Aber auch Unternehmen hätten schnell Interesse am Kauf von Mauer-Teilen gezeigt, sagt Thiele. Nationale und internationale Unternehmen wandten sich an die DDR-Botschaften und das Außenhandelsministerium und boten hohe Summen. Die DDR-Regierung wusste ebenfalls um den Wert der Mauerteile und stieg schließlich in das Geschäft ein. Sie gründete die Limex-Agentur, die Auktionen durchführte - eine davon erfolgreich in Monaco.
Aber in den Wirren der Wendezeit samt Währungsreform und Deutscher Einheit kam das DDR-Geschäft mit der Mauer nicht so richtig in Fahrt, wie Thiele sagt. Ab Sommer 1990 wurde die Mauer dann abgerissen und vielfach als Baumaterial verwendet.
Vom Symbol der Teilung zum Symbol der Freiheit
Aber warum kaufen viele Touristen noch heute, 35 Jahre später, Einzelteile der Mauer in auf Plexiglas oder in einer Schneekugel geklebt? Ein Mauerstein im Plexiglasbogen der Größe L kostet auf der Homepage von Berlin Souvenirs 17,90 Euro - inklusive Echtheitszertifikat. "Bestellen Sie jetzt ein Stück Geschichte!" heißt es.
Alexandra Hildebrandt leitet das Mauermuseum am Checkpoint Charlie in Berlin - ein Ort über die Flucht aus der DDR und den friedvollen Kampf für die Menschenrechte genau dort, wo früher Grenzsoldaten standen.
Sie verweist vor allem auf den Wandel, den die Bedeutung der Mauer erfahren habe: "So lange sie stand, war sie ein Symbol der Teilung", sagt Hildebrandt. Heute sei sie ein Symbol der Freiheit. Auch Cornelia Thiele betont, dass die Grenze mittlerweile ein positives Symbol sei, ein Symbol der Überwindung.
Ohnehin gewinne die Mauer an Bedeutung. Angesichts des neuen Kalten Kriegs und des Heißen Kriegs zwischen Russland und der Ukraine gerate die Mauer wieder in den Fokus. Für die Souvenir-Verkäufer ist das eine gute Nachricht. Nachschub dürfte es noch lange geben. Unheimlich viele Mauerteile seien in privatem Besitz, nach und nach kämen immer mehr von ihnen auf den Markt, sagt Thiele.