Ab einem gewissen Grad müssen Spitzenpolitiker auch Opfer bringen, die über den 20-Stunden-Tag hinausgehen. Es ist eben nicht mehr nur die persönliche Entscheidung, sich impfen zu lassen oder nicht, es ist auch die Verantwortung, die man als Vorbild und Wegbereiter der Corona-Politik übernimmt. Wer gegen den Lockdown wettert, jede Gelegenheit nutzt, Erleichterungen zu fordern und ansonsten die Menschen in die Pflicht nimmt, daran aktiv mitzuarbeiten, sollte sich nicht dem Mittel verweigern, das nach allem gegenwärtigen Wissen gegen das Virus und seine Folgen hilft – dem Impfen. Doch das tut Hubert Aiwanger, der Stellvertreter des bayerischen Ministerpräsidenten und führender Politiker der Freien Wähler. Und er tut es aus machtpolitischem Kalkül – will er doch für die Freien Wähler in allen Bundesländern Stimmen abgreifen. Die Union, namentlich die CSU, sieht darin den Versuch, am querdenkenden und am rechten Rand die Unzufriedenen und Enttäuschten einzufangen. Aus den ehemals rechtschaffenen und unabhängigen Freien Wählern wird so ein Sammelbecken kruder Verleugner, Fantasten und Irrläufer. Ein Vorbild ist Aiwanger längst nicht mehr, und auch zum Spitzenpolitiker taugt er nach all den Entgleisungen nicht mehr.