Das Einzige, was in unserer Überflussgesellschafts-Familie wirklich knapp und daher wertvoll ist, ist Zeit. Darum werde ich in diesem Jahr den ein oder anderen Zeit-Gutschein in die Säckchen tun, zum Beispiel für einen ausgedehnten Bummel über den Weihnachtsmarkt inklusive einer Tüte gebrannter Mandeln.
Kontra: Adventskalender sind Teil eines Geschenke-Tsunamis in der Adventszeit, sagt Redakteurin Lisa Welzhofer.
Im Zimmer meiner Tochter steht eine Schachtel voller Kruscht. Darin unter anderem: Ein Mini-Block, Radiergummi, Aufkleber, Plastikkatzenfigürchen, Stempel, kleine Karabinerhaken, Anstecker, Hüpfbälle, Ninjagokarten, Haarspangen mit Kunsthaarsträhnen und Plastikedelsteine.
Manchmal nimmt das Kind die Schachtel, kippt alles auf den Boden, wühlt etwa 15 Sekunden darin herum und lässt die Sachen dann liegen – bis ich sie unter Androhung eines riesigen Staubsaugers dazu nötige, aufzuräumen. Ein nicht unerheblicher Teil des Schachtel-Inhalts stammt aus den Adventskalendern der vergangenen Jahre.
Klar, man kann die selbst gebastelten Überbrücker bis Weihnachten sinnvoller füllen als ich das offenbar tue. Eine Kollegin steckt Witze rein (hab ich letztes Jahr auch probiert, sorgte gar nicht für Erheiterung), eine befreundete Familie verteilt Legobausätze oder Stifte-Sets auf 24 Päckchen. Man kann auch Schulbedarf oder Bastelzubehör verpacken.
Aber selbst wenn man den Kalender gaaaaanz achtsam und nachhaltig füllt: Am Ende ist er Teil eines übertriebenen Klein-Geschenke-Tsunamis, der sich in dieser Zeit bei Adventsfeiern und in Geschäften oder durch überambitionierte Nikoläuse allerorten über die Kleinen ergießt.
Ich habe beschlossen – man fängt ja immer klein an mit der Weltenrettung –, dass unsere zwei Kinder nur noch einen gemeinsamen Kalender bekommen. Und wer weiß: Vielleicht findet sich darin das ein oder andere recycelte Teil aus der Kruschtelkiste.
Lisa Welzhofer, 43, ist Themenkoordinatorin Familie und Bildung und Mutter zweier Kinder.