Arbeitsmarkt Haßberge Arbeitgeber setzen auf Kurzarbeit

„Nachdem die Neuanzeigen zur Kurzarbeit in den vergangenen Monaten kontinuierlich gesunken waren, könnten diese angesichts der neuerlichen Beschränkungen, in den nächsten Monaten wieder ansteigen“, sagt Arbeitsagentur-Chef Thomas Stelzer. Foto: picture alliance/dpa/Biczysko

Die Arbeitslosenquote in der Region Main-Rhön bleibt weiter stabil. Der Chef der Arbeitsagentur Schweinfurt führt dies auch auf den Einsatz von Kurzarbeit zurück.

 
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Kreis Haßberge - In der Region Main-Rhön waren im Dezember 2020 insgesamt 8647 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 127 Personen mehr als im November: Die Arbeitslosenquote stieg damit lediglich um 0,1 Prozentpunkte von 3,4 Prozent im November auf 3,5 Prozent im Dezember. Im Dezember 2019 dagegen wurden 1354 Arbeitslose weniger gezählt; die Arbeitslosenquote lag damals bei 2,9 Prozent. „Die Lage am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön ist dadurch gekennzeichnet, dass wir einerseits eine sehr stabile Arbeitslosenquote haben und andererseits ein deutlicher Anstieg der Anzeigen auf Kurzarbeit zeigen, dass dieses Instrument den Arbeitsmarkt weiterhin stabilisiert“, fasst Thomas Stelzer, der Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die Zahlen für den letzten Monat des denkwürdigen Jahres 2020 zusammen. Der statistische Zähltag für den Dezember ist der 10.12.2020. Zu diesem Zeitpunkt stand Deutschland noch vor Beginn der seit dem 16. Dezember geltenden verschärften Maßnahmen zur Bekämpfung der zweiten Corona-Welle. „Die veröffentlichten Daten stellen die tatsächliche Lage am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön lediglich zum Stichtag dar“, gibt Stelzer zu bedenken. Im Landkreis Haßberge, der gemeinsam mit Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie den kreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld zum Arbeitsagentur-Bezirk gehört, blieb die Arbeitslosenquote mit 3,1 Prozent unverändert gegenüber dem Vormonat.

Seit Jahresbeginn 2020 wurden laut Bericht der Arbeitsagentur in der Region Main-Rhön von insgesamt 4143 Betrieben für 55 850 Arbeitnehmer Kurzarbeit angezeigt. „Nachdem die Neuanzeigen zur Kurzarbeit in den vergangenen Monaten kontinuierlich gesunken waren, könnten diese angesichts der neuerlichen Beschränkungen, in den nächsten Monaten wieder ansteigen“, mutmaßt Arbeitsagentur-Chef Thomas Stelzer. Aus der Anzeige sei jedoch nicht zu erkennen, wann und in welchem Umfang im Betrieb tatsächlich kurzgearbeitet werde. „Für die tatsächlich später eingetretene Kurzarbeit muss der Betrieb bei der Agentur für Arbeit für den jeweiligen Monat innerhalb von drei Monaten einen Antrag auf die Gewährung von Kurzarbeitergeld stellen und die Abrechnungslisten einreichen“, erklärt Thomas Stelzer. Aktuelle Hochrechnungen unserer amtlichen Statistik zur realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen der Arbeitsagentur bis zum Monat August vor. Der Höchststand der Anzahl der Betriebe bei der realisierten Kurzarbeit lag im Monat April bei 3254, die Höchstzahl der betroffenen Arbeitnehmer im Monat Mai bei 38 013. Stelzer: „Aufgrund des neuerlichen Lockdowns ab 16.12.2020 ist damit zu rechnen, dass diese Höchststände wieder erreicht werden.“

Im Frühjahr lag der durchschnittliche Arbeitsausfall bei den kurzarbeitenden Mitarbeitern bei rund einem Drittel. Nach Einschätzung von Thomas Stelzer wurde durch den Einsatz von Kurzarbeit damals – allein rechnerisch – für fast 10 000 Beschäftigte Arbeitslosigkeit verhindert. Damit sei davon auszugehen, dass sich im Dezember 2020 wieder ein knappes Fünftel aller Beschäftigten in Kurzarbeit befinde. „Der Strukturwandel und die fortschreitende Digitalisierung haben durch die Corona-Pandemie deutlich an Fahrt gewonnen. Die verbesserten gesetzlichen Regelungen für geförderte Qualifizierung der Beschäftigten während der Kurzarbeit werden bereits von den Unternehmen genutzt. Mittelfristig hilft dies die vor der Krise dominierenden Themen – Fachkräftesicherung, Transformation und Demografie – zu bewältigen“, so Thomas Stelzer.

Auffällig jedoch ist, dass es in Folge der Krise offenbar schwieriger geworden ist, Arbeitslosigkeit zu beenden. Dies zeigt sich dadurch, dass die Anzahl der Langzeitarbeitslosen (also jener Personen, die länger als zwölf Monate arbeitslos gemeldet sind) im Vergleich zum Vorjahr um ein sattes Drittel angestiegen ist.

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