Leisten will sich das deutsche Handwerk weiterhin die seit einigen Jahren laufende Imagekampagne, die eine laut Koller deutlich messbare Zunahme an Aufmerksamkeit vor allem auch bei den so wichtigen jungen Leuten gebracht habe. Für den 2020 beginnenden dritten Kampagnenzeitraum seien bundesweit 50 Millionen Euro eingeplant. Auf die HWK Oberfranken entfällt davon mit rund 170 000 Euro pro Jahr in etwa der gleiche Betrag wie zuletzt. Die Vollversammlung stimmte dem einstimmig zu.
Außerdem verkündete Koller, dass für das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk eine zweite Förderphase für die Jahre 2019/20 bewilligt sei. Bislang hätten sich hier schon 7200 Teilnehmer über die Möglichkeiten der Digitalisierung informiert. Hinzu kämen Einzelberatungen für Unternehmen.
HWK-Präsident Zimmer wiederholte in seinem Bericht die Forderung an die Politik, akademische und berufliche Ausbildung auch finanziell gleichzustellen. Wenn Milliarden Euro in die kostenfreie akademische Ausbildung flössen, aber nur Millionen in die berufliche, handle es sich um ein massives Ungleichgewicht. Das sich außerdem auch im Kleinen zeige, etwa wenn Studenten ein hoch subventioniertes Semesterticket für Bus und Zug bekämen, Auszubildende aber nicht. Dabei müsse alles getan werden, um auch das Handwerk attraktiver zu machen. Nur so könne dem Fachkräftemangel begegnet werden. Allein in Oberfranken fehlten derzeit 20 000 Fachkräfte, davon 5000 im Handwerk.
Er habe das Gefühl, dass der Politik so manche Auswirkung ihrer Entscheidungen nicht bewusst sei. Ein Beispiel sei die vieldiskutierte Datenschutzgrundverordnung. Zwar hörten sich 100 Euro im Monat für einen externen Datenschutzbeauftragten zunächst nicht viel an. Doch müsse ein Handwerksbäcker 2000 Brötchen und 150 Brote mehr verkaufen oder ein Friseur gut 40 Haarschnitte mehr machen, nur um diese Kosten zu decken.
Allerdings sieht Zimmer im
Koalitionsvertrag der neuen bayerischen Landesregierung auch viele gute Ansätze. Nur ein Beispiel sei die Stärkung des Meisterbriefs, der nicht nur für ihn eine gleichwertige
Alternative zum Studium sei. 26 der einst 52 Gewerke, in denen vor einigen Jahren die Meisterpflicht abgeschafft worden sei, würden sich aktuell um die Wiedereinführung bemühen. Es habe sich unter anderem gezeigt, dass ohne Meisterzwang deutlich weniger ausgebildet werde. Denn 95 Prozent der Lehrverträge würden in Berufen abgeschlossen, bei denen dafür der Meistertitel Pflicht sei.