Ärger über ausgebüxte Tiere Wollschweine machen Ebern unsicher

Helmut Will
Das Foto zeigt zwei der Wollschweine unmittelbar an der B 279 (im Hintergrund die Firma Uniwell) beim Graben nach Futter. Foto: /Joachim Heim

Mangalitza-Schweine, ein Muttertier und zwei ihrer Jungen, sorgen im Umkreis des Sachsenhofes für Ärger. Immer wieder büxen die Tiere aus – in die umliegenden Gärten oder auch auf die Straße. Hier stellen sie eine große Gefahrenquelle dar.

 
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Ebern - In den sechziger Jahren wohnte in dem Anwesen am Sachsenhof der Förster Ernst Bock, der die Wälder, damals des Eyring Freiherr von Rotenhan, fachlich betreute. Der aktuelle Pächter kümmert sich zwar nicht mehr um die Rotenhanschen Wälder, aber auch er ist der Natur zugetan: er hält Wollschweine. Die Tiere, ein Mutterschwein und zwei ferkel, sorgen jedoch immer wieder für Unmut, nicht nur in der nahen Umgebung. Auch Polizei und Ämter sorgen sich um die Tiere, die regelmäßig Reißaus nehmen und die Umgebung wahlweise umgraben oder auch nur erkunden.

Eigentlich sind Wollschweine recht possierliche Tiere. Das aus Ungarn stammende Mangalitza-Schwein, auch genannt Wollschwein, ist eine der ältesten, noch rein erhaltenen europäischen Schweinerassen. Den Spitznamen „Wollschwein“ verdankt diese Rasse ihren charakteristischen, lockigen Borsten, die stark an ein etwas zu dick geratenes Schaf erinnern.

Der „Sachsenhof“, das ehemalige Försterhaus, ist heute im Eigentum von Hermann Freiherr von Rotenhan und befindet sich auf Höhe der Ortschaft Eyrichshof/Specke, 140 Meter Luftlinie westlich der Bundesstraße B 279, versteckt hinter Bäumen und Büschen. Wie erwähnt, sorgen die Wollschweine, die hier leben, regelmäßig für Unmut – unter anderem bei der Polizei.

Wie Bernhard Warmuth, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Ebern, bei einem Gespräch mitteilt, sind seine Kollegen regelmäßig durch Einsätze am Sachsenhof gebunden, weil ein „Wollschwein-Trio“ immer wieder dem Gelände, welches mit einem in die Jahre gekommenen Zaun umfasst ist, entflieht. „Erst am vergangenen Wochenende mussten wir nach Anrufen am Freitag, Samstag und Sonntag ausrücken, um die Tiere mit Hilfe anderer Personen wieder zurück zu treiben“, erklärt Warmuth. Er und auch seine Beamten sind darüber nicht erfreut; auch, weil die Tiere für den Verkehr auf der nahen Bundesstraße eine Gefahr darstellen. „Meine Kollegen und ich erwarten, dass der Besitzer dafür sorgt, dass die Tiere nicht mehr ausbüchsen können“, so Bernhard Warmuth.

Er denkt weiter: „Sollte etwas passieren, wird der Polizei und den Behörden Untätigkeit vorgeworfen und auf den Tierhalter werden dann strafrechtliche Konsequenzen zukommen. Ziel muss es deshalb sein zu handeln, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist“, so Warmuth. Auch von der Polizei sei der Halter schon mehrmals aufgefordert worden, für Abhilfe zu sorgen. Passiert ist jedoch bisher nichts.

In unmittelbarer Nachbarschaft des Sachsenhofes hat Brigitte Schneider ein Anwesen. Sie zeigt auf verschiedene Stellen, wo Nachbars Wollschweine gegraben haben, um nach Nahrung zu suchen. „Sieben solche Tiere habe ich schon gezählt und ich traue mich nicht mehr raus, um mit meinem Hund dort spazieren zu gehen. Man weiß ja nie, wenn man auf die Muttersau und ihre Jungen trifft, wie diese dann im Angesicht eines Hundes reagiert“, sagt die Seniorin.

Auch Andrea Krell ist nicht begeistert, wenn sie auf ihrem Ferienhof von den borstigen Besuchern heimgesucht wird. „Wir haben einen Hof mit Ferienwohnungen und da sind bei unseren Gästen meist immer kleinere Kinder dabei, die natürlich neugierig sind, wenn dort Sauen rumlaufen“, sagt Andrea Krell. Sie erzählt, dass sich schon einmal die Muttersau gegen Kinder gestellt habe, als diese weggetrieben werden sollten. Das sei natürlich kein Zustand, abgesehen von den Schäden, den die Tiere anrichten.

Auch die von den Krells betriebene Kompostanlage ist Ziel der Bache und ihrer halbwüchsigen Ferkeln. Auch hier sieht sie eine Gefahr, wenn Leute ihre Gartenabfälle bringen und sich die Sauen bei ihrer Mahlzeit gestört fühlen. „Man weiß ja nie“, sagt die Lindenhofbäuerin. Ja, mit dem Besitzer der Sauen habe sie schon gesprochen. „Er will ja den Zaun sichern, mit Maßnahmen, die meiner Meinung nach untauglich sind“, sagt Andrea Krell.

Noah Werner bewirtschaftet ein Gartengrundstück eines Bekannten, welches direkt an das Areal des Sachsenhofes angrenzt. Er zeigt Fotos, wie die Tiere im Außenbereich aktiv waren und auch Jagdpächter Joachim Heim ist nicht über die frei laufenden Borstentiere vom Sachsenhof erfreut, da sie in seinem Jagdrevier Flurschaden anrichten. „Abschießen kann ich sie nicht so einfach, da habe ich mich schon erkundigt“, sagt er. Das wäre höchstens in Verbindung mit der Polizei möglich, wenn zum Beispiel eine unmittelbare Gefahr für Personen oder den Straßenverkehr vorhanden sei. „Diesen Zustand finde ich unmöglich“, sagt Heim und zeigt ein Foto, auf dem die Wollschweine zu sehen sind, wie sie unmittelbar an der B 279 in der Böschung beziehungsweise dem Bankett graben.

Auch Hermann von Rotenhan ist über diese Situation nicht glücklich, wie er bei einem Gespräch mit der Neuen Presse darlegte. Er sieht allerdings die Verantwortung bei seinem Mieter, der dafür zu sorgen habe, dass seine Tiere das Grundstück nicht verlassen können. „Ja, ich verstehe, dass Ganze ist ärgerlich und tut mir auch leid. Ich habe den Pächter schon angesprochen und werde es wieder tun“, sagt der Baron von Schloss Eyrichshof.

Das Landratsamt Haßberge ist schon länger informiert und hat den Besitzer der Tiere aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Tiere nicht ausbrechen können und dass der Zaun entsprechend gesichert wird, um das zu erreichen. „Er wird auch noch schriftlich von uns aufgefordert“, teilte Michael Rahn vom Landratsamt mit. Da die Tiere nicht dem Jagdrecht unterlägen, sei ein Abschuss nicht ohne weiteres möglich. Rahn bedauert, dass bei Uneinsichtigkeit des Eigentümers der Tiere „auf die Schnelle nichts zu erreichen ist.“

Eingebunden ist die Stadt Ebern, als zuständige Sicherheitsbehörde. Von dort wird mitgeteilt, dass der Besitzer für seine Tiere selbst zuständig ist, worauf er hingewiesen worden sei. Wir Petra Mytzka, Öffentliche Sicherheit und Ordnung, mitteilt, habe der Besitzer zugesagt, dass er seine „drei flüchtigen Schweine“ nun einsperre.

Wie Polizeihauptkommissar Bernhard Warmuth auf Anfrage am vergangenen Mittwoch noch mitteilte, habe er den Besitzer der Tiere am Montag nochmals angesprochen. Dieser habe versichert, dass er die drei Tiere einsperren werde, damit sie das Grundstück nicht mehr verlassen könnten. „Ich habe ihm deutlich gemacht, dass wir unter Umständen drastische Maßnahmen ergreifen müssen, sollten sie eine konkrete Gefahr für die Allgemeinheit sein.“

Der Versuch mit dem Eigentümer für ein Statement für die Presse scheiterte. „Kein Kommentar“, so die Antwort auf die Bitte um ein Gespräch.

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