Der Klimaschutz ist derzeit das politische Thema schlechthin, die Grünen sind im Höhenflug, auch das Phänomen der Flugscham ist in aller Munde. Beginn einer neuen Protestwelle an deutschen Flughäfen? "Es ist wichtig, dass wir auch an andere Orte gehen", sagt der 21 Jahre alte Demo-Organisator Elias Zand-Akbari von der Stuttgarter Regionalgruppe von Fridays for Future. "Wir müssen die Leute erreichen, die nicht zu unseren Demos auf dem Rathausplatz kommen."
Er hoffe, dass es nun regelmäßig solche Aktionen an Flughäfen gebe. Man müsse auch nicht in Indien Urlaub machen, sagt er. Man müsse den Leuten klarmachen, dass das Fliegen die Umwelt zerstöre. Inlandsflüge sollten verboten werden, Kerosin gehöre ordentlich besteuert. Es sei aber auch Sinn der Sache, den Fluggästen ein schlechtes Gewissen zu machen.
"Das hatten wir so noch nicht", sagt eine Sprecherin des Flughafens. Es sei gut, dass sich junge Leute engagierten. Auch dem Flughafen sei Klimaschutz wichtig. Aber man wolle das Fliegen eben nicht verbieten, sondern klimafreundlicher machen, etwa durch neue Treibstoffe. Außerdem könne man Billigflieger nicht verbieten. "Wir als Flughafen können nicht vorschreiben, wer hier fliegt und zu welchen Preisen", sagt sie. "Das ist Marktsache."
Die Schule hat dafür diesmal niemand geschwänzt. Schließlich wollte man die Zeugnisvergabe nicht verpassen, wie ein Aktivist sagt. Dafür gibt es dann im Terminal 1 gleich nochmal Zeugnisse, wenn auch eher scherzhaft. Dutzende Teilnehmer lassen sich an einem Tisch kleine Zeugnis-Zettel stempeln. Dort wird eingetragen, an wie vielen Streiks man schon teilgenommen hat. Statt Schulfächer werden andere Felder benotet, etwa "Verantwortungsbewusstsein", "Schilder basteln", "Friedlich demonstrieren" und "Ziviler Ungehorsam". Und zwar ausschließlich mit "sehr gut". Am Freitag bleibt es auch völlig friedlich - wegen der räumlichen Trennung kommt es auch kaum zum direkten Kontakt zwischen Fluggästen und Fluggegnern.
Susanne Woitsch steht unten in der Halle vor dem Schalter 158 und blickt nach oben zu den Demonstranten. "Ich habe ein schlechtes Gewissen", sagt sie. Die 56-Jährige aus Göppingen ist auf dem Weg nach Amsterdam. Ein Betriebsausflug übers Wochenende mit ihren Kolleginnen, da wollte sie nicht nein sagen. Aber sie sei schon Jahre nicht mehr geflogen. "Das ist richtig und wichtig, weil sich sonst nichts ändert", sagt sie zu dem Protest. "Die Politiker brauchen Druck." Manch anderer Urlauber will sich lieber nicht zu seinen Flugplänen äußern.
Am Ende haben die Aktivisten dann selbst sogar noch ein wenig Spaß am Fliegen. Sie falten Dutzende Papierflieger und lassen diese unter Pfiffen und Rufen in die Terminalhalle hinunter segeln zu den Urlaubern - ganz klimaneutral.