Der Historiker und Bezirksheimatpfleger Professor Dr. Günther Dippold erklärt: „1751 hat der Pfarrer von Tschirn bei Kronach seine Gemeinde ermuntert: Trinkt Bier, damit ihr stark werdet für die schwere Arbeit, die im neuen Jahr wieder vor euch liegt.“ Die sei der älteste bekannt Beleg fürs „Stärk’ antrinken“. Dippold betont: „Es muss Bier sein, das aus diesem Anlass genossen wird, scharfe Sachen wie Schnaps entsprechen nicht der Tradition des ’Stärk’ antrinkens’.“ Und es dürfe zudem kein Starkbier sein; denn früher sei dieses erst im Frühjahr gebraut worden. Das „Stärk’ antrinken“ habe etwas Prophetisch-Mystisches: „Am Ende der Weihnachtszeit und der Raunächte macht sich der Mensch für das ganze Jahr stark“, so Dippold. Doch ist dieser Brauch heute nicht etwas degeneriert? Dippold bestätigt dies. Einst sei Stärke für die harte bäuerliche Arbeit gebraucht worden. Diese Stärke benötige der Mensch mit einem Weiße-Kragen-Beruf längst nicht mehr. „Heute ist es oft nur ein reines Saufspiel, nach dem Motto: Wer verträgt am meisten?“, sagt der Bezirksheimatpfleger. Er mahnt, maßvoll zu trinken und achtsam mit dem Lebensmittel Bier und anderen Nahrungsmitteln umzugehen. „Schließlich haben wir es mit einer Droge zu tun“, warnt Dippold. Er zitiert den Arzt Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift.“