99:95 in Göttiingen Spektakuläres Saisonfinale

Mit Durchsetzungsvermögen zeichnete sich Matt Tiby (links) aus. In Zweikämpfen wie diesem gegen Marvin Omuvwie zwang er die Göttinger zu neun Fouls, die ihm 13 Freiwurf-Chancen einbrachten. Die dabei erzielten elf Treffer machten rund die Hälfte der 23 Punkte des Topscorers aus. Die Göttinger Distanzwerfer Foto: Imago/Peter Mularczyk

Mit dem vierten Sieg in Folge und auf dem zehnten Tabellenplatz hat Medi Bayreuth einen positiven Schlusspunkt unter die schwierige Saison in der Basketball-Bundesliga gesetzt. Zum Finale gelang am Sonntag bei der BG Göttingen mit 99:95 sogar ein spektakulärer Erfolg.

 
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Basketball - Zu viel sollte man nicht erwarten, wenn es im letzten Spiel einer Saison nur noch darum geht, welcher der beiden Rivalen in der Abschlusstabelle den zehnten Platz belegt und welcher den elften. Umso mehr verdienen BG Göttingen und Medi Bayreuth ein Kompliment dafür, dass sie unter genau diesen Voraussetzungen ein ausgesprochen spektakuläres Saisonfinale boten. Das gilt ganz besonders für die Bayreuther, weil ihre Moral anfangs durch einen äußerst unerfreulichen Spielverlauf noch zusätzlich herausgefordert wurde und sie das Duell um den zehnten Platz letztlich trotzdem mit 99:95 (48:56) für sich entschieden.

Göttingen trifft zwölf der ersten 14 Dreier

Im ersten Viertel musste das Medi-Team nämlich damit fertig werden, dass dem Gegner einfach alles zu gelingen schien. Nach knapp neun Minuten hatten die Göttinger noch keinen einzigen Wurf aus dem Zwei-Punkte-Bereich genommen, dafür aber unfassbare zwölf von 14 Dreiern getroffen. Obwohl die Bayreuther durchaus nicht enttäuschten und vor allem mit Drang zum Korb dagegen hielten (11/14 Freiwürfe), stand es daher zu diesem Zeitpunkt 36:21. Erst in den letzten 38 Sekunden ergänzten die Gastgeber ihre Statistik durch zwei Zweier und einen Freiwurf, sodass sie mit 41:26 einen Liga-Rekord für die Punktausbeute im ersten Viertel egalisierten, den die Baskets Bonn Ende Februar 2019 gegen den späteren Absteiger Bremerhaven aufgestellt hatten (41:13).

Der Treffer von Akeem Vargas zum 44:28 markierte zu Beginn des zweiten Viertels gleich den 13. BG-Dreier im 16. Versuch. Die Bayreuther blieben jedoch unbeeindruckt und vertrauten offenbar darauf, dass sich ihr variableres Spiel auf die Dauer als tragfähiger erweisen würde. Auf der Basis von Ballsicherheit mit nur vier Ballverlusten pro Halbzeit spielten sie die verlässlicheren Chancen heraus, und verteilten die Abschlüsse dabei so gut, dass bei Halbzeit schon alle neun eingesetzten Spieler auf der Scorerliste standen – aber niemand ragte mit mehr als neun Punkten heraus. Gleichzeitig sank die Dreier-Quote der Gastgeber durch fünf Fehlversuche in Folge in den irdischen Bereich. Zu Beginn der zweiten Halbzeit verstärkte sich diese Tendenz noch durch eine großflächig aufgestellte Bayreuther Zonenverteidigung, die eher mal einen Freiraum in der Zone in Kauf nahm als einen freien Distanzwurf.

Großen Anteil an der Medi-Dominanz im dritten Viertel (29:16) hatte Matt Tiby mit allein 14 Punkten. Mit einem Dreipunktespiel glich er schließlich zum 68:68 aus, und Osvaldas Olisevicius ließ einen Dreier zur ersten Führung seit dem 2:0 folgen (27.). Eine erneute Wende schien möglich, als die Göttinger Distanzwerfer nochmals zu Hochform aufliefen und mit drei Dreiern innerhalb von 80 Sekunden den Weg zum Ausgleich vom 79:88 zum 90:90 ebneten. Doch auch dadurch ließ sich das Medi-Team in den letzten knapp drei Minuten nicht beirren und behielt die Nase vorn.

Einzelkritik

DERERK PARDON (9 Punkte / 19:20 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -4): Im Center-Duell mit Odiase waren beide nicht so auffällig wie gewohnt. Den 9:5-Vorteil des Bayreuthers bei der Punktausbeute (3/3 aus dem Feld, 3 / 4 Freiwürfe) machte der Göttinger mit eindrucksvollen fünf Blocks wett.

Philip Jalalpoor (4 / 15:53 / 5): In der Verteidigung eifrig bemüht, zur Abkühlung der Göttinger Distanzwerfer beizutragen. Offensiv kein großer Faktor (1/5 Feldwürfe).

Kay Bruhnke (7 / 10:00 / 7): Mit viel Einsatz ging er in die Zweikämpfe an beiden Enden des Feldes auch gegen physisch stärkere Gegner. Da waren die vier Fouls durchaus kein Makel. 2/4 aus dem Feld, 3/3 Freiwürfe, vier Rebounds.

BASTIAN DORETH (15 / 23:44 / 1): Der Kapitän ging voran mit der Einstellung, sich vom sensationellen Start des Gegners nicht entmutigen zu lassen: „Ich wollte zeigen, dass wir uns mehr zutrauen können.“ Mit dem Korb zum 53:62 (23.) erzielte er den 1500. Punkt seiner BBL-Laufbahn. 5/10 aus dem Feld, zwei Assists, zwei Ballgewinne, nur ein Ballverlust.

Andreas Seiferth (14 / 20:40 / 8): Während sich die Starter auf der Center-Position neutralisierten, dominierte der Nationalspieler im Duell der Backups gegen Kramer. Nicht spektakulär, aber jederzeit verlässlich nutzte er seine Chancen (5/8 aus dem Feld, 4/6 Freiwürfe), sammelte fünf Rebounds, verteilte zwei Assists und leistete sich keinen einzigen Ballverlust.

Lazeric Jones (5 / 22:23 / -1): Als Spielmacher eine gute Alternative zu Doreth mit sechs zum Teil ausgesprochen starken Assists und ohne Ballverlust, aber als Werfer ein Unsicherheitsfaktor (2/10).

MATT TIBY (23 / 30:00 / -3): Entscheidender Faktor für den Umschwung mit seinen 14 Punkten im dritten Viertel, darunter zwei Dreier innerhalb von neun Sekunden zum 61:64 (25.). Topscorer der Partie trotz nicht ganz zuverlässiger Trefferquoten (3/6 Zweier, 2/5 Dreier) dank seiner Zweikampfstärke bei neun gezogenen Fouls in Verbindung mit Treffsicherheit an der Freiwurflinie (11/13). Dazu passen seine herausragenden elf Rebounds.

Johannes Krug: Nicht eingesetzt.

DAVID WALKER (5 / 30:03 / -3): Lange war sehr wenig von ihm zusehen, zumal auch seine Defensivstärke anfangs wenig gegen die Göttinger Distanzwerfer ausrichten konnte. Erst am Ende mit einem entscheidenden Beitrag durch den Dreier zum 95:92, der den knappen Vorsprung für die letzten zwei Minuten begründete. Clever war sein Foul vier Sekunden vor Schluss beim Stand von 97:94, das den zum Ausgleich nötigen Göttinger Dreier unmöglich machte.

OSVALDAS OLISEVICIUS (17 / 27:57 / 10): Wieder ein Muster an Zuverlässigkeit und Effektivität mit 5/7 Zweiern, 2/3 Dreiern und fünf Assists. Defensiv mit Mühe gegen den starken Dawkins, der sechs Minuten vor dem Ende mit einer Fußverletzung ausschied.

Statistik

BG Göttingen -

Booker (5 Punkte / 14:28 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -12), WEIDEMANN (12 / 20:42 / 2), Nelson (20 / 16:30 / 4), Vargas (3 / 9:19 / -5), Onwuegbuzie, Kramer (3 / 10:46 / -2), Omuvwie (0 / 9:03 / 7), LOMAZS (15 / 30:00 / 4), MÖNNINGHOFF (3 / 21:22 / 6), Kamp (9 / 14:31 / -20), ODIASE (5 / 29:14 / -2), DAWKINS (20 / 24:05 / -2); Feldwurfquote: 31/59 (53 Prozent), davon 20/35 Dreier (57 Prozent): Dawkins (6/8), Weidemann (4/4), Nelson (3/7), Lomazs (3/7), Booker (1/2), Vargas (1/2), Kamp (1/2), Mönninghoff (1/3); Rebounds: 25 defensiv, 6 offensiv (Kramer 6/1); Assists: 21 (Weidemann 6); Ballgewinne: 3; Ballverluste: 17 (Nelson 4); Effektivität: 105 (Dawkins 16, Lomazs 16, Weidemann 15, Nelson 13, Odiase 11, Mönninghoff 11, Kramer 10).

Medi Bayreuth -

Feldwurfquote:32/66 (48 Prozent), davon 7/19 Dreier (37 Prozent): Olisevicius (2/3), Tiby (2/5), Doreth (1/2), Walker (1/2), Jones (1/3); Rebounds: 23 defensiv, 12 offensiv (Tiby 8/3); Assists: 19 (Jones 6); Ballgewinne: 10 (Olisevicius 3); Ballverluste: 8 (Olisevicius 3, Tiby 3); Effektivität: 115 (Tiby 27, Olisevicius 22, Seiferth 16, Pardon 13, Doreth 13).

SR: Cici, Oruzgani, Sirowi.

Stationen: 21:10 (5.), 39:23 (10.), 41:26 (1. Viertel), 46:41 (17.), 54:43 (18.), 56:48 (Halbzeit), 62:51 (23.), 68:71 (27.), 72:77 (3. Viertel), 79:81 (32.), 79:88 (35.), 90:90 (38.), 92:95 (39.), 95:99 (Ende).

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