Eigentlich müssten Einsparungen von rund 35 Cent bei Super E 10 und 17 Cent bei Diesel bei den Autofahrern ankommen. In den ersten zehn Tagen seit Einführung des Tankrabatts kamen aber laut ADAC von den rund 35,2 Cent Steuerersparnis pro Liter Super nur zehn Cent den Verbrauchern zugute, 25 Cent verblieben demnach als Mehrgewinn bei den Unternehmen. Nach Einschätzung des Autoclubs sind die Spritpreise aktuell aber generell zu hoch, unabhängig vom Tankrabatt.
Das sehen Coburger Autofahrer ähnlich: „Ich frage mich, wo da der Rabatt sein soll. In der vergangenen Woche haben sich alle gefreut, weil sie für 1,85 Euro tanken konnten. Doch im März habe ich ohne Ermäßigung 1,70 pro Liter bezahlt. Von Tankrabatt kann doch keine Rede sein“, meint Norbert Schöndorf.
Eine Verpflichtung, den Rabatt an ihre Kunden weiterzugeben, haben die Mineralölkonzerne aber nicht. Laut Auskunft der Ölkonzerne seien die hohen Preise das Resultat erhöhter Produktkosten für Benzin und Diesel auf dem Weltmarkt. Für manche Autofahrer ein klares Argument für den Tankrabatt, auch wenn sie nach wie vor mehr zahlen müssen als erhofft. So betonte zuletzt Finanzminister Lindner, ohne die Steuersenkung wäre der Benzinpreis noch wesentlich höher.
Ob diese Einschätzung stimmt, kann auch Tankstellenpächter Büttner auf Nachfrage nicht einschätzen. Allerdings scheinen die Worte des Ministers die Autofahrer vom Tankrabatt zu überzeugen. So wie Tara Steinhaus: „Natürlich ist der Treibstoff noch immer vergleichsweise teuer, aber ich möchte mir gar nicht ausmalen, was ich ohne den Rabatt an der Tankstelle bezahlen müsste.“
Selbst die amtierenden Regierungsparteien sehen die Senkung der Energiesteuer auf Benzin und Diesel als gescheitert an. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) sieht dringenden Handlungsbedarf und will daher nun das Kartellrecht verschärfen. So sollen beispielsweise unrechtmäßige Gewinne leichter abgeschöpft werden können. Kurzfristige Änderungen oder sogar die Abschaffung des Rabatts wird es in den kommenden Wochen laut Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) vorerst nicht geben. Außerdem könne weder das Bundeskartellamt noch andere Behörden in Deutschland Preise auf Knopfdruck ändern.
Doch immerhin bleibt eine Hoffnung auf sinkende Benzinpreise in der kommenden Woche. Traditionell steigen die Preise jährlich über die Pfingstzeit an. Daher können Autofahrer hoffen, dass der Benzinpreis nach den Ferien wieder dauerhaft unter die Zwei-Euro-Grenze fällt. Garantieren lässt sich das natürlich nicht. Daher richten sich die Coburger auch in den kommenden Wochen auf hohe Spritpreise ein. „Es wird schon seit Monaten darüber gesprochen, dass die Preise fallen sollen. Stattdessen sind sie immer weiter gestiegen. Daher kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass es plötzlich nach den Pfingstferien wieder spürbar günstiger wird“, schätzt Holger Schramm. Er werde daher auch weiterhin nur dann die Tankstelle ansteuern, wenn es absolut notwendig sei. Beruflich sei er jedenfalls nicht auf sein Auto angewiesen.