In unmittelbarer Nachbarschaft des Sachsenhofes hat Brigitte Schneider ein Anwesen. Sie zeigt auf verschiedene Stellen, wo Nachbars Wollschweine gegraben haben, um nach Nahrung zu suchen. „Sieben solche Tiere habe ich schon gezählt und ich traue mich nicht mehr raus, um mit meinem Hund dort spazieren zu gehen. Man weiß ja nie, wenn man auf die Muttersau und ihre Jungen trifft, wie diese dann im Angesicht eines Hundes reagiert“, sagt die Seniorin.
Auch Andrea Krell ist nicht begeistert, wenn sie auf ihrem Ferienhof von den borstigen Besuchern heimgesucht wird. „Wir haben einen Hof mit Ferienwohnungen und da sind bei unseren Gästen meist immer kleinere Kinder dabei, die natürlich neugierig sind, wenn dort Sauen rumlaufen“, sagt Andrea Krell. Sie erzählt, dass sich schon einmal die Muttersau gegen Kinder gestellt habe, als diese weggetrieben werden sollten. Das sei natürlich kein Zustand, abgesehen von den Schäden, den die Tiere anrichten.
Auch die von den Krells betriebene Kompostanlage ist Ziel der Bache und ihrer halbwüchsigen Ferkeln. Auch hier sieht sie eine Gefahr, wenn Leute ihre Gartenabfälle bringen und sich die Sauen bei ihrer Mahlzeit gestört fühlen. „Man weiß ja nie“, sagt die Lindenhofbäuerin. Ja, mit dem Besitzer der Sauen habe sie schon gesprochen. „Er will ja den Zaun sichern, mit Maßnahmen, die meiner Meinung nach untauglich sind“, sagt Andrea Krell.
Noah Werner bewirtschaftet ein Gartengrundstück eines Bekannten, welches direkt an das Areal des Sachsenhofes angrenzt. Er zeigt Fotos, wie die Tiere im Außenbereich aktiv waren und auch Jagdpächter Joachim Heim ist nicht über die frei laufenden Borstentiere vom Sachsenhof erfreut, da sie in seinem Jagdrevier Flurschaden anrichten. „Abschießen kann ich sie nicht so einfach, da habe ich mich schon erkundigt“, sagt er. Das wäre höchstens in Verbindung mit der Polizei möglich, wenn zum Beispiel eine unmittelbare Gefahr für Personen oder den Straßenverkehr vorhanden sei. „Diesen Zustand finde ich unmöglich“, sagt Heim und zeigt ein Foto, auf dem die Wollschweine zu sehen sind, wie sie unmittelbar an der B 279 in der Böschung beziehungsweise dem Bankett graben.
Auch Hermann von Rotenhan ist über diese Situation nicht glücklich, wie er bei einem Gespräch mit der Neuen Presse darlegte. Er sieht allerdings die Verantwortung bei seinem Mieter, der dafür zu sorgen habe, dass seine Tiere das Grundstück nicht verlassen können. „Ja, ich verstehe, dass Ganze ist ärgerlich und tut mir auch leid. Ich habe den Pächter schon angesprochen und werde es wieder tun“, sagt der Baron von Schloss Eyrichshof.
Das Landratsamt Haßberge ist schon länger informiert und hat den Besitzer der Tiere aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Tiere nicht ausbrechen können und dass der Zaun entsprechend gesichert wird, um das zu erreichen. „Er wird auch noch schriftlich von uns aufgefordert“, teilte Michael Rahn vom Landratsamt mit. Da die Tiere nicht dem Jagdrecht unterlägen, sei ein Abschuss nicht ohne weiteres möglich. Rahn bedauert, dass bei Uneinsichtigkeit des Eigentümers der Tiere „auf die Schnelle nichts zu erreichen ist.“
Eingebunden ist die Stadt Ebern, als zuständige Sicherheitsbehörde. Von dort wird mitgeteilt, dass der Besitzer für seine Tiere selbst zuständig ist, worauf er hingewiesen worden sei. Wir Petra Mytzka, Öffentliche Sicherheit und Ordnung, mitteilt, habe der Besitzer zugesagt, dass er seine „drei flüchtigen Schweine“ nun einsperre.
Wie Polizeihauptkommissar Bernhard Warmuth auf Anfrage am vergangenen Mittwoch noch mitteilte, habe er den Besitzer der Tiere am Montag nochmals angesprochen. Dieser habe versichert, dass er die drei Tiere einsperren werde, damit sie das Grundstück nicht mehr verlassen könnten. „Ich habe ihm deutlich gemacht, dass wir unter Umständen drastische Maßnahmen ergreifen müssen, sollten sie eine konkrete Gefahr für die Allgemeinheit sein.“
Der Versuch mit dem Eigentümer für ein Statement für die Presse scheiterte. „Kein Kommentar“, so die Antwort auf die Bitte um ein Gespräch.