Veranstaltungstipps Faber: "Ich sehe mich nicht als Macho"

Alina Juravel
Faber schreibt gerne Texte voller Schwermut und Ironie. Eigentlich heißt er Julian Pollina und ist der Sohn des sizilianischen Songwriters Pippo Pollina. Foto: Stefan Braunbarth

Seit seinem Debüt-Album ist der Schweizer Musiker Faber in aller Munde und allen Feuilletons. Im Interview spricht er mit uns über den Hype, politische Musik und Hochzeiten.

 
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Noch vor einem Jahr hat man in Deutschland mit Faber meistens nur Max Frisch in Verbindung gebracht. Jetzt schreiben ganz große Zeitungen über Sie und loben Ihr Debüt-Album. Wie kommen Sie mit dem Hype klar?

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Am 20. Februar tritt Faber im E-Werk in Erlangen auf. Karten für das Konzert gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.

Wenn es so gut läuft, dann ist es natürlich mega schön. Ein Nachteil ist jedoch, dass man dadurch manchmal nicht ganz weiß, wo man gerade steht und wer man ist. Deswegen ist es wichtig, zu beobachten, was so ein Hype mit einem macht. Ob man die ganze Aufregung auch gut verkraftet oder sich dadurch verändert. Natürlich ist es schwer, sich selber von außen zu sehen, wie man auf andere wirkt. Aber ich habe viele ehrliche Leute um mich rum, die mich unterstützen. Man soll schöne Dinge nicht für selbstverständlich halten oder sich daran gewöhnen.

Ihr Debüt-Album "Sei ein Faber im Wind" hat größtenteils sehr gute Kritiken bekommen. Die meisten Rezensenten heben dabei besonders Ihr Alter hervor, weil sie anscheinend nicht fassen können, dass ein 24-Jähriger solche Texte schreibt. Traut man der jungen Generation zu wenig zu?

Absolut. Ich habe mich anfangs sehr gefreut, wenn es da stand, dass ich wie ein 50-Jähriger singe und schreibe. Aber eigentlich ist es wirklich seltsam. Denn nur weil wir jung sind, heißt es ja nicht, dass wir dumm sind. Ich bin 24 Jahre alt und keine vier. Also ich finde nicht, dass man in meinem Alter keine reifen Texte schreiben kann.

Wie ist es denn als Schweizer, durch den weniger wohlhabenden Rest von Europa zu touren?

Eigentlich freut man sich die ganze Zeit darüber, wie nett die Leute sind und wie günstig der Kaffee ist (lacht).

Und wie unterscheidet sich das deutsche Publikum von dem in der Schweiz?

Das Publikum in der Schweiz ist viel zurückhaltender. Es braucht immer ein bisschen mehr Arbeit, bis alle mitsingen oder tanzen. Auch nach dem Konzert ist es da anders. Die Schweizer kommen vorbei, kaufen eine CD, bedanken sich und gehen wieder. Also bloß nicht zu viel Nähe. Anders in Deutschland; da warten viele Leute darauf, ein Autogramm zu bekommen, ein Foto zu machen oder einfach mal zu quatschen.

Sie singen auf Hochdeutsch. Wie wird es denn in Ihrer Heimat aufgenommen ?

Es ist in der Schweiz überhaupt nicht angesagt, auf Hochdeutsch zu singen. Es findet eigentlich fast gar nicht statt. Mittlerweile haben die Schweizer es mir aber ein bisschen verziehen. Seit dem Album sind die Reaktionen wirklich besser geworden. So nach dem Motto "Er darf das". Es ist quasi eine Emanzipation der Schweiz.

In einigen Liedern benutzen Sie ein paar derbe Ausdrücke, die man eher aus dem Hip-Hop kennt und nicht von Singer-Songwritern. War es Ihnen wichtig, damit zu provozieren?

Ich habe einfach immer schon so geschrieben. Ich habe mir nicht überlegt, welche Ausdrücke ich jetzt benutzen soll, um besonders zu provozieren. Es ist auch nicht alles so derb. Es gibt natürlich ein paar harte Stellen auf dem Album. Es gibt aber auch ganz anständige Texte. Aber es ist überraschend, wie sehr das für Aufruhr gesorgt hat.

In den Medien hieß es schnell, mit Ihnen sei wieder der Macho in der Musik zurückgekehrt. Dabei handeln Ihre Lieder auch von Liebeskummer und Zurückweisung.

Ich sehe mich eigentlich auch nicht als Macho. Ich weiß, es kommt daher, dass ich in einem Lied das Wort "Nutte" benutze. Man muss das Wort aber im Kontext des Liedes verstehen. Es ist ein vielschichtiger Song, der sehr humorvoll mit einer Trennung umgeht. In meinen Augen hat das Lied nichts mit Machismus oder Sexismus zu tun. Man hätte ja auch schreiben können, dass mit Faber wieder die Politik in die Pop-Musik zurückkehrt, aber es war wohl nicht sexy genug.

Apropos Politik: Auf Ihrem Album positionieren Sie sich gegen Fremdenfeindlichkeit. Fehlt es den Künstlern in der Popmusik an politischer Haltung?

In meinen Songs mache ich ein wenig Politik - aber ich finde nicht, dass es jeder machen muss. Wenn jemand am liebsten und am besten Liebeslieder schreibt, ist das auch okay. Aber ich finde schon, dass viele Musiker einfach Schiss haben, es sich da mit ihren Fans zu verscherzen und sich deswegen zurückhalten. Das finde ich verkehrt.

Passiert es Ihnen, dass Ihre Songs auch falsch verstanden werden?

Ja, und zwar in alle Richtungen. Bei einer Show in Berlin hat zum Beispiel mal jemand von hinten geschrien: "Für Nazi-Scheiß gibt's kein Applaus" und ist rausgelaufen. Das war schon ein bisschen absurd.

Bevor Sie berühmt geworden sind, sind Sie auf vielen Hochzeiten aufgetreten. Würden Sie solche Auftritte Nachwuchskünstlern empfehlen?

Ja, unbedingt! Gerade für Künstler oder Bands, die wenig Shows haben, sind Auftritte bei Hochzeiten eine tolle Erfahrung. Man lernt mit dem Publikum umzugehen, bekommt Geld und man ist bei einem mega wichtigen Moment dabei. Wenn man es richtig angeht, kann man ganz schnell ganz viel spielen.

Das Gespräch führte Alina Juravel

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