In Nordrhein-Westfalen etwa werden an 2500 Messpunkten auf den Autobahnen im Minutentakt Wetter- und Verkehrslage erfasst. Darüber hinaus seien an neuralgischen Autobahnpunkten Webcams aufgestellt, erklärt Hanno Bäumer, Leiter der Verkehrszentrale NRW. Dazu kauft das Land sogenannte "Floating Car Data" - aktuelle GPS-Daten von Verkehrsteilnehmern - vom ADAC ein. Bislang werden die Informationen dazu verwendet, die aktuelle Verkehrssituation darzustellen und gegebenenfalls einzugreifen. Mit Hilfe von dynamischen Informationstafeln können Autofahrer auch ohne internetfähige Autos informiert und umgeleitet werden.
Verlässliche Prognosen erwarten die Verkehrsplaner in NRW mit zunehmender Digitalisierung, wenn immer mehr Autos ihre Position und Geschwindigkeit an eine Verkehrszentrale funken sollten.
Der nächste Schritt zur Verkehrsprognose ist aber schon jetzt nicht weit. "Die Daten sind vorhanden", sagt Claus Doll vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. Informationen von zehn Prozent der Verkehrsteilnehmer reichten aus, um das Verhalten eines Stroms zu prognostizieren. Wenn Taxen und Fuhrparks von Firmen mit GPS-Sendern ausgestattet seien, genüge das, um ausreichend "Floating Car Data" zu produzieren. "Das Zusammenführen ist eine machbare Aufgabe", sagt Doll.
Der IT-Konzern IBM arbeitet an Programmen, die dereinst die Daten zusammenführen, um dann Vorhersagen zu treffen. Die Auftraggeber sind Städte, Autohersteller und Verkehrsverbünde - auch in Deutschland. Die Karlsruher Firma PTV ist seit 36 Jahren im Geschäft mit Verkehrsdaten. Sie rechnet Daten für Verkehrsmodelle hoch. Inzwischen werden auch Echtzeit-Daten verarbeitet. PTV arbeitet mit TomTom zusammen, um anonymisierte Bewegungsdaten zu erhalten.
Für die Stadt Leipzig bereitet PTV Verkehrsinformationen insbesondere für E-Auto-Nutzer auf. Denn wegen der geringen Reichweite ist es für sie besonders wichtig, möglichst wenig Strecke zu verschwenden. Der Teufel steckt im Detail.
Siemens entwickelt intelligente Ampeln, die künftig auch mit den näher kommenden Autos kommunizieren - ihnen also anzeigen, wann die nächste Grünphase kommt. Dadurch können Standzeiten und die Gefahr von Staus vermieden werden. "Aktuell ist die Erfassung passiv, in Zukunft wird sich das Auto auch selbst mitteilen", sagt Wilke Reints, Entwicklungsleiter des Bereichs Intelligent Traffic Systems. Dass irgendwann einmal Staus komplett vermieden werden, ist nach Ansicht von Doll allerdings unwahrscheinlich. "Infrastruktur ist nicht dafür gebaut, leer zu sein", sagt er. Autobahnen würden nicht auf zehn Spuren ausgebaut, um die Verkehrsspitzen zu bewältigen und ansonsten leer zu stehen.
Die Daten sind vorhanden, das Zusammenführen eine machbare Aufgabe. Claus Doll vom Fraunhofer-Institut