Dann ist Ismail Yozgat an der Reihe. "Mein einziger, 21-jähriger Sohn starb in meinen Armen", sagt er - und beklagt sich dann wie zuvor seine Frau über einen mangelnden Aufklärungswillen des Gerichts.
Der Mord an Halit Yozgat wirft tatsächlich bis heute dicke Fragezeichen auf. Denn zum Zeitpunkt der Ermordung des 21-Jährigen war auch Verfassungsschützer Andreas Temme am Tatort. Der surfte nach eigenen Angaben in einem Nebenraum privat im Internet, von der Tat habe er nichts bemerkt. Und er habe den sterbenden Halit Yozgat nicht einmal beim Hinausgehen hinter dem Tresen liegen gesehen. Temme stand zeitweise sogar unter Mordverdacht, die Ermittlungen wurden aber später eingestellt. Und: Das Oberlandesgericht bewertete Temmes Angaben in einem Beschluss aus dem Sommer 2016 als glaubwürdig.
Damit kann, damit will sich Ismail Yozgat nicht abfinden. Er hat sich vielmehr sein eigenes Urteil gebildet: "Temme hat unseren Sohn ermordet oder ließ unseren Sohn ermorden", sagt er. Immer wieder, klagt Yozgat, habe er eine Ortsbegehung verlangt, um damit zu zeigen, dass Temme lüge, dass dieser den Mord mitbekommen und den sterbenden Halit gesehen haben müsse. Vergeblich. Temme sei vom damaligen hessischen Innenminister Volker Bouffier - heute ist der CDU-Mann Ministerpräsident - gedeckt worden. "Sie glauben dem Film des Agenten Temme, der nach seinen Wünschen gedreht wurde", sagt Yozgat. Er habe Bouffier auch um ein Gespräch gebeten - doch der habe abgelehnt. Da bricht Yozgat die Stimme: Wie das sein könne, dass einem Mann, der seinen einzigen Sohn verloren habe, so ein Wunsch verweigert werde.
Yozgat spricht auch Kanzlerin Angela Merkel an: Die habe versprochen, dass alles aufgeklärt werde. Das aber sei bis heute nicht passiert. Und: Ein Urteil ohne Ortsbegehung will er nicht anerkennen.
In diesen denkwürdigen, emotionalen Minuten wird deutlich: Die Familie Yozgat hat ihre persönliche Hoffnung aufgegeben. "Herzlichen Glückwunsch", sagt Ayse Yozgat zu Beate Zschäpe. Früher sei die von ihren beiden "Uwes", Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, versorgt worden, jetzt sorge der Staat für sie - im Gefängnis. Doch Frau Yozgat hofft vor allem etwas anderes: "Ich wünsche den Schuldigen hier, bei Allah, dass sie Menschen werden und dass sie ihre Straftaten zugeben."