auch bewusst zu Arten gegriffen, die Hitze und Trockenheit besser wegstecken, etwa den Burgenahorn.

Die Bäume tragen am Wurzelwerk dicke Ballen, so können sie ohne Pfähle im Boden verankert werden. dadurch wird das Landschaftsgartenbild nicht gestört. Bis alle in der Erde stecken, werde es ein bis zwei Wochen dauern. Die Nadelgewächse können umgehend einen gewissen Sichtschutz geben, bei den neuen Laubbäumen wird das im Frühjahr der Fall sein, verspricht Ledermann. Und dann werden die Gewächse ja größer und größer, sagt er und verweist auf die zahlreichen Baumriesen im Park. Unabhängig davon werde das Grünflächenamt beobachten, ob der Schutz hinreichend ist. Sollte es nicht genügen, werde nachgepflanzt.

50 000 kostet der grüne Vorhang, wie Ledermann darlegt. Pro Baum etwa 700 Euro. Finanziert wird die Summe aus einer Ersatzzahlung für das Bauprojekt, auf dem Gelände des ehemaligen DSZ sei kein Platz, um das Vorhaben abzuschirmen. Die Herbstpflanzung 2020 ist laut Grünflächenamtsleiter die bedeutendste Anpflanzung im Hofgarten seit mindestens zehn Jahren.

Coburgs 2. Bürgermeister Hans-Herbert Hartan (CSU) spricht in Zusammenhang mit dem Hofgarten von einem Filetstück der Stadt. Die Parkanlage sei identitätsstiftend für Coburg und zugleich die größte und schönste. Sie erfreue nicht nur die Coburger, sondern auch die Gäste. Hartan dankte dem Grünflächenamt für die tolle Pflege. Das Bauprojekt am ehemaligen DSZ habe sich zur Hängepartie entwickelt, so der 2. Bürgermeister. Noch immer sei nicht klar, ob alles weggerissen werde oder die Wohnanlage im Bestand entsteht.

Bedenken, dass die jungen Bäume im nahenden Winter durch starken Frost Schaden nehmen könnten, bestehen übrigens nicht. Stellvertretender Amtsleiter Werner Pilz: "Jetzt ist ideale Pflanzzeit."

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