Um diese in der Mitte zu halten, müssten die Probleme im Land „klar beim Namen benannt“ werden, betont Aiwanger. Genau das tue er, weil er dieses Land liebe und für eine gute Zukunft rüsten wolle. Deshalb unterziehe er sich auch „diesem Spießrutenlauf“. Es ist der einzige Nebensatz, den Aiwanger seinen Kritikern widmet. Mit Populismus habe das nichts zu tun, verteidigt er sich. Leistung müsse in der Gesellschaft wieder wertgeschätzt und honoriert werden, nicht „kaputt bürokratisiert“. Es müsse allen arbeitenden Menschen mehr Netto vom Brutto bleiben. „Heute muss man sich als junger Mensch weniger rechtfertigen, wenn man nicht arbeitet, und mehr, wenn man arbeitet“, kritisiert er eine Schieflage im Sozialstaat. Das kommt an im Weißbierstadl. „Bravo, Hubert!“, rufen einige, immer wieder tönt es „Hubert, Hubert!“.
Auf der Zielgeraden traut sich Aiwanger dann zur Freude des Publikums doch noch ein paar typische Aiwanger-Sätze. „Der Lauterbach soll sich darum kümmern, dass es den Zahnärzten gut geht, und nicht darum, dass er Cannabis einführt“, lästert er über den Bundesgesundheitsminister. Zur besseren Integration will Aiwanger Kriegsflüchtlinge aus Syrien und der Ukraine auch ohne Sprachkenntnisse schneller in Arbeit bringen, zum Beispiel als Aushilfen in der Gastronomie: „Das ist der Wurschtsalat, den trägst an den Tisch – da braucht’s vorher keinen Deutsch-Grammatikkurs!“ Warum kriege man in Deutschland solch pragmatische Lösungen nicht mehr hin, fragt er.
Am Ende seiner Rede blickt Aiwanger in Hunderte leuchtende Augenpaare. Auch ohne verbale Grenzüberschreitung hat er sein Publikum offenbar begeistern können, ein „Wir gegen die“-Gefühl erzeugt. Mit Inbrunst werden abschließend Bayern-Hymne und Deutschlandlied gesungen. Draußen stehen sie derweil Spalier, um bei Aiwangers Auszug wenigstens einen Blick auf ihren Hubert zu erhaschen. Die Matadore der anderen Parteien sind da längst weg.