Ein Ende der Preisrunde ist vorerst wohl nicht in Sicht. "Dieser Anstieg wird sich auch in den kommenden Monaten weiter verfestigen", erwartet Valerian Vogel von Verivox für die Entwicklung beim Strom. Auch Check24 geht bei der Grundversorgung "zunächst von weiter steigenden Strompreisen aus". Auch beim Gas sollten die Verbraucher nicht mit Preissenkungen auf breiter Front rechnen, hieß es bei Check24.
Die Verbraucher bekommen beim Strom mit Verzögerung die im vergangenen Jahr gestiegenen Beschaffungspreise der Versorger zu spüren. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur lag der Großhandelspreis für Strom im Durchschnitt des vergangenen Jahres um rund 30 Prozent über dem Durchschnittspreis für 2017.
In den vergangenen Monaten hat sich der Anstieg an der Strombörse allerdings verlangsamt und lag unter den Höchstwerten vom Herbst 2018. "Seit dem Höchststand im Oktober 2018 ist der Preis an der Leipziger Strombörse zur Lieferung im Jahr 2020 um etwa 10 Prozent gesunken", sagte Fabian Huneke vom Berliner Beratungsunternehmen Energy Brainpool. Noch stärker hätten allerdings die Kosten für Kohle und Gas nachgegeben. Sie seien im gleichen Zeitraum sogar um 20 Prozent gefallen. Auch die nach dem warmen Winter in Deutschland für diese Jahreszeit ungewöhnlich gut gefüllten Gasspeicher wirkten preisdämpfend.
Der Großhandelspreis für Strom hat diese Entwicklung aber nur zu einem Teil mitgemacht. "Das liegt auch an dem nach wie vor hohen Preisniveau der CO2-Zertifikate von über 20 Euro je Tonne", betonte Huneke. Stromerzeuger müssen solche Verschmutzungsrechte besitzen, deren Preise im vergangenen Jahr kräftig gestiegen waren.
Die Rohstoffkosten machen nur etwa 18 Prozent des gesamten Strompreises aus. Fast 55 Prozent entfallen auf Steuern und Abgaben, dazu gehört auch die Ökostrom-Förderung. Ein weiteres knappes Viertel ist für die Kosten der Stromnetze fällig. Auf den Preis für den Haushaltsstrom hat der Rückgang bei den Großhandelspreisen nach Einschätzung von Huneke deshalb vorerst keine Auswirkungen. "Dafür sind die Rückgänge zu gering", sagte der Experte.
Der Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, Klaus Müller, forderte die Bundesregierung auf, endlich eine Strompreisreform anzugehen. Dazu sollten die weitgehende Abschaffung der Stromsteuer sowie die Finanzierung der Ausnahmen für die Industrie von der EEG-Umlage aus Steuergeldern gehören, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). Auch der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Martin Neumann, forderte eine Senkung der Stromsteuer, um die Verbraucher zu entlasten. Außerdem müssten die Stromnetze schneller ausgebaut werden.