200 Euro pro Quadratmeter in Breitbrunn Zu teuer für junge Familien?

Günther Geiling
Luftaufnahme des Baugebietes von Süden Foto: /rö-ingenieure gmbh

Die Gemeinde Breitbrunn plant das Baugebiet „Steingasse mit rund 60 Baurechten. Der Quadratmeterpreis steigt, wie nun im Gemeinderat bekannt wurde, steil nach oben. Nun steht die Frage im Raum, wer das bezahlen kann und will.

 
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Wer bauen will, für den sieht es in der Gemeinde Breitbrunn derzeit nicht gut aus, weil keine gemeindlichen Bauplätze zur Verfügung stehen. Nun wurde im Ratsgremium ein erster Planentwurf für eine „nachhaltige, ökologische Bauleitplanung Steingasse“ und Varianten für einen möglichen Bebauungsplan vorgelegt. Das neue Baugebiet soll dabei nach einer ersten Kostenannahme eine Investition von 7,5 Millionen Euro umfassen. Mit Grunderwerb, Vermessung und anderen Kosten machte ein Grundstückspreis in Richtung 200 Euro pro Quadratmeter die Runde.

Architekt Röschert stellte eingangs der Sitzung die Ziele einer „ökologischen und klimaverträglichen Bauleitplanung“ mit der Schaffung eines vielfältigen Wohnraumangebotes und barrierefreien Wohnens heraus. Dazu gehöre eine hohe Wohnqualität, Verknüpfung zwischen Siedlungsraum und Landschaft, Schaffung von klimaregulierenden Grün- und Freiflächen sowie eine umweltgerechte Verkehrserschließung und Begrünung des Straßenraumes. Ebenso soll die Nutzung regenerativer Energien und Regenwassernutzung mit Rückhaltung von Niederschlägen in den Vordergrund gerückt und auch an quartierbezogene Freiräume als Treffpunkte gedacht werden.

Matthias Pröstler von der „rö-ingenieure GmbH“ aus Würzburg ging dann auf die wichtigsten Punkte der Planung ein, die rund 7,5 Hektar umfasst. Er nannte dabei als Variante eine Abbiegespur beziehungsweise Abzweigung von der St 2274 in das Baugebiet in der Nähe des „alten Kellerbruches“, die mit dem Straßenbauamt noch abgestimmt werden müsse. Eine Möglichkeit mit einer Einschleifung der Straße im Bereich der jetzigen Bushaltestelle sei schnell verworfen worden. Noch eine andere Variante wären eine Kreuzung oder ein Kreisel an der Ortseinfahrt auf der Höhe des Abzweigs der Kreisstraße nach Lußberg, die aber ein viel größerer Eingriff wären. Dort stellten die Paknungen eine besondere Herausforderung dar, weil es wegen der Böschung steil nach oben gehe und man nur mit einer Steigung von zwölf Prozent auf die Kuppe komme.

Margit Lang fragte nach, ob dies Option einer Kreuzung inzwischen vom Tisch sei. Sie gab zu bedenken, dass die Kanaltrasse in diesem Teil der Hauptstraße schon jetzt bei Starkregen überlastet sei, was dazu führe, dass Anlieger immer wieder mit Wasser in ihren Kellern zu kämpfen hätten. Architekt Pröstler hielt diese Möglichkeit aber dennoch nicht für ausgeschlossen und bezeichnete es als „charmant“, dass man hier an die bestehende Infrastruktur mit Kanal und Wasser anschließen könne. Während man sonst im Ort ein Mischwassersystem habe, wolle man ja im Trennsystem bauen, das Niederschlagswasser abfangen und nur die Schmutzfracht in den Kanal ableiten. Die Regenwasserrückhaltung müsste man dann zwangsweise mit den Grundstücksbesitzern regeln. Südlich der neuen Siedlung müsse für das Oberflächenwasser ein großes Regenrückhaltebecken angelegt werden.

Diskutiert wurde auch der Vorschlag, den „Steinbruchsweg“ nicht als Verbindungsweg in die zukünftige Siedlung beizubehalten. Cynthia Derra kritisierte, dass damit die direkte Verbindung von der Hauptstraße in die Natur und Landschaft wegfalle und dies ein großer Einschnitt für alle Bürger der unteren Hauptstraße darstelle. Viele würden diesen Weg auch heute noch nutzen.

Als weiterer Zwangspunkt ziehen sich zwei Hochspannungsleitungen beziehungsweise Stromtrassen durch das zukünftige Baugebiet. Hier gilt es, Abstände einzuhalten und vor allem die öffentlichen Straßen unter diese zu legen. Dies wirkt sich natürlich auf die Straßenführung und die Einteilung der Baugrundstücke aus. Die Grundstücke seien in der Regel mit einer Fläche zwischen 740 und 840 Quadratmetern vorgesehen. Für den Straßenraum müsse von einer Breite von 5,55 Metern ausgegangen werden.

Auf Nachfrage aus dem Ratsgremium wurde zu der Abwicklung der Baumaßnahme eine Kostenannahme bekannt gegeben. Demnach sei für den Herstellungsaufwand für die Grundstücke mit 150 Euro pro Quadratmeter zu rechnen. Nicht enthalten seien darin aber noch der Grundstückspreis, Grunderwerb und andere damit zusammenhängende Kosten, sodass aus dem Ratsgremium die Summe von 200 Euro/qm genannt und die Frage gestellt wurde, ob sich junge Familien solche Preise noch leisten könnten. In der letzten Siedlung am „Kirchweg“ lagen die Kosten noch bei 65 €/qm. Angesichts dieser Zahlen kam auch die Frage auf, ob man die Planung auch in Teilabschnitten verwirklichen könnte. In diesem Vorgehen wurden aber vom Planungsbüro Probleme gesehen, weil man bestimmte Bereiche auch im Ganzen planen und ausführen müsse und auch von der Verwaltung her Vorgänge aus dem Erschließungsrecht zu beachten seien.

Bürgermeisterin Ruth Frank meinte, „dass wir jetzt hinsichtlich der Varianten und dem Kostenaufwand in uns gehen müssen. Dabei müssen wir uns auch fragen, ob es das ist, was wir wollen? Ist es unserer Situation angemessen und sind wir gewillt, in dieser Planung weiterzugehen?“ Der Gemeinderat hat nun die Aufgabe, sich für die entsprechenden Varianten und die günstigste Erschließung zu entscheiden sowie dem Planungsbüro weitere Vorgaben zu machen.

In einem weiteren Punkt des Gemeinderates Breitbrunn ging es um eine Grundsatzentscheidung über die Beauftragung eines Sturzflut-Risikomanagements für die Gemeinde Breitbrunn Bürgermeisterin Ruth Frank führte dazu aus, dass die Regenereignisse mit Starkregen in den nächsten Jahren um 50 Prozent zunehmen im Vergleich der durchschnittlichen Werte der letzten Jahre. „Es geht darum, wie gut wir vorsorgen und solche Phänomene minimieren wollen. Wir haben es in der Gemeinde schon erlebt und wollen hiermit etwas anstoßen.“ Darüber entspannte sich eine längere Diskussion und Cynthia Derra erinnerte an einen Antrag, dass man die Punkte abstimmen wollte. Eigentlich gehe es um den Brennpunkt in Lußberg und hier sollte ein Vergleich vorgelegt werden, wie sich die Kosten verhielten bei einer Fördermaßnahme oder wenn die Gemeinde von sich aus eine Lösung angehe. Dies sei aber nicht geschehen. „Schließlich geht es auch darum, die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde im Blick zu halten. Erst die Brennpunkte angehen, die wir schon kennen.“ Ähnlich sah es auch Stefan Greul, der ergänzte „wir wollten schon einmal diskutieren, was wir tun wollen.“

Bürgermeisterin Ruth Frank wollte es nicht auf die Brennpunkte reduzieren, weil sich das Klima einfach verändere und es um eine Gesamtschau gehe. Schließlich befürwortete der Gemeinderat die Erstellung eines „Sturzflutrisikomanagements für das gesamte Gemeindegebiet“ mit Begrenzung eines Kostenaufwandes auf 200 000 Euro, an dem die Gemeinde mit 50 000 Euro für die Bauleitplanung beteiligt ist.

Bei einem Vorbescheid für den Neubau eines Einfamilienhauses am Rosenberg wurde auch die Überlegung ins Spiel gebracht, ob dies Außenbereich wäre. Das betroffene Grundstück verfüge momentan über keinen Kanal- und Wasseranschluss. Die Kosten wären dann vom Antragsteller zu tragen. Außerdem stelle sich hier die Frage, ob nicht auch das Problem weiterer Bauplätze für den Ortsteil Lußberg damit bedacht werden müsse. gg

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