Die Polizei sieht keinen Anlass, das Zeltlager im Wald aufzulösen, beobachtet das Geschehen dort aber. "Man hat auch weiterhin ein Auge drauf", sagte ein Sprecher. Der Protest im Kiefernwald kann bis zum 15. März fortgesetzt werden, wie die Polizei entschieden hatte. Da die Versammlung aber nicht angemeldet gewesen sei, sei ein Strafverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet worden, sagte ein Sprecher am Freitag.
Von der Initiative hieß es: "Wir sind gesprächsoffen, lassen uns aber nicht aus dem Wald verdrängen." An diesem Samstagnachmittag ist in Grünheide ein Waldspaziergang aus Protest gegen Tesla geplant sowie ein Klavierkonzert im Wald. Tesla äußerte sich auf Nachfrage bislang nicht zu dem Protestcamp neben der Fabrik - auch die Gemeinde Grünheide nicht.
Forderung an Brandenburgs Regierungschef
Die Bürgerinitiative Grünheide solidarisierte sich mit dem Protest und rief Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dazu auf, das Camp zu besuchen und mit den Besetzern zu sprechen. Die Umweltschützer kritisieren neben der geplanten Rodung von Wald unter anderem auch den Abbau von Lithium für Batterien. Sie werfen Tesla eine Gefährdung des Trinkwassers vor und schlechten Arbeitsschutz. "Saubere Autos sind eine dreckige Lüge" und "Wasser ist ein Menschenrecht" war auf Plakaten zu lesen.
Ostbeauftragter: Protest bei Planung von Großprojekten auch mitdenken
Mit Blick auf den Widerstand gegen Großfabriken wie Tesla rät der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, den Unternehmen, bei den Menschen am Ort für sich zu werben. Aus Schneiders Sicht sind Industrieansiedlungen auch in Ostdeutschland kein Selbstläufer mehr. "Ich nehme da in Ostdeutschland eine Veränderung wahr", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Früher wurde praktisch jedes Großprojekt begrüßt, solange es nur Arbeitsplätze brachte. Jetzt gibt es vereinzelt auch mal Widerstände. Das muss man bei der Planung künftig mitdenken."
Kritik an Kommunikation von Tesla
Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) rieten dem Autobauer zu einer offensiveren Kommunikation und Informationspolitik. "Es ist eine ein bisschen ungewöhnliche Strategie, mit niemandem zu sprechen, außer mit den zuständigen Stellen", sagte der UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp am Freitag im RBB-Inforadio. "Da ist sehr viel Luft nach oben, weil man ja Botschaften senden kann, die auch die Kraft haben zu überzeugen", meinte Schirp. So sei kaum bekannt, dass Tesla für das Werk "keinen einzigen Euro Fördergeld" vereinnahmt habe. 1200 der 12.000 Beschäftigten - also ein Zehntel - seien aus der Arbeitslosigkeit heraus eingestellt worden.