Altstadtfreunde Coburg Sorge um die Kunstfreiheit

Einige Altstadtfreunde sprechen sich gegen das geplante Direktorengremium aus. Sie befürchten, dass politische Kräfte den Spielplan beeinflussen könnten.

 
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Die Altstadtfreunde Coburg engagieren sich für einen neuen Intendanten am Landestheater Coburg Foto:  

Die Entscheidung sorgte bereits für Diskussionsstoff in der Vestestadt: Wenn der Vertrag des Intendanten des Coburger Landestheaters Bernhard Loges ausläuft, soll kein Nachfolger für dieses Amt bestimmt werden. Die künstlerische Verantwortung soll dann von einem Direktorengremium übernommen werden.

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Besonders einige der Altstadtfreunde Coburg kritisieren dieses Vorhaben und engagieren sich für einen neuen Intendanten. Sie warnen vor einer politischen Einflussnahme auf den Spielplan. „Um die Kunstfreiheit zu gewährleisten, braucht es aus unserer Sicht auch in Zukunft einen Intendanten“, erklärte die Vorsitzende Christa Minier auf der Hauptversammlung der Altstadtfreunde.

Die Aufgabe der Intendanz ist es, das künstlerische Gesamtkonzept für Theater und Publikum zu entwickeln und umzusetzen. In ihrer Arbeit sind die Verantwortlichen an Rechtsvorschriften gebunden. Schon im vergangenen November hatten die Mitglieder versucht, Oberbürgermeister Dominik Sauerteig mit einem offenen Brief von einem Nachfolger für Loges zu überzeugen. Insgesamt sammelten die Altstadtfreunde 21 Unterschriften. Da es bislang aber noch keine Reaktion auf den Brief gegeben habe, sehe man dringenden Handlungsbedarf und wolle nun das direkte Gespräch mit dem Stadtoberhaupt suchen.

Denn aus Sicht der Vorsitzenden Christa Minier ist das Amt des Intendanten für die künftige Leitung des Landestheaters unverzichtbar, wenn man auch in Zukunft mögliche Einmischungen auf den Spielplan vermeiden wolle. „Ein Intendant, der die Hoheit über den Spielplan hat, kann mögliche Einflüsse verhindern.“ Besonders die AfD habe im vergangenen Jahr mehrmals andernorts versucht, Einfluss auf die programmliche Gestaltung einiger Spielhäuser zu nehmen. So habe die Partei zuletzt beispielsweise die Auswahl der Bühnenstücke des Landestheaters Schwaben kritisiert und einen Antrag auf Änderung gestellt. Aus Sicht der AfD sei das Landestheater das Sprachrohr einer Ideologie, die unter anderem für radikalen Feminismus, die Aufweichung des traditionellen Familienbildes und eine multikulturelle Utopie stehe.

Obwohl der Antrag der AfD-Fraktion im Unterallgäuer Kreistag mit 49 zu fünf Stimmen abgelehnt wurde, sieht Minier in diesem Verhalten ein eindeutiges Warnsignal. „Die AfD forderte öffentlich den Rücktritt der Intendantin des Landestheaters Schwaben, Kathrin Mädler. Dieses Verhalten ist ein Eingriff auf Artikel 5, Absatz 3 des Grundgesetzes, in dem die Kunstfreiheit garantiert wird. Das können wir in einer Demokratie nicht akzeptieren“, so Minier.

Doch auf der Jahreshauptversammlung der Altstadtfreunde teilten nicht alle Mitglieder die Sorgen der Vorsitzenden. „Das sind in der Regel Einzelfälle. Letztendlich sind fast alle Versuche der Einflussnahme gescheitert. Ich würde im Traum nicht darauf kommen, dass so etwas auch bei uns in Coburg passieren könnte“, betonte etwa Klaus Klumpers.

Um ähnliche Vorfälle in der Vestestadt auch in Zukunft zu vermeiden, ist für Christa Minier indes ein neuer Intendant dringend erforderlich. Daher soll Oberbürgermeister Sauerteig in einem persönlichen Gespräch davon überzeugt werden, einen neuen Intendanten zu suchen und nicht auf das geplante Direktorenmodell zu setzen.