Amtsgericht Bamberg Stalker erhält hohe Geldstrafe

Udo Güldner
Als seine Freundin sich von ihm trennt, rastet ein Mann aus. Er verfolgt, beleidigt, belästigt und bedroht die Frau und und ihren neuen Partner. Nun saß der Stalker vor Gericht. Foto: picture alliance/dpa/Volker Hartmann

Monatelang macht ein 36-jähriger Mann aus Bamberg seiner zwei Jahre jüngeren Ex-Freundin aus den Haßbergen und ihrem neuen Lebensgefährten das Leben zur Hölle. Am Amtsgericht Bamberg kassierte er nun die Quittung.

 
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Zwei Jahre waren Eva und Richard (Namen geändert) ein Paar. Im Sommer 2020 macht sie mit ihm Schluss. Denn sie hat eine neue Liebe gefunden. Sie sagt, er solle sich keine Hoffnungen mehr machen und sie in Ruhe lassen. Für ihn bricht eine Welt zusammen. Der in seiner Eitelkeit zutiefst gekränkte Richard sinnt auf Rache. Richard nutzt E-Mails, WhatsApp-Chats und SMS-Nachrichten, um Eva und ihre neue Liebe zu beleidigen. Sie nennt er unter anderem „Schlampe“ und „kleiner nuttiger Zeitvertreib“. Ihn verunglimpft er als „Kindervergewaltiger“. Dazu nutzt Richard mehrere Prepaid-Mobiltelefone und den Rechner an seinem Arbeitsplatz. Auf Instagram erstellt er unter Evas Namen und mit deren Foto ein Fake-Profil und schreibt dort „Warnung! Psychisch gestörte Person“. Später ändert er die Beschreibung in „Dumm und nicht ganz richtig im Kopf. Bitte Rücksicht nehmen“. Auch bei Amazon, PayPal und weiteren Online-Portalen hat Eva plötzlich einen Account, von dem sie gar nichts weiß. Ihre Freunde erhalten Nachrichten, angeblich von ihr, in denen Eva als psychisch gestört und geistig behindert bezeichnet wird. Auch dahinter steckt Richard. Das ergeben die aufwendigen Ermittlungen der Polizei Bamberg.

Es bleibt nicht bei Worten. Mehrmals finden Eva und ihr neuer Lebensgefährte ihre Fahrzeuge beschädigt vor. Über Nacht sind immer wieder Reifen zerstochen, einmal auch der Lack an der Beifahrertüre zerkratzt. Als die Polizei später Richards Wagen durchsucht, findet sie ein Messer. Wie ein Material-Gutachten des Landeskriminalamtes feststellt, ist es zumindest in einem Fall die Tatwaffe. Auch ein Fahrradreifen wird Opfer scharfer Klingen. Die Folge: Eva traut sich nicht mehr hinters Steuer, aus Angst, dass noch mehr am Wagen manipuliert ist. Sie zieht sogar um, damit Richard sie nicht wiederfindet. „Ich hatte Angst um mich, meinen Freund und die Familie“. Das Schlimme sei die Unsicherheit gewesen, was denn als Nächstes passiere. Tatsächlich droht er Evas Schwager sogar, eine geladene Schusswaffe zu haben, wenn der sich blicken lasse.

Richards Rufmord-Kampagne trifft auch den Nebenbuhler. Dem als „Drogenabhängigen“ diffamierten Mann schiebt er ein Päckchen mit rund sechs Gramm Marihuana unter. Auch Evas Schwager wirft er fast 26 Gramm Rauschgift in den Briefkasten und behauptet, es stamme vom Nebenbuhler. Dabei hat Richard selbst Kontakte ins Drogenmilieu, auch wenn er den Konsum von Betäubungsmitteln bestreitet. Bei zwei Hausdurchsuchungen finden die Ermittler Marihuana und Amphetamin.

Die nächste Eskalationsstufe: Richard versucht, Eva und ihrem Freund beruflich zu schaden. Er schreibt unter einer gefälschten Mail-Adresse an dessen Chef, der sei eine „Schwuchtel“. Richard investiert viel Zeit und Energie darin, einen „Schlampenkalender“ zu fälschen. Der soll angeblich im Büro von Evas Freund hängen und eine Art Rangliste der sexuell aktivsten Mitarbeiter mit Sexualpartnerinnen zeigen. Selbst als das Amtsgericht Bamberg im Dezember 2020 ein Kontaktverbot nach dem Gewaltschutz-Gesetz ausspricht, hält das Richard nicht auf. Immer wieder verfolgt er sie mit dem Auto, läuft ihr wie zufällig über den Weg und verwickelt sie in Gespräche.

Am Ende verhängte Strafrichterin Susanne Reiß eine Geldstrafe von 12 800 Euro. Hinzu kommen die Kosten für Richards Rechtsanwalt und den Prozess.

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