Arbeitsmarkt Kurzarbeit verhindert Entlassungswelle

Von Martin Fleischmann
Nicht nur das Gastgewerbe wartet auf Lockerungen beim Lockdown. Foto: dpa/Marius Becker

Die Erwerbslosigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr in der Region Bamberg-Coburg leicht gestiegen. Aber es gibt einen Frühjahrsaufschwung.

 
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Coburg - Die Arbeitslosigkeit hat sich im April in der Region im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöht. Das geht aus den aktuellen Zahlen der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg hervor, die sie am Donnerstag vorlegte. Demnach liegt die Erwerbslosenzahl im Agenturbezirk um 2,6 Prozent über dem Vorjahresniveau. Aktuell sind 12800 Personen arbeitslos, vor einem Jahr waren es 12477. Als sich im April letzten Jahres die ersten deutlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf dem Arbeitsmarkt zeigten, musste die Region einen Anstieg um 13,4 Prozent verkraften.

Spürbarer Beschäftigungsanstieg

Trotz des seit einem halben Jahr andauernden Lockdowns habe sich die Frühjahrsbelebung fortgesetzt, bilanziert Brigitte Glos, Leiterin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg. Die Belebung habe auch im April für einen spürbaren Beschäftigungsanstieg gesorgt, wenn auch nicht ganz so kräftig wie in den Jahren vor der Corona-Krise. Das Gros des Frühjahrsaufschwungs sei auf die Wiedereinstellung der über die kalte Jahreszeit freigestellten Arbeitnehmer in den Bauberufen sowie im Garten- und Landschaftsbau entfallen. Mittlerweile seien die meisten wiedereingestellt. 93,1 Prozent des Rückgangs der Arbeitslosigkeit ging daher auf das Konto der Männer. Deren Zahl reduzierte sich um 581 oder 7,4 Prozent. Normalerweise sinke mit dem Start in die Tourismussaison spätestens im April zusehends auch die Arbeitslosigkeit der Frauen. In diesem Jahr habe sich ihre Zahl jedoch nur um 0,8 Prozent verringert.

Tränen in Beratungsgesprächen

43,5 Prozent aller Beschäftigungsaufnahmen entfielen im April auf Produktions- und Handwerksberufe. Der Anteil von Handel sowie Lebensmittel- und Gastgewerbe an Neueinstellungen betrug hingegen 12,0 Prozent. Im Handwerk und der Industrie sei die Auftragslage überwiegend weiter gut. Jedoch könnten viele Betriebe aufgrund der weiterhin ungewissen Lage nur für zwei bis drei Monate planen. Längerfristige Investitionen würden zurückgestellt. Durch vermehrten Personalabbau in einigen Firmen in den vergangenen Monaten finde die Produktion wieder Fachkräfte zum Einstellen. Im Handwerk hingegen, wo es seit Beginn der Krise keine größeren Freisetzungen gab, würden bereits jetzt Gesellen teilweise händeringend gesucht.

Handel, Verkehr, Reise- und Gastgewerbe warteten vergebens auf wirtschaftliche Lockerungen nach Ostern. Gerade kleine inhabergeführte Geschäfte treffe es hart. In Beratungsgesprächen mit den Vermittlern der Agentur wird laut Brigitte Gros dabei manche Träne vergossen. Erste Mitarbeiter wanderten in andere Bereiche wie in die Industrie oder den Gesundheitssektor ab.

Nur Hochrechnungen

Nach Aussage der Arbeitsagentur verhindert Kurzarbeit eine Entlassungswelle. Im Dezember 2020, so eine aktuelle Hochrechnung, hätten im Agenturbezirk insgesamt 2 687 Betriebe für 19 771 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld bezogen, damit waren 8,0 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit. Wie sich der seit Anfang November andauernde Lockdown auf die Inanspruchnahme von Kurzarbeit letztendlich auswirkt, sei aber noch offen, da die Statistik für Kurzarbeit nach deren Abrechnung im Nachhinein erhoben werde. Ersten Hochrechnungen zu Folge erhöhte sich die Zahl der Betriebe in Kurzarbeit von Ende Oktober bis Dezember um 994 bzw. 58,7 Prozent. Unterdessen stieg die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 42,9 Prozent.

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