Ahorn Aus der Versenkung

Nach mehr als 70 Jahren Abstinenz wird im Raum Coburg wieder Hockey gespielt. Möglich macht's die Spvg Ahorn - und ein Mann, der seiner Tochter etwas Gutes tun möchte.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ahorn - Es brauchte mehr als 70 Jahre und einen, wie er sich selbst nennt, "Fischkopf, wie man hier so schön sagt", um einer Sportart, die im Raum Coburg längst vergessen schien, neues Leben einzuhauchen: Dem Hockey-Sport, der bei der Spvg Ahorn nunmehr ein neues Zuhause gefunden hat.

70 Jahre: Begibt man sich in der Region auf Spurensuche nach dem Sport, muss man lange zurückgehen, bis in die 1930er- und 40er-Jahre. Zu den Damen und Herren des einstigen VfB Coburg. Seitdem war es im Raum Coburg still geworden um die Sportart. Geradezu: totenstill.

Einen "Fischkopf": Ihm ist es zwar nicht anzuhören, aber Thiemo Taurit, der Mann, der maßgeblich daran beteiligt war, den Sport zurück in den Raum Coburg zu holen, ist im hohen Norden, in Lübeck, aufgewachsen. Rund zwei Jahre sind mittlerweile vergangenen, seitdem der heute 38-Jährige die neue Ahorner Hockey-Abteilung angeschoben hat.

Das war im Herbst 2016. Am vergangenen Wochenende nun feierte die Spvg ihre Heimspielpremiere im Feldhockey. "Es lief super", sagt Taurit, der die Abteilung auch leitet, am Tag nach der zweitägigen Premiere. Vom Drumherum, aber auch sportlich: Gerade die Jüngsten, die Knaben B, überzeugten mit drei Siegen und einem Remis.

Bereits in der vergangenen Saison hatten die vier Ahorner Nachwuchsmannschaften am Punktspielbetrieb teilgenommen, wegen der fehlenden Infrastruktur allerdings nur auswärts.

Nun ist der Hockey-Sport aber endgültig zurück im Raum Coburg. Zu verdanken ist auch der ältesten Tochter des dreifachen Familienvaters. Sie habe den Sport nach dem jobbedingten Umzug aus Berlin nach Ahorn vor etwa drei Jahren vermisst, erzählt Taurit, der selbst eine lange Hockey-Historie aufweist und in Berlin bis zuletzt sogar noch in der Regionalliga aktiv war. Darüber hinaus spielte auch die Sportlehrerin seiner Tochter eine entscheidende Rolle. "Sie hat auch eine Hockey-Vergangenheit und eine Tochter", erläutert Taurit. "Und da haben wir gesagt, dass wir uns das durchaus vorstellen können. Beim Hockey ist es so üblich, dass man den Sport an seine Kinder weitergibt."

Die anfänglichen Witzeleien reiften heran. Die Spvg Ahorn zeigte sich offen für den Vorschlag. Der Bayerische Hockey-Verband half bei der Grundausstattung. Und auch die Nachfrage stimmte: Schnell fanden sich rund 20 Kinder zusammen. Mittlerweile sind es bereits um die 40. Ein wenig überrascht habe ihn schon, wie schnell das ging, räumt Taurit ein, der nicht nur die Leitung der Abteilung managed, sondern auch als einer von drei Trainern, eine davon die Lehrerin seiner Tochter, aktiv ist: "Zur Zeit mache ich quasi noch fast alles."

"Alles": Das schließt auch den Umgang mit Widerständen ein. Etwa, was eine passende Halle und ausreichend Zeit in einer solchen angeht. "Da gibt es schon den einen oder anderen Kampf." Auch ein richtiges Hockey-Feld geht Taurit & Co. noch ab. Da hilft nur improvisieren: Etwa, indem man Handballtore zu Hockey-Toren umbaut - so geschehen am Wochenende. "Wir leisten irgendwo Pionierarbeit", sagt der 38-Jährige. "Aber es macht Spaß, auch wenn nicht alles reibungslos verläuft." Mehr als 70 Jahre sind nunmal auch eine wirklich lange Zeit.

Autor

Bilder