Abgelehntes Wandbild Nun also doch!

Der Weg ist frei für Königin Victoria und ihren Coburger Prinzgemahl Albert. Foto: Zur Verfügung gestellt von Werner Weiss

Kehrtwende im Streit um das abgelehnte Wandbild am Albertsplatz: Der Stadtrat bewilligt das private Projekt. Initiator Werner Weiss zeigt sich hinterher mehr als erleichtert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kommt es oder kommt es nicht? Das war die Frage in der Brose-Aula der Hochschule auf dem Campus Friedrich Streib, in der am Donnerstagnachmittag der Coburger Stadtrat ausnahmsweise zusammenfand. Das großflächige Wandbild des renommierten Künstlers Gert Neuhaus soll die englische Königin Victoria und ihren Prinzgemahl Albert zeigen. Die Antwort: Die Kehrtwende in dem Streit ist perfekt. 21 der anwesenden 35 Abstimmungsberechtigten sprachen sich für das privat finanzierte Projekt aus.

Zur Vorgeschichte: Der Senat für Stadt- und Verkehrsplanung sowie Bauwesen hatte Anfang des Monats mit einer hauchzarten Mehrheit von einer Stimme das Anliegen von Werner Weiss, Eigentümer der ehemaligen Bonbonfabrik am Albertsplatz, abgewiesen. Insbesondere aus Gründen des Denkmalschutzes wollte man die Abbildung an der Gebäuderückseite damals nicht genehmigen. Der Ausgang des Votums zog intensive Diskussionen nach sich in der Stadtgesellschaft, zumal Werner Weiss die Kosten vollumfänglich selbst zu tragen beabsichtigt. Er nannte das Angebot „ein Geschenk an die Stadt Coburg“.

Eine kurzerhand initiierte Petition des Modehauses Franz sammelte innerhalb weniger Tage an die 700 Unterschriften für das Projekt. Diese wurden dem zweiten Bürgermeister Hans-Herbert Hartan übergeben. Wie Oberbürgermeister Dominik Sauerteig zählt der CSU-Politiker zu den erklärten Befürwortern des Wandbilds. Auf politischer Ebene schlossen sich unterdessen die Stadträte Hans-Heinrich Eidt (FDP), vormaliger Vorsitzender von Stadtbild Coburg, Peter Kammerscheid (Pro Coburg) und Martin Lücke (SPD) zusammen, um die Angelegenheit über einen sogenannten Nachprüfungsantrag noch einmal in großer Runde im Stadtrat debattieren zu lassen.

„Ein bürokratischer Hürdenlauf“

Und so kam es denn auch am Donnerstag mit gleich acht Redebeiträgen zum Tagesordnungspunkt mit der Nummer zehn. „Denkmalschutz ist Denkmalschutz“, sagte dabei die frühere Baubürgermeisterin Birgit Weber (CSU), die bereits im Senat gegen das Projekt gestimmt hatte. Derartige Gebäude vertrügen keine nachträgliche Bemalung. „Es gab immer wieder solche Anfragen, die immer abgewiesen wurden.“ Michael Zimmermann, der sich nach eigener Aussage zwar womöglich ein moderneres Motiv gewünscht hätte („Ich finde es etwa kitschig!“), wies anschließend nicht als einziger daraufhin, dass an gleicher Stelle in der Vergangenheit bereits ein Gemälde prangte: „Für uns als FDP stehen die Rechte des Eigentürmers im Vordergrund.“

Petra Schneider blieb derweil ebenso bei ihrer ablehnenden Haltung aus dem Bausenat: „Dieses Projekt ist eine Riesenwerbeanlage ohne Maßstab, ohne Rücksicht auf das Gebäude“, befand die Sozialdemokratin, die vor allem bemängelte, dass die Fassade durch das Wandbild nicht weitergeführt werde. „Ich sehe keinen Charakter in dieser Fassade“, entgegnete Peter Kammerscheid für seine Wählergemeinschaft. Der Presse entnehme er, dass eine absehbare Mehrheit der Bevölkerung das Gemälde möchte. Notfalls könne man es ja eines Tages wieder übermalen. „Über das Format muss man natürlich noch einmal nachdenken.“ Jede Stadtführung, schloss Hans-Herbert Hartan an, werde an dem Wandbild vorbeigehen: „Das kann ein positiver Präzedenzfall werden.“ Gerhard Amend (CSB) warf indes die Frage auf, inwiefern die Causa überhaupt Sache der Politik sei, nicht der Verwaltung.

Initiator Werner Weiss, der die Diskussion von der Tribüne aus verfolgte, fühlte sich im Nachgang der ersehnten Entscheidung jedenfalls regelrecht „befreit. Es war ein harter Weg, ein bürokratischer Hürdenlauf.“

Autor

Bilder