Ärztestreik Kampf um Hausarztpraxen

Arztpraxen in der Stadt und im Landkreis Coburg öffnen am Montag, 10. Oktober, erst um 10 Uhr. Dabei geht es um den Erhalt der ambulanten Haus- und Facharztversorgung. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Viele Mediziner beginnen am Montag erst um 10 Uhr mit der Behandlung von Patienten. Dabei geht es um viel mehr als um Geld.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wenn Hausarztpraxen am Montag, 10. Oktober, zwischen 8 und 10 Uhr geschlossen bleiben, dann wollen die Medizinerinnen und Mediziner in der Stadt und im Landkreis Coburg ein Zeichen setzen. Es solle dafür sensibilisieren, dass die Gesetzgebung im Gesundheitswesen darauf abzielt, der wohnortnahen, ambulanten Versorgung, die niedergelassene Haus- und Fachärzte sicherstellen, die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen. Das betont Ullrich Zuber, Vorsitzender des Hausarztvereins Coburg.

Mediziner müssten sich immer wieder anhören, es gehe ihnen allein um ihr Einkommen. „Ein genaues Hinsehen verschafft allerdings ein anderes Bild“, so Zuber. Die niedergelassenen Ärzte seien Unternehmer, „die auch wirtschaftliche Eckdaten brauchen, um mit leistungsfähigen Teams den verantwortungsvollen Anforderungen der modernen Gesundheitsversorgung gerecht werden zu können“. Diese Rahmenbedingungen würden derzeit ins Wanken geraten. Deshalb würden zunehmend jüngere Ärztinnen und Ärzte noch intensiver als bisher über eine Niederlassung nachdenken. Damit gerate die Sicherstellung der wohnortnahen medizinischen Versorgung in Gefahr, zumal sie derzeit landesweit bis zu einem Drittel von Ärzten über 60 Jahre gestaltet werde. Sie würden sich „reiflich überlegen, wie lange sie noch tätig sein werden“, erklärt Ullrich Zuber. Die organisatorische, bürokratische, technische und medizinische Arbeitsverdichtung habe für Hausärzte und ihre Teams einen Umfang angenommen, der sie an physische und psychische Grenzen führe. „Soll die Versorgung in Zukunft nur noch in größeren, ökonomisch durchstrukturierten Gesundheitszentren mit wechselnden Ansprechpartnern gestaltet werden? Dann muss man es auch den Menschen so mitteilen“, betont Zuber.

Ein weiteres Ziel der Praxenschließung sei es, an die Verantwortungsträger in der Politik zu appellieren, bei ihren Entscheidungen Raum zu lassen für ärztliche Zuwendung und Menschlichkeit. Beides verschwinde, wenn in der Medizin der Profit im Vordergrund stehe und durch Mengenausweitung falsche Anreize gesetzt würden. Der zweistündige Streik solle, so Ullrich Zuber, Bewusstsein für die kritische Situation in der ambulanten Medizin schaffen.

Autor

Bilder