2G-plus und die Folgen Ein Viertel Kultur

Wird abgesagt: Die neue Truhenorgel von St. Moriz wollte Peter Stenglein beim Adventssingen am Sonntag vorstellen. Das Konzert muss ebenso entfallen wie das Weihnachtsoratorium des Bachchors. Foto: /St. Moriz

Die neuen Coronaregeln stellen Veranstalter vor massive Probleme. Viele Events werden abgesagt oder erneut verschoben. Das Landestheater spielt weiter – vor lichten Zuschauerreihen.

 
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Coburg - In den Kultur-Kontoren laufen die Drähte heiß – und die Köpfe. Die Verschärfung der Corona-Regeln, die seit Mittwoch nurmehr die Nutzung eines Viertels der zur Verfügung stehenden Plätze erlaubt und 2G-plus-Nachweise verlangt, stellt Veranstalter vor immense Probleme. Die Rentabilität der Aufführungen ist die eine Sache – der Umgang mit den Kunden die andere: Was tun, wenn bereits mehr als 25 Prozent der Karten verkauft sind?

Im künstlerischen Betriebsbüro des Coburger Landestheaters tüfteln sie seit Tagen fieberhaft an einer Lösung, an der Kasse und online konnten deshalb vorübergehend keine Karten gebucht werden. Fest steht: Der Spielbetrieb soll weiterlaufen, doch der Spielplan muss umgebaut werden. „Es wird tief greifende dispositorische Änderungen geben“, erklärt Anne Gladitz, Mitarbeiterin für Kommunikation und Marketing.

Gut ausgebuchte Vorstellungen müssen abgesagt und im 25-Prozent-Format neu angesetzt werden, „wir wollen die Zuschauer ja nicht auswählen“, so Gladitz. Die Freitagsvorstellung „Draußen vor der Tür“ wurde deshalb bereits storniert. Glück haben die Operettenfans: Die Premiere des Strauß-Evergreens „Wiener Blut“ kann am Sonntag planmäßig über die Bühne gehen – und ist in Anbetracht des Zuschauerlimit von 25 Prozent restlos ausverkauft. Besucherinnen und Besucher müssen allerdings die 2G-plus-Regeln beachten und offiziell bestätigte Negativ-Tests vorweisen (siehe Infokasten).

Aus ebendiesem Grund wird das Adventssingen in der Morizkirche entfallen: „Nachdem nun 2Gplus angesetzt ist, haben wir uns schweren Herzens entschlossen, das geplante Adventssingen am 1. Advent um 16 Uhr abzusagen. Der organisatorische Aufwand wird uns für beide, Besucher und Veranstalter, unverhältnismäßig hoch“, erklärt Stadtkantor Peter Stenglein. Damit, so merkt er an, „leisten wir der Bitte des Bundespräsidenten Folge und tragen unseren Teil dazu bei, dass Kontakte möglichst beschränkt werden“. Bereits zuvor hatte er die geplante Aufführung des Weihnachtsoratoriums mit dem Bachchor am 3. Adventssonntag abgesagt. Das Eintrittsgeld gibt es dort zurück, wo die Karten erworben wurden.

Noch Hoffnung gibt es für die Reihe „Musik bei Kerzenschein“, die an den Samstagen im Advent (4., 11., 18. Dezember) geplant ist: „Wir warten ab, was in der kommenden Woche gilt, welche Regeln dann bestehen“, so Stenglein. Vielleicht kann er bei einer dieser Matineen das jüngste Mitglied der „Instrumentenfamilie von St. Moriz“ vorstellen, die eigentlich beim Adventssingen ihr Debüt feiern sollte: die neue Truhenorgel von Johannes Rohlf. Die transportable kleine Schwester der monumentalen Schuke-Orgel eignet sich vor allem für kammermusikalische Formate, zur Begleitung des Chores oder einer kleinen Gottesdienstgemeinde. Der Sound der hölzernen Pfeifen kann sich hören lassen, schwärmt der Organist: „Ich bin ganz begeistert“.

Nahezu ausverkauft war das Weihnachtskonzert des Verein e.V. im HUK-Foyer. „Nicht einmal die 2Gplus-Vorgabe hatte zu einem Einbruch bei den Buchungen geführt“, erklärt Musikvorstand Uwe Friedrich. Doch nun musste er das Konzert mit „Bozen Brass“ am 13. Dezember abermals absagen: „Bei der nun erlaubten Auslastung von 25 Prozent wäre nur ein Bruchteil der Besucher in den Genuss des Weihnachtskonzertes gekommen.“ Die Veranstaltung wird nun ein weiteres Mal um ein Jahr verschoben.

Täglich klaffen mehr Lücken im Veranstaltungskalender des Kongresshauses Rosengarten. „Viva Voce am vergangenen Samstag war vermutlich das letzte große Konzert in diesem Jahr“, fürchtet Sebastian Sonntag, Leiter des Bereichs Veranstaltungen. Pippi Langstrumpfs Plünderung des Weihnachtsbaums am 27. November wurde ebenso gecancelt wie das Tarzan-Musical am 15. und 16. Dezember, das Gastspiel von „Hoamboy“ Harry G. am 1. Dezember, der Comedy-Abend mit Özcan Cozar am 2. Dezember und das Ballett „Nussknacker“ am 30. Dezember, weitere Absagen dürften folgen, fürchtet Sonntag. Er sieht in der aktuellen Situation ein besonderes Dilemma für die Veranstalter, da es sich ja um keinen eigentlichen Lockdown handelt, „sie haben keine Möglichkeit, aus den Verträgen rauszukommen“. Terminverschiebungen werden deshalb kostenlos ermöglicht.

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