2023 schlägt Krise zu Rezession ist greifbar nahe

Jürgen Umlauft
Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft warnt vor einem deutlichen Abflauen der Konjunktur und der Wirtschaftsleistung. Foto: picture alliance / dpa/Patrick Pleul

Der Verband VBW ist überzeugt, dass im kommenden Jahr die Wirtschaftsleistung schrumpfen wird.

 
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Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW) sieht das bayerische Wirtschaftsmodell in seiner Existenz bedroht. „Die Lage hat sich in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich verschlechtert, es bewegt sich aus unserer Sicht senkrecht nach unten“, erklärte VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt am Freitag vor Medienvertretern. „Wir laufen in eine Krise, die existenzbedrohend für unsere Unternehmen, unsere Wirtschaftsstruktur und den Wirtschaftsstandort Bayern insgesamt ist“, fügte er an. Dies sei „kein Alarmismus, sondern eine rationale Analyse“. 2023 sei eine Rezession sicher, „für 2024 schaut es nicht besser aus“. Der Winter 2023/24 könne noch schwieriger werden als der bevorstehende.

Brossardt sprach von einem „Krisen-Cocktail“, der sich über Industrie, Mittelstand und Handwerk zusammenbraue. Zu den schon jetzt hohen Energiepreisen und den Lieferengpässen kämen nun noch die sich abzeichnende Energieknappheit und ein Anstieg der Rohstoffpreise. „Das alles auf einmal hatten wir noch nie“, sagte Brossardt. In der bayerischen Industrie würden gerade Aufträge verschoben oder storniert oder die Produktion an ausländische Standorte verlagert. „Da kommt gerade etwas ins Rutschen“, berichtete Brossardt. In manchen Unternehmen gebe es ernsthafte Überlegungen, den Betrieb komplett ins Ausland zu verlagern.

In Mittelstand und Handwerk drohten Betriebsaufgaben und Insolvenzen. Diese belaste der Mix aus hohen Kosten und der inflationsbedingten Kaufzurückhaltung der Konsumenten. Gerade im Handel bestehe die große Gefahr von Konkursen. Im Hotel- und Gaststättengewerbe, das sich noch nicht von den Corona-Lockdowns erholt habe, sähen sich 60 Prozent der Betriebe in ihrer Existenz gefährdet. Zudem stottere das Baugewerbe als langjähriger Konjunkturmotor. Hier kämen zu den Materialengpässen die gestiegenen Zinsen, wegen derer Bauprojekte storniert oder verschoben würden.

Als Gegenmaßnahme forderte Brossardt zunächst Unternehmen und vor allem Privathaushalte zum konsequenten Energiesparen auf. „Alle müssen schauen, ob da nicht noch mehr getan werden kann“, sagte er. Um das Stromangebot zu erhöhen, müssten die drei in Deutschland noch laufenden Atomkraftwerke bis mindestens Ende 2024 im Regelbetrieb am Netz bleiben und große Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen werden. „Nicht nur ankündigen, sondern machen“, lautete Brossardts Appell an die Politik. Außerdem müssten die Pläne für einen Gas- und Strompreisdeckel umgehend umgesetzt werden. Ergänzend forderte Brossardt, die Energiesteuern abzusenken. Um Firmen liquide zu halten, müssten deren Steuervorauszahlungen vorübergehend ausgesetzt werden.

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