Coburg Rächer mit Witz und Charme

Traumstart für die ersten Sommerfestspiele: Mit viel Humor kämpft der Held von Sherwood Forest im Hofgarten für Gerechtigkeit. Jung und Alt sind von Robin Hood hingerissen.

 
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Coburg - Da fällt er einfach um. Klatscht der Länge nach auf den Boden. Er, der starke, gerechte Held, der sich vor nichts und niemandem fürchtet, ein mächtiger Kämpfer gegen soziale Ungerechtigkeit, der es mit Sheriff und König aufnimmt. Doch da ist diese kleine Schnittwunde am Finger und diese bezaubernd schöne Prinzessin an seiner Seite, die ohnehin schon weichen Knie werden weicher, und der erste Blutstropfen genügt, um aus dem starken Mann mit Pfeil und Bogen ein kleinlautes "Ich-habe-mich-vor-ihr-blamiert"-Geschöpf werden zu lassen. Und ein begeistertes Publikum erneut zum Kampf gegen Lachtränen zu animieren.

Bei strahlendem Sonnenschein feierten am Samstagnachmittag im Coburger Hofgarten die ersten Sommerfestspiele des Landestheaters mit John von Düffels Familienstück "Robin Hood" ihre rundum gelungene Premiere. Unter der Regie von Holger Seitz ist dabei eine witzig-schräge und liebevolle Komödie für Jung und Alt entstanden, die eine gute Stunde lang köstliche Unterhaltung vor traumhafter Kulisse bietet.

Zahlreiche Gags, gepaart mit Klamauk und einer Prise Slapstick, bringen nicht nur die Kleinsten zu glucksendem Lachen, auch für die Erwachsenen ist viel Spaß und Humor dabei. Akrobatik und Artistik in Form von Stock-Fechtkämpfen (Choreografie: Jean-Loup Fourure), Hechtsprüngen, Radschlagen und kurzen Tanzeinlagen runden das Spektakel für Augen und Ohren ab.

Robin Hood (zum Anhimmeln: Valentin Kleinschmidt) macht sich auf, um gegen den Sheriff von Nottingham (aalglatt und arrogant: Thomas Straus) zu kämpfen, der im Auftrag des Königs die Armen und die Bauern ausnimmt. Mit Abenteuerlust, Mut und Übermut stellt er sich den Gefahren und Menschen, die ihm begegnen. Treuer Gefährte, der gegensätzlicher nicht sein könnte, ist ihm hierbei Mitch (amüsant und mimisch köstlich: Thomas Kaschel), der nicht nur mit Leseschwäche ("ein Wettbewerb im Bohnenschießen
?"), sondern auch mit permanenter Angst und schlotternden Knien kämpft. Dieses schauspielerische Dreamteam trifft dabei auf Little John (richtig heldenhaft: Alexander Tröger, der so gar nicht "little" ist) und den herzallerliebsten und nicht besonders geistlichen Mönch Bruder Tuck (wunderbare Paraderolle für den urkomischen Stephan Mertl), der nicht nur den leiblichen und der Körperfülle entsprechenden Genüssen frönt, sondern auch eine sehr weltliche Sprache an den Tag legt: "Halleluja, i hab an Pfeil im Arsch."

Dieses Vierergespann macht sich nun auf, um gegen die Ungerechtigkeit der Welt und vornehmlich in der Gegend um Nottingham zu kämpfen. Robin Hood wird "nach einer Wildschweinerei" für vogelfrei erklärt, Hunger quält das Quartett, Moostee und Baumrindenragout machen nun mal nicht satt, doch die Truppe schwört den Kampf.

Und der gestaltet sich als absolut nicht brutal, sondern sehr kindgerecht und lustig. Da steht das tot geglaubte Wildschwein (höchst amüsant: Boris Stark) mit Pfeil in der Brust doch quiekend wieder auf und galoppiert "oinkend" ins Gebüsch, da werden die Pfeile vom Buchsbaum (ebenfalls Boris Stark) persönlich in die Zielscheibe getragen und da pennen diese gefährlichen Wachen Large und Extra-Large (zum Brüllen komisch: Nils Liebscher und Niklas Scheibli) doch permanent. Und als sie sich als "Poor" und "Extra-Poor" verkleiden, um Robin Hood und seine Mannen zu überführen, geht dies auch noch gehörig schief. Und die Zuschauer erfahren, was königliche Wächter so unter ihrer Uniform drunter tragen. Einer der zahlreichen Beweise für die rundum gelungenen Kostüme, deren Kreativität und Vielfalt Carola Volles zu verdanken ist.

Den grotesken Gipfel der Fröhlichkeit bilden die schöne Prinzessin und Herzensdame Robin Hoods, Lady Marian (herrlich und so gar nicht damenhaft: Alexandra Weis) und ihre Gouvernante (exaltiert, schräg und köstlich amüsant: Eva Marianne Berger). Erstere findet alles "mega" und hat so gar nichts Mittelalterliches an sich, sondern jugendliche Sprache und Schwung. Ihren Angebeteten findet sie genauso faszinierend wie er sie, was sich nun in den Augen des, von "gemeinen Coburger Kerkermücken" gepiesackten königlichen Kindermädchens gar nicht ziemt.

Eingebettet ist die abenteuerreiche Geschichte in die traumhaft schöne Naturkulisse des Hofgartens rund um den Herzog-Alfred-Brunnen, den Bühnenbildner Robert Schrag perfekt in den "Forest" integriert hat. Rechts ein Hochsitz, links das königliche Schloss, der Steg übers Wasser, die zahlreichen Pflanzen und viele liebevolle Details runden das Ambiente harmonisch ab.

Nächste Vorstellungen am 22., 26. und 31. Mai, jeweils um 11 Uhr sowie

am 30. Mai und 1. Juni um 15 Uhr.

Karten gibt es bei der Neuen Presse.

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