Doch er sieht auch Positives. So hätten der Strukturwandel und die fortschreitende Digitalisierung durch die Corona-Pandemie deutlich an Fahrt gewonnen. „Die verbesserten gesetzlichen Regelungen für geförderte Qualifizierung der Beschäftigten während der Kurzarbeit könnten von den Unternehmen noch stärker genutzt werden“, sagt Thomas Stelzer. Mittelfristig helfe dies, die vor der Krise dominierenden Themen – Fachkräftesicherung, Transformation und demografischer Wandel – zu bewältigen.
Materialknappheit und Umsatzeinbußen
Zusätzlich würden noch weitere zahlreiche pandemiebedingte Einschränkungen die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt beeinträchtigen. „Zu den inzwischen bekannten und häufig thematisierten Problemen (Materialknappheit, Rohstoffpreise, Lieferkettenprobleme, Planungsunsicherheit) kommen erhebliche Umsatzeinbußen im Einzelhandel und im Dienstleistungssektor aufgrund der 2G bzw. 2G+ Regelung hinzu“, sagt Thomas Stelzer. Und: „Im Hintergrund steht noch die Unsicherheit, dass die weitere Entwicklung der Pandemie kaum einschätzbar ist.“
Eine Anzeige auf Kurzarbeit werde manchmal auch vorsorglich gestellt. Deshalb lasse sich aus der Anzahl der Anzeigen nicht exakt schließen, wie viele Beschäftigte am Ende tatsächlich und in welchem Stundenumfang kurzarbeiten werden. „Diese Angaben der Betriebe liegen erst mit Zeitverzögerung vor“, erklärt der Arbeitsagenturleiter. Für die tatsächlich eingetretene Kurzarbeit tritt der Betrieb mit der Lohnabrechnung in Vorleistung und muss danach bei der Agentur für Arbeit für den jeweiligen Monat einen Antrag auf die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes stellen.
Aktuelle Hochrechnungen der amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit zur realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen deshalb lediglich bis zum August 2021 vor. Die Statistik weist eine sogenannte Kurzarbeiterquote aus. Diese berechnet sich als Verhältnis aus der Zahl der Personen in Kurzarbeit, bezogen auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Kurzarbeiterquote im August 2021 lag über alle Branchen hinweg bei 1,6 Prozent. Dies entsprach dem niedrigsten Wert seit Beginn der Pandemie. Damals lag die Quote bei 6,8 Prozent. Den Höchststand hatte der Wert im Mai 2020 mit 21,6 Prozent erreicht.