Amphibien auf dem Trockenen Förster sucht Zeugen eines Bagger-Frevels

Sabine Weinbeer

Der Weiher ist leer. Mit Gewalt hat jemand mit einem schwerem Gerät alles zerstört. Heuer wird hier, auch nach der Reparatur, wohl kein Wasser mehr einfließen. Und das, wo schon jetzt abzusehen ist, dass aufgrund der Trockenheit jeder Tropfen wichtiger denn je ist.

 
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Ein Trockenjahr jagt das Nächste, die Natur lechzt nach Wasser, der Grundwasserspiegel sinkt – und dann fährt jemand mit dem Bagger in den Wald und zerstört einen Weiher, indem er das Wasser ablässt. Was er nach Pfingsten in der Waldabteilung Lichteiche zwischen Eltmann und Weisbrunn entdecken musste, veranlasst bei Förster Burkhard Rischen Kopfschütteln. „Warum macht jemand so etwas“, fragt er sich und bittet um Hilfe bei der Aufklärung des Umweltfrevels.

Die Waldabteilung „Lichteiche“ liegt unweit von Eschenbach und dem Eltmanner Siedlungsgebiet „Am Hahn“ in Richtung Weisbrunn. Einst gab es hier eine kleine Weiherkette für die Fischhaltung. Vor etwas über zehn Jahren lief der letzte Pachtvertrag ab. Den letzten verbliebenen Weiher pflegte die Staatsforstverwaltung als Feuchtbiotop im Wald. So eine Wasserrückhaltung im Wald wirkt sich enorm positiv auf das Kleinklima aus, hilft gegen die zunehmende Trockenheit und fördert die Artenvielfalt. So wurde der ehemalige Fischweiher zu einem wertvollen Bestandteil der Waldgemeinschaft. Das war er bis wohl Mitte/Ende Mai. Am Pfingstsamstag entdeckte ein Holzrücker, dass der Tümpel trocken lag. Das Wasser floss ab, weil der Mönch, das Auslaufbauwerk, zerstört wurde – und zwar mit massiver Gewaltanwendung und schwerem Gerät.

„Ich habe am Telefon erst mal nachgefragt, ob das vielleicht ein Unfall beim Holzrücken gewesen sein könnte, aber vor Ort habe ich gleich gesehen, dass das nur Absicht gewesen sein kann“, so Burkhard Rischen beim Gespräch vor Ort. Man sieht aus der Nähe die Spuren, die die Zähne einer Baggerschaufel hinterließen. Beim Herausheben der Absperrbalken brach rechts ein großes Teil des Betonbauwerks ab. Die Bretter, die zur Regulierung des Wasserablaufs innerhalb einer Nut eingeschoben oder herausgenommen werden können, liegen zerbrochen zusammen mit schlammigen Gräsern neben dem Mönch in der Brombeerhecke. Um die Bretter von unten herauszuheben, produzierte die Baggerschaufel auch noch einen kleinen Graben. Der gewährleistete, dass auch noch der letzte Tropfen Wasser abfloss. Auch die Eisenplatte, der Deckel auf dem Mönch, wurde abgerissen, sie liegt verbeult im ehemaligen Weiher – Verankerung und das dazugehörige Vorhängeschloss stecken noch im Bauwerk und zeigen, wo sie eigentlich hingehört. Über dem zerstörten Mönch baumeln drei dürre lange Zweige, „die wurden beim Baggern abgebrochen“, sagt Rischen. Förster Rischen hat Anzeige erstattet, die Polizei machte sich vor Ort ein Bild, „aber wenn sich nicht jemand meldet, der was gesehen hat, dann wird man das wohl nicht aufklären können“, so seine Überzeugung. Eine Summe im unteren vierstelligen Bereich wird es wohl kosten, das Auslaufbauwerk wieder herzustellen. Doch der wirtschaftliche Schaden beschäftigt den Förster nur zweitrangig – der ökologische Schaden ist weitaus höher. „Da läuft heuer den ganzen Sommer kein Wasser mehr rein“, ist er sicher. Ob die „Bewohner“, vor allem die Amphibien, bis zum Herbst im umliegenden Waldboden Zuflucht finden, sei angesichts der anhaltenden Trockenheit fraglich. Gegen wen sollte sich ein solcher Frevel richten? Gegen den Staatsforst oder den Staat im Allgemeinen? Gegen den Jagdpächter? Gegen Tiere? „Auf jeden Fall ist es kein Dummejungenstreich, wenn man mit einem Bagger in den Wald fährt und so einen Schaden anrichtet“, sagt Burkhard Rischen. Er hat die Hoffnung, dass jemand etwas gesehen hat. „Es ist doch eher außergewöhnlich, wenn ein Bagger in den Wald fährt“, meint er. Am ehesten könne der aus Eschenbach (Zufahrt an der Brauerei vorbei) oder aus der Eltmanner Feldflur (Neubaugebiet „Am Hahn II/Wallburg). Auch von Weisbrunn kommt man über den Rehholzparkplatz zur Lichteiche, aber für einen Bagger ist die Zufahrt relativ weit und kurvig. Am Weiher vorbei führt ein Waldweg, der zwar nicht zu den hochfrequentierten Freizeitstrecken gehört, „aber vielleicht hat ja doch jemand etwas gesehen“, hofft Rischen darauf, dass die Polizei noch relevante Hinweise erhalten könnte.

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