200 Jugendliche führen Carmina Burana auf Hennings Herzensprojekt

„Carmina ist purer Groove!“: Jochen Kästner versteht die jungen Sängerinnen und Sänger bei der Probe in der Aula des Casimirianums für Orff zu begeistern. . Foto: Dieter Ungelenk

200 Jugendliche aus Coburg und Palma de Mallorca führen im Sommer Carl Orffs „Carmina Burana“ auf. Das große Gemeinschaftsprojekt von sechs Chören und Profis ist das Vermächtnis des Journalisten und Musikers Henning Schuster.

 
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Diesen Ruf kann die Schicksalsgöttin gar nicht überhören: 200 junge Kehlen werden „O Fortuna“ in den hellsten Tönen beschwören und damit auch jene aufhorchen lassen, die mit „Klassik“ oder lateinischer Lyrik nichts am Hut haben. Der mächtige Chorsatz, mit dem Carl Orffs „Carmina Burana“ beginnt und endet, hat schließlich als Filmmusik (z. B. „Excalibur“) Weltkarriere gemacht und verleiht Boxkämpfen ebenso wie Whisky-Werbung höhere Weihen. Live ist die Orff-Kantate im Sommer in Coburger Landen zu erleben – und in der Nachbarschaft: Sechs Chöre werden die „Carmina Burana“ gemeinsam mit professionellen Vokalsolisten, Percussionisten und zwei Pianisten am 19. Juli im Schloss Tambach und tags darauf im Gesellschaftshaus Sonneberg aufführen.

„Es ist ein Mega-Projekt!“, strahlt Jochen Kästner, der sich die musikalische Leitung mit seiner Frau Johanna Kästner und Sabine Kubik teilt. Seit Herbst bereiten die drei Musikpädagogen ihre Ensembles auf das Event vor: Neben den Schulchören des Arnold-Gymnasiums Neustadt/C. und der Coburger Gymnasien Albertinum und Casimirianum sind die Vocalholics mit im Boot, die aus dem Kinderchor des Fränkischen Sängerbundes hervorgegangen sind. Auch der Chor Plenty Good aus Großgarnstadt wirkt mit. Im Rahmen ihrer Schulpartnerschaft mit den Neustadter Arnoldinern verstärken sogar Schülerinnen und Schüler aus Palma de Mallorca den stattlichen Klangkörper, der auf der Zielgeraden bei drei gemeinsamen Proben zusammenwachsen soll.

Foto: nectv

Derjenige, der sie alle zusammengeführt und das ehrgeizige Vorhaben auf den Weg gebracht hat, kann die Aufführung nicht mehr miterleben: Initiator Henning Schuster ist im vergangenen Herbst im Alter von 54 Jahren verstorben. „Es war sein Herzensprojekt. Noch kurz vor seinem Tod hat er uns darum gebeten, dass es auch ohne ihn über die Bühnen gehen soll“, erklärt Jochen Dotterweich, Programmleiter von nectv.

Der Neustadter Lokalsender war häufig Medienpartner des von Henning Schuster geleiteten Friedensmuseums Meeder. In seiner Heimatgemeinde und in Bad Staffelstein wollte der musikbegeisterte Journalist und Percussionist Orffs modernen Klassiker ursprünglich zum Klingen bringen: „Carmina in foro“ (auf dem Markt) als musikpädagogisches Großprojekt mit Jugendlichen und Profis war auch als mutmachendes Signal nach dem kulturellen Einbruch durch die Pandemie gedacht.

Dieses Vermächtnis wird nun mit vereinten Kräften erfüllt. Der Verzicht auf Open-Air-Aufführungen erleichtert die Organisation und spart Kosten. Dennoch können insgesamt rund 1000 Menschen die beiden Aufführungen miterleben: Die Galerie von Schloss Tambach bietet etwa 600 Plätze, das Gesellschaftshaus Sonneberg zirka 400. Hier wird das Konzert unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Heiko Voigt ein Höhepunkt der 675-Jahr-Feier der Stadt.

Johanna und Jochen Kästner Foto: Dieter Ungelenk

„Die Carmina Burana aufzuführen, ist der Traum für jeden Schulmusiker“, schwärmt Johanna Kästner. Weil die Originalfassung die Möglichkeiten von Schulorchestern doch überfordern würde, wird die reduzierte Version des Orff-Schülers Wilhelm Killmayer einstudiert, in der zwei Konzertpianisten und sechs Percussionisten den Instrumentalpart übernehmen. Den Laien-Chören wird einiges abverlangt: „Das ist nichts, was man einfach vom Blatt singt“, erklärt die Musikpädagogin Kästner. Jede Probe beginnt mit Stimmbildung, bevor es an die 25 Lieder geht, in die Carl Orff die lebensprallen mittelalterlichen Dichtungen gefasst hat.

Vor dem rund einstündigen Hauptwerk wird ein zeitgenössisches Werk die Konzerte eröffnen: Die Kantate „In These Stones Horizon Sings“ des Briten Karl Jenkins zeigt Anklänge an Orff, erklärt Jochen Kästner – und dürfte mit ihren „Herr der Ringe“-Klängen das Publikum in ihren Bann ziehen.

Infos

Vorverkauf
Ab 2. April bei der Neuen Presse, Steinweg 51, Tel. 09561/850170www.lesershop-online.de und bei allen Eventix-Vorverkaufsstellen

Unkostenbeitrag:
15 Euro für Erwachsene, 8 Euro für Schüler / Studierende Termine: 19. Juli Schloss Tambach, 20. Juli Gesellschaftshaus Sonneberg Beginn jeweils 19.30 Uhr Mitwirkende
 Schulchöre des Arnold-Gymnasiums Neustadt/C., der Coburger Gymnasien Albertinum und Casimirianum, Vocalholics e.V., Plenty Good e.V., Schülerinnen und Schüler aus Palma de Mallorca Gesangssolisten:
Rannveig Karadottir, Sopran, Peter Aisher, Tenor, Jasper Lampe, Bariton Klavier:
Michael Ebert, Michael Schleicher Leitung:
Johanna & Jochen Kästner, Sabine Kubik

Das Werk

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