Wie sicher ist demnach die medizinische Versorgung in Deutschland?
Die Zahlen von Behandlungsfehlern bewegen sich seit Jahren auf ähnlichem Niveau. Rückschlüsse auf die allgemeine Fehlerhäufigkeit bei medizinischen Behandlungen können daraus nicht gezogen werden, da es keine zentrale Erfassung gibt. „Ganz vermeidbar sind medizinische Fehler nicht“, sagt Ilona Köster-Steinebach vom APS. Das liegt auch an den Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen. So sind medizinische Behandlungen zahlreicher und komplexer geworden – was ein verstärktes Zusammenwirken von Personal, Apparaten, Medizinprodukten und Medikamenten erfordert. Hinzu kommt Personal- und Zeitmangel in Kliniken und Praxen.
Wie kann man Patienten besser schützen?
Sorgen bereitet den Patientensicherheitsexperten, dass die Zahl der leicht vermeidbaren Fehler auf einem gleichbleibenden Niveau ist. Typisch sind Patienten- und Seitenverwechslungen, Medikationsfehler oder zurückgebliebene Fremdkörper nach Operationen sowie pflegerische Missstände wie das Wundliegen. „Diese ‚Never Events‘ sollten verpflichtend gemeldet und für die Entwicklung von Vorsorgemaßnahmen genutzt werden“, sagt Gronemeyer. Das APS hat 22 solcher Fehler in einer sogenannten Sever-Liste zusammengetragen (Abkürzung von „schwerwiegender Ereignisse, die wir sicher verhindern wollen“). Diese könne die Grundlage dafür sein, die Sicherheitsbarrieren in Kliniken und Praxen zu verbessern. „Die Liste entbindet aber nicht davon, sich auch um andere Arten von Vorkommnissen vor Ort aktiv zu kümmern“, sagt Köster-Steinebach.
Dieses Recht haben Patienten
Gutachten
Gesetzlich Versicherte haben das Recht auf ein Gutachten vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbands vom Bund der Krankenkassen (MDS), wenn sie einen Behandlungsfehler vermuten. Das Gutachten ist kostenlos. Alternativ gibt es ein Schlichtungsverfahren der Ärztekammer. Um Ansprüche geltend zu machen, hat man eine Frist von drei Kalenderjahren. Diese beginnt, sobald man vermutet oder erfahren hat, dass ein Fehler vorliegt.
Beratung
Hilfe bietet das Beratungstelefon der Unabhängigen Patientenberatung, 0800 / 0 11 77 22, sowie der Deutsche Patientenschutzbund, www.dpsb.de. Infomaterial und Videos zum Thema „Wie bereite ich mich auf einen Krankenhausaufenthalt vor?“ bietet auch das Aktionsbündnis Patientensicherheit: www.aps-ev.de.