Antisemitismus in der Kunst Wagners dunkle Seite

Anne Gladitz
Seit Adorno wird darüber diskutiert, ob Figuren wie Alberich und Mime in „Siegfried“ (in der Coburger Inszenierung dargestellt von Martin Trepl, links, und Simeon Esper) von Richard Wagner als judenfeindliche Karikaturen oder Klischees angelegt wurden. Foto: /Trepl

Richard Wagner war glühender Judenhasser. Ein Symposium am Coburger Landestheater untersucht, inwieweit seine antisemitische Haltung in den Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“ eingeflossen ist.

 
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Dem Antisemitismus in Richard Wagners Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“ spürt ein Symposium nach, zum dem das Landestheaters Coburg am kommenden Wochenende einlädt. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth auf Schloss Thurnau (fimt). Das Programm unter der Überschrift „Garaus geben dem garst’gen Zwicker“ besteht aus einer szenischen Lesung und einer Reihe von wissenschaftlichen Vorträgen, unter anderem spricht mit Micha Brumlik, emeritierter Professor der Goethe-Universität Frankfurt am Main, einer der führenden Experten zum Thema Antisemitismus. Abschließend kann am Sonntag, 23. April, die letzte Vorstellung des „Siegfried“ in der Regie von Alexander Müller-Elmau im Großen Haus besucht werden. Der Eintritt zur Lesung und zu den Vorträgen ist frei, eine Anmeldung nicht notwendig.

Dass Richard Wagner Antisemit war, ist unbestritten. Vor allem in seiner Hetzschrift „Das Judentum in der Musik“ wütete Wagner gegen Juden im Allgemeinen und Giacomo Meyerbeer im Besonderen. Überliefert ist auch Wagners Wunsch, ein Theater voller jüdischer Zuschauer solle während einer Vorstellung von Lessings „Nathan der Weise“ in Flammen aufgehen.

Klischees und Karikaturen

Während auf der biografischen Ebene Eindeutigkeit herrscht, wird über die Frage nach dem Antisemitismus in Wagners Werken immer noch diskutiert. Theodor W. Adorno war einer der ersten, der die Nibelungen Alberich und Mime als Karikaturen der Klischeetypen „Börsenjude“ und „Ghettojude“ dechiffrierte. Doch auch im 21. Jahrhundert gibt es noch Stimmen, die die Gegenthese vertreten, dass sich in Wagners Bühnenwerken – im Gegensatz zu seinen Theorieschriften – kein eindeutiger Antisemitismus finden lasse.

Das Symposium stellt die Frage nach dem Antisemitismus konkret am Beispiel des „Ring des Nibelungen“. Es beginnt am Freitagabend um 20 Uhr mit einer szenischen Lesung aus „Das Rheingold“, „Siegfried“ und „Das Judentum in der Musik“ in der Reithalle. Es liest die Schauspielerin Marina Schmitz. Die szenische Einrichtung verantwortet Dominik Frank vom fimt.

Am Samstag wird das Vortragsprogramm um 13 Uhr im Brücknersalon vom Intendanten Bernhard F. Loges eröffnet. Micha Brumlik spricht zu „Antisemitismus in der Musik? Fragen zum Werk Richard Wagners“. Dominik Frank widmet sich Adornos Blick auf Wagner und Valerie Kiendl von der Universität Würzburg dem Antisemitismusdiskurs um Wagner bis in die Gegenwart.

Zum Abschluss fragt eine Diskussionsrunde nach den Kontinuitäten und Brüchen in der Inszenierungsgeschichte des Antisemitsmus im „Ring des Nibelungen“ – von der Uraufführung über den Jahrhundert-Ring Patrice Cheraus bis in die Gegenwart.

Der Einlass zu den Vorträgen erfolgt am Samstag über den Seiteneingang des Landestheaters gegenüber der IHK. Karten für „Siegfried“ können an der Theaterkasse, bei der Neuen Presse und online unter www.landestheater-coburg.de erworben werden. Restkarten gibt es gegebenenfalls an der Abendkasse.

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