Arbeitnehmerempfang Kronach Freie Tage machen die Seele frei

Karl-Heinz Hofmann
Beim D Foto: /K.- H. Hofmann

Am 1. Mai kritisiert der Deutsche Gewerkschaftsbund auf dem Marienplatz in Kronach Firmen, die sich in Notzeiten bereichern. Mit diesen Gewinnen solle die Krise finanziert werden.

 
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„GeMAInsam Zukunft gestalten“ war das diesjährige Motto des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum Tag der Arbeit am 1. Mai. Die Funktionäre Mathias Eckardt (DGB-Geschäftsführer Oberfranken) und Wolfgang Schmitt (DGB-Kreisvorsitzender Kronach), verurteilten den Krieg in der Ukraine, fanden aber auch deutliche Worte gegen jene Konzerne im eigenen Land, die durch die Corona-Pandemie die höchsten Gewinne aller Zeiten verbuchten. Der Höhepunkt an Dreistigkeit zeige sich bei dem amerikanisch geführten Konzern Lear, wo man den Produktionsstandort Kronach schließen werde, obwohl hier gute Zahlen erwirtschaftet würden.

Hubert Walter nahm kein Blatt vor den Mund. 400 Mitarbeiter sollen bis 2025 die Firma verlassen – laut amerikanischem Management nach dem Motto „Viel ist nicht genug“. Er rief den DGB, die IG Metall und die Politik auf, den Standort Deutschland zu verteidigen und appellierte an den Zusammenhalt in der Region, die Mitarbeiter bei Lear weiterhin zu unterstützen.

Genau vom Gegenteil, nämlich von positiven Auswirkungen der Corona-Krise auf die Arbeitsplätze, konnte die Betriebsratsvorsitzende bei der Stockheimer Firma Rebhan, Stefanie Marr, berichten. In kürzester Zeit wurde eine Betriebsvereinbarung getroffen; auch für Homeoffice und im Betrieb wurden Sicherheitsvorkehrungen in Absprache mit dem Betriebsrat getroffen. Es wurden Arbeitsstellen aufgebaut und werden noch immer Mitarbeiter gesucht.

Die Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Kronach, Daniela Ludwig, berichtete von enttäuschenden Tarifverhandlungen. Bei Ausbruch der Corona-Pandemie habe es großen Applaus für die Mitarbeiter im Gesundheitswesen und in Pflegeberufen gegeben. Doch davon könne sich niemand den Lebensunterhalt finanzieren. Von einer gerechten Bezahlung sei man weit entfernt.

Mathias Eckardt lehnte in seiner Ansprache Sozialabbau zur Gegenfinanzierung der gegenwärtigen Krisen entschieden ab. „Das ist eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere Demokratie“, so Eckardt. Wer Hilfspakete für pandemiegeschädigte Unternehmen schnüre, der müsse gleichzeitig auch die Extraprofite der Krisengewinner abschöpfen. Dies gelte gerade auch für Energie- und Mineralölkonzerne, die sich angesichts steigender Preise und Kosten für den Verbraucher die Taschen füllten. DGB-Kreisvorsitzender Wolfgang Schmitt betonte, dass ein arbeitsfreier Feiertag wie der 1. Mai kein gesellschaftlicher Luxus sei. Vielmehr trage er entscheidend dazu bei, dass moderne Gesellschaften soziale Stabilität ausbilden können und den Herausforderungen gewachsen seien, denen sie sich regional wie global stellen müssen. „Arbeitsfreie Tage sind nicht nur dazu da, um körperlich von den Mühen der Arbeit zu regenerieren. Sie machen vor allem den Kopf und die Seele frei“, sagte er. Landrat Klaus Löffler fügte an, es scheine so, als gerate die Welt aus den Fugen; Verlässlichkeit und Sicherheit gebe es nicht mehr. Der Kriegsbeginn in der Ukraine am 24. Februar habe weltweite Veränderungen zur Folge. Es liege jetzt an allen, sich verstärkt für den Erhalt der Keimzelle der Demokratie einzusetzen. „Wir dürfen nie vergessen, Perspektiven zu schaffen. Wer im Kleinen nicht in Frieden lebt, der kann keinen Beitrag zum großen Frieden in der Welt leisten“, appellierte der Landrat. Über 600 Flüchtlinge seien hier nicht in Turnhallen untergebracht, sondern überwiegend bei Privatleuten, lobte Löffler. Er dankte Marina Schmitt, die seit 36 Jahren die Gewerkschaftsgeschäftsstelle in Kronach betreut und Tom Sauer, der unter Einsatz seines Lebens Hilfsgüter in das Kriegsgebiet der Ukraine lieferte.

Kronachs Bürgermeisterin Angela Hofmann hieß alle Teilnehmer der Veranstaltung herzlich willkommen. Sie dankte den Organisatoren des DGB, die viel Kraft und Mut aufbringen würden, um immer wieder für Arbeitnehmerrechte einzutreten. Der katholische Betriebsseelsorger Thomas Reich ging auf die Sonntagsruhe ein. Dabei sei der Sonntag die Vollendung des Werkes während der Woche – und die Freizeit am Sonntag gehöre zum Rhythmus des gesamten Werkes.

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