50 Jahre Gebietsreform Coburg feiert Klöße und Stadtteile

Der Klößmarkt ist am Donnerstag mit einem Besucheransturm fulminant gestartet. Er bot am Abend den Rahmen, um die Eingemeindung von Beiersdorf, Creidlitz, Löbelstein, Lützelbuch, Scheuerfeld, Seidmannsdorf und Rögen vor 50 Jahren zu feiern. Dabei wurde auch die neue Chronik von Stadtheimatpfleger Christian Boseckert vorgestellt.

 
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Der Coburger Klößmarkt ist am Donnerstag fulminant gestartet. Zur Mittagszeit standen Gäste Schlange vor den Ausgabestellen für Kloß, Soß’ und Braten. Aber es gibt bis einschließlich Sonntag auch andere Spezialitäten rund um Klöße, neben der Bratwurst das kulinarische Aushängeschild der Vestestadt.

Am Abend bot der Klößmarkt den Rahmen, um ein besonderes Jubiläum zu feiern: die Eingemeindung von Beiersdorf, Creidlitz, Löbelstein, Lützelbuch, Scheuerfeld, Seidmannsdorf und Rögen vor 50 Jahren nach Coburg sowie die Gründung der Bürgervereine in diesen sieben Orten. Oberbürgermeister Dominik Sauerteig betonte, alle Stadtteile seien Coburg „lieb und wert und teuer“. Wobei er persönlich „ganz eindeutig die Betonung auf lieb und wert lege – da wird nämlich insgesamt liebenswert draus“, sagte der OB.

„Romantische Stadtteile“

Er begründete dies damit, dass im Zusammenwirken „einer lebendigen Innenstadt und liebenswerten, zum Teil ja fast schon romantischen Stadtteilen“ die besondere Lebensqualität von Coburg entstehe. Diese spüre man, „sobald wir vom Itzgrund oder von der Autobahn aus die Veste Coburg vor uns erblicken“. Ihm sei es ein Herzensanliegen, deutlich zu machen: „Für mich als Oberbürgermeister findet Coburg nicht nur innen statt, sondern genauso draußen in den Quartieren und Stadtteilen“. Nur im Zusammenspiel von Kernstadt und Stadtteilen entstehe die „absolut unvergleichbar liebens- und lebenswerte Stadt Coburg“.

Dominik Sauerteig würdigte die Arbeit der Bürgervereine in den Quartieren und Stadtteilen Coburgs. Das ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger stehe „für den Geist von Miteinander, für Gemeinsamkeit, Geschlossenheit und Kooperation anstatt purer Vertretung von Einzelinteressen oder ausschließlich rückwärtsgewandter Kritik“ sowie für vielfältige Aktivitäten im geselligen Bereich. Der OB erinnerte an Dorfweihnachten, Backofenfeste oder den legendären Fasching „6 in Ost“. In der Summe bilde das eine aktiv gelebte Dorfgemeinschaft „und damit die perfekte Verbindung aus einstmals selbstständigen Gemeinden und nunmehr in das Oberzentrum eingebundenen Stadtteilen“.

Politisches Sprachrohr

Die Bürgervereine seien aber auch das politische Sprachrohr der Interessen der Stadtteile. Dies gelte für die alltäglichen Probleme, die thematische Ausgestaltung von Bürgerversammlungen und die Vorbereitung der Stadtteilspaziergänge, die er als neues Format der Bürgerbeteiligung auf den Weg gebracht habe. Diese starke Stimme zu schaffen sei in den Diskussionen um mögliche Eingemeindungen 1970 und 1971 ein großes Anliegen in den ehemals eigenständigen Kommunen gewesen. „Denn es gab doch Angst, mit den örtlichen Interessen im großen Coburg unterzugehen, wenn es keinen eigenen Gemeinderat mehr gibt“, so der Oberbürgermeister in seinem Rückblick. Deshalb habe man „natürlich auch kräftig geschachert und gepokert, zum Teil mit einer dauerhaften Eingliederung in den Landkreis geliebäugelt und so allerorten eine ganz schöne Mitgift herausgehandelt“. Dominik Sauerteig nannte die Rolf-Forkel-Halle in Lützelbuch, die durchgängige Straßenbeleuchtung in Scheuerfeld, die Sicherung von Schul- und Feuerwehrstandorten und Sonderrechte wie Verbilligungen bei der Hundesteuer oder das Recht auf Hausschlachtungen. Die Angst, mit den Interessen vor Ort unterzugehen, habe sich nicht bewahrheit. Das sei den Bürgervereinen in allen Stadtteilen und Quartieren zu verdanken. Auch für die heutige Stadtspitze bleibe der kurze Draht dorthin „extrem wichtig“.

Riesige Investitionen

In den 50 Jahren der Zugehörigkeit zur Stadt Coburg habe sich aus Sicht des Oberbürgermeisters vieles positiv verändert. Er hoffe, dass dies dort genauso gesehen werde, „wenngleich dem Stadtrat natürlich bewusst ist, dass weiterhin viele Wünsche offen sind, die Schritt für Schritt im Rahmen des Machbaren abzuarbeiten sind“. Sauerteig bat aber auch darum, „die riesigen Investitionen der Stadt Coburg zu sehen“, von denen alle profitieren würden: Kanalisation, Straßen, Bürgersteige, Radwege, Spielplätze, Betreuungseinrichtungen für Kinder und Senioren oder die Anbindung an das Stadtbusnetz. Die Finanzierung all dessen hätte die ehemals selbstständigen Gemeinden „doch zweifelsohne überfordert“.

Der Oberbürgermeister sagte auch im Namen der Bürgermeister Hans-Herbert Hartan und Can Aydin sowie des Stadtrats zu, „dass der Wille zur Stärkung unserer Stadtteile natürlich auch heute noch da ist und auch in Zukunft bestehen wird“. Deshalb habe Dominik Sauerteig als Sofortmaßnahme in seinem ersten Amtsjahr 2020 Stadtteilbudgets einrichten lassen, um unkompliziert und selbstbestimmt vor Ort kleinere Projekte voranbringen zu können. Langsam sei spürbar, „wie dieses neue Instrument angenommen wird und wirkt“. Der Oberbürgermeister betonte, „wenn wir unsere Stadt nachhaltig liebens- und lebenswert weiterentwickeln wollen, brauchen wir alle mit an Bord zwischen Glend und Creidlitz, zwischen Beiersdorf und Neu- und Neershof – und genauso auch unsere Innenstadt“. Sauerteigs Fazit: „Die Eingemeindungen haben nicht die Stadt Coburg gestärkt, sondern zu einer Stärkung in den Stadtteilen und damit eben in der gesamten Stadt geführt.

Neue Stadtteil-Chronik

Bei der Jubiläumsfeier stellte Stadtheimatpfleger Christian Boseckert die Chronik zum Eingemeindungsjubiläum vor (Neue Presse vom Mittwoch). Das Buch steht auf der Internet-Homepage der Stadt Coburg auf Wunsch des OB kostenlos zum Download bereit.

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