„Ach, war das schön damals“, seufzt eine Spaziergängerin in einem Park in Istanbul. Bis heute werden die meisten Türken nostalgisch, wenn sie an den Sieg der türkischen Sängerin Sertab Erener beim Eurovision Song Contest (ESC) vor 20 Jahren zurückdenken. Es war der erste Sieg der Türkei bei dem Liederwettbewerb, und er löste eine wahre Euphorie im Land aus: Die Türkei stand damals an der Schwelle zur Aufnahme von Beitrittsgesprächen mit der Europäischen Union und feierte den Eurovisionssieg als Bestätigung ihrer europäischen Identität. Heute ist das Land nicht nur weiter vom EU-Beitritt entfernt als seit Jahrzehnten, es nimmt seit zehn Jahren gar nicht mehr am Eurovisionswettbewerb teil. Am Vorabend der Wahlen zu Parlament und Präsidentenamt am Sonntag blicken viele Türken wehmütig nach Liverpool, wo das diesjährige Finale ausgetragen wird, und hoffen, dass sie nächstes Jahr auch wieder mitfiebern können.