Autoexperte Stefan Bratzel macht auch die Hersteller selbst für die Holperfahrt alternativer Antriebe verantwortlich. Statt im teuren Spagat weiter Diesel- und Benzinmotoren einerseits verbessern zu wollen, und andererseits Milliarden in Plug-In-Hybride, Elektroantriebe und Brennstoffzellen zu investieren, sollten sie sich konsequenter neuen Antriebstechniken zuwenden, schreibt Bratzel in einem Positionspapier. Wichtiger Baustein dafür wäre, dass die nächsten Generationen von Batteriezellen in Deutschland entwickelt und ein Schnellladenetz für E-Autos aufgebaut werde. Bisher haben von den deutschen Autobauern BMW, Daimler und VW reine Elektroautos am Start. Der Sportwagenhersteller Porsche und die VW-Tochter Audi zogen zur IAA nach und stellten Studien für zwei Stromer vor, die allerdings noch lange nicht auf dem Markt sind.
Auch Branchenexperte Benjamin Kibies vom Branchen-Informationsdienst Dataforce sieht vor diesem Hintergrund noch keinen raschen Durchbruch für alternative Technologien - und auch noch keinen Grund für einen Abgesang auf den Diesel. Auch Qualitätsprobleme anderer Hersteller seien zwar ein paar Monate lang heiß diskutiert worden, dann aber auch recht schnell wieder in Vergessenheit geraten, sagt der Analyst. Im relevanten Flottenmarkt und bei Fahrleistungen ab etwa 20 000 bis 30 000 Kilometer pro Jahr gelte der Dieselmotor noch immer als die günstigste Variante. Daran dürfte auch der Abgas-Skandal vorerst nichts ändern.