800 Jahre Lauenstein Gruseliger Geburtstagsgruß

Heike Schülein

An zwei Tagen wurde auf der Burg Lauenstein Theater gespielt. Famose Darsteller sorgten für allerhand „Schrecken auf Schloss Casterly“.

 
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„Er lag da hinten im Gang. Es war schrecklich, dunkel, voller Blut und Fetzen. Ich hielt es für verschüttete Tomatensuppe und dann mittendrin ein Fuß – und ein Rest von einem Menschen, als hätte ihn ein riesiges Tier zerrissen.“ Hysterisch schreiend weist Lady Augusta auf das Fundstück in ihrer Hand, einen abgetrennten Fuß...

Wolfgeheule, markerschütternde Schreie, Vampire und Werwölfe, eine verschwundene Mumie und ein Toter nach dem anderen: Die ehrwürdige Burg Lauenstein wurde am Freitag sowie Samstag Schauplatz unheimlicher Ereignisse. Hauptprotagonistin der schaurig-lustigen Gruselkomödie war die Amateur-Archäologin Lady Asmodena (Jessica Stauch). Die – auch einem guten Tröpfchen nicht abgeneigte – Schlossherrin, deren niedere Triebkraft sich erst am Ende des Stückes offenbart, erhält in England um das Jahr 1920 eine Kiste mit wertvollem Inhalt: eine Mumie aus Ägypten. Doch kaum hat das wertvolle Stück, transportiert von zwei finsteren Gestalten, ihren Landsitz erreicht, geschehen seltsame Dinge. Menschen sterben auf mysteriöse Weise. Hat sich die Mumie gar aus ihrem Schlaf erhoben?

Ein dunkler Fluch

Oder steckt hinter all dem Asmodenas geheimnisvolle Nichte, die zauberhafte Lady Augusta (Sophia Pfister), die an einer fremdartigen Krankheit leidet und sich sicher ist, ein Lady-Wolf zu sein? „Auf mir lastet ein dunkler Fluch: In jeder Vollmondnacht und die Nacht davor und die Nacht danach, wenn diese auf einen Dienstag fällt, an dem es nicht regnet, verwandle ich mich in ein wildes blutrünstiges Ungeheuer.“ Hilfe verspricht der Wissenschaftler alter Schule, Dr. Darwin Jones (Peter Schwarzmeier), der – kaum gerufen – den Landsitz erreicht. Dort begibt er sich sogleich am geöffneten Mumien-Sarg an die Arbeit und untersucht dessen für die Zuschauer stets verborgen bleibenden Inhalt, beträufelt denselben mit verschiedenen Tinkturen aus Fläschchen und denkt immer wieder nach. Und was hat es mit dem undurchsichtigen Stiefsohn von Lady Asmodena, dem jede Menge Süßholz raspelnden Charmeur Algernon (Max Heyder) auf sich, der beide Frauen umschmeichelt? Fragen über Fragen bis hin zum überraschenden, wahrlich blutrünstigen Ende.

Nach langer Pause wurde am Wochenende im Rahmen der 800-Jahr-Feier von Lauenstein endlich wieder Theater im Burginnenhof gespielt. Vor der grandiosen Kulisse trutziger Burgmauern verbrachten die Zuschauer zwei vergnügliche, unbeschwerte Abende. Unter der Regie von Jan Welsch, der das zugrunde liegende Theaterstück „Das Horrorkabinett“ anpasste und auch – als Anspielung auf „Game of Thrones – in „Schrecken auf Schloss Casterly“ umbenannte, kam die temporeiche Inszenierung glänzend beim Publikum an.

Langer Beifall

Wenngleich das Skript die ideale Vorlage für einen kurzweiligen Theaterabend bot, waren es doch die glänzend aufgelegten Darsteller, die dem Stück erst richtig Leben einhauchten. Die vier n Akteure agierten mit so viel Spielwitz und auch Spontanität, dass die Zuschauer aus dem Lachen gar nicht mehr herauskamen. Langanhaltender Beifall war für die Schauspieler der schönste Lohn.

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