Arbeitssicherheit Die fünf gefährlichsten Berufe Deutschlands

Anna-Sophie Kächele

Gute Bezahlung, flexible Arbeitszeiten, eine sinnvolle Arbeit: Die Gründe bei der Berufswahl sind vielfältig. Was sind die gefährlichsten Berufe Deutschlands?

 
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Maurer und Maurerinnen gehören zu der Berufsgruppe mit dem höchsten Risiko, einen Arbeitsunfall zu erleiden. Foto: Imago/Westend61/Christian Vorhofer

Dompteur, Stuntman, Bombenentschärfer: Man könnte glauben, das wären die gefährlichsten Berufe der Welt. Doch man täuscht sich. Wo das Risiko, einen Arbeitsunfall zu erleiden, tatsächlich am höchsten ist, zeigt eine aktuelle Studie der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung.

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1 Schuften in luftiger Höhe

Nach den aktuellsten Zahlen von 2021 besteht bei den Baukonstruktionsberufen das höchste Risiko, sich während der Arbeit zu verletzen. Dazu gehören Maurer, Zimmerleute, Bautischler sowie Steinmetze. In dieser Berufsgruppe wurden vergangenes Jahr 134 meldepflichtige Arbeitsunfälle auf 1000 Mitarbeiter registriert.

Je höher desto gefährlicher? Anders als vielleicht angenommen passiert ganz oben auf dem Dach laut dem Zimmerermeister Matthias Flathmann recht wenig: „Die geringen Höhen sind das Gefährlichere, weil man die auf die leichte Schulter nimmt.“ Verletzungen kommen in seinem Beruf durch Abstürze vom Dach oder Gerüst, herunterfallendes Material oder durch die falsche Bedienung des Krans zustande. Auch Quetsch-, Schnitt- und Augenverletzungen bei Hebearbeiten seien üblich.

Zum Schutz tragen die Mitarbeiter Arbeitskleidung, wozu auch Anseilschutz, Sicherheitsschuhe und Helm gehören. Neben regelmäßigen Unterweisungen durch Arbeitgeber sensibilisieren auch Fachzeitschriften. Artikel über Unfälle würden einem vor Augen führen, was passieren kann. „Wenn ich über einen Zimmermann lese, der mit dem Kran zu nah an den Strommast gefahren ist und schwerste Verbrennungen erlitten hat, dann achte ich beim nächsten Mal noch mehr auf Oberleitungen.“

Solche Erinnerungen seien wichtig, denn im Arbeitsalltag denke man nicht ständig an die Gefahren. Wie riskant sein Job ist, hat sich für Flathmann erst nach und nach herausgestellt. Trotzdem würde er sich wieder für den Beruf entscheiden: „Risiken hat man überall, man kann auch auf dem Weg ins Büro vom Auto überfahren werden.

2 Den Dreck wegmachen

Auf Platz zwei der gefährlichsten Berufe liegt die Abfallentsorgung mit 122 Arbeitsunfällen auf 1000 Vollzeitkräfte. Frank Hermann ist Betriebsstellenleiter bei einem Abfallwirtschaftsbetrieb. Die häufigsten Verletzungen haben seine Mitarbeiter an den Füßen und Händen, dazu gehören Bänderrisse, Brüche und Schürfwunden. Die Arbeit mitten im oft dichten Straßenverkehr birgt zusätzlich eine erhöhte Gefahr.

Neben den Unfällen, bei denen Mitarbeiter von Autofahrern übersehen werden, kommt es auch zu gezielten Übergriffen. „Einzelne Bürger sind uns nicht wohlgestimmt, wir hatten dieses Jahr schon drei Unfälle, wo ein Bürger einen Mitarbeiter bewusst an- oder überfahren hat“, sagt Hermann.

Die Mitarbeiter werden vom Arbeitgeber mit reflektierender Schutzkleidung, Sicherheitsschuhen und Handschuhen ausgerüstet. Halbjährliche Schulungen sind wichtig: Dabei geht es um die häufigsten Gefährdungssituationen, um Feuerlöschübungen, Ladungssicherheit, richtige Schutzkleidung und Erste Hilfe.

Bei besonders gefährlichen Strecken fährt hinter dem Müllfahrzeug ein Sicherungsfahrzeug mit Leuchthinweisen. „Damit verzögern wir den Verkehrsfluss, um unsere Mitarbeiter zu schützen. Außerdem steigen Mitarbeiter im Wechsel aus dem Fahrzeug, sodass nur einer auf der Straße ist und die Konzentration permanent hoch bleibt“ erklärt Hermann. Kommt es zu einem Unfall, „wird die komplette Mannschaft auf diesen Vorfall geschult“.

3 Risiko im Innenausbau

Dachdecker, Boden-, Fliesenleger, aber auch Stuckateure sowie Glaser werden unter Ausbaufachkräften zusammengefasst und sind mit 86 Arbeitsunfällen auf Platz drei.

4 Die Menschen an den Maschinen

Trotz Sicherheitsvorschriften sind Maschinen oft Bestandteil im Unfallgeschehen. Platz vier der gefährlichsten Berufe belegen die Bediener von Anlagen der Metallerzeugung und -umformung mit einer Quote von 78 Arbeitsunfällen auf 1000 Mitarbeiter.

5 Gefahr durch schweres Gerät

Mit einer Unfallquote von 74 schließen sich Bediener mobiler Anlagen an. Dazu gehören Führer von Erdbewegungs- sowie von mobilen land- und forstwirtschaftlichen Maschinen. Auch Kranführer und Gabelstaplerfahrer gehören dazu.

Berufe mit geringem Risiko

Zu den Tätigkeiten mit relativ geringem Risiko gehören Büro- und Sekretariatskräfte mit einer Quote von 1,6 Unfällen je 1000 Vollarbeiter. Führungskräfte, Hochschullehrende und Softwareentwicklerinnen und -entwickler wurden aufgrund der geringen Stichprobengröße von der Auswertung ausgeschlossen, was für ein relativ geringes Unfallrisiko dieser Berufsgruppen spricht.

Unternehmerinnen und Unternehmer müssen jeden Unfall in ihrem Unternehmen anzeigen, wenn versicherte Personen getötet oder so verletzt sind, dass sie für vier oder mehr Tage arbeitsunfähig werden. Als Unfallereignis zählen alle Arbeitsunfälle im engeren Sinne und alle Wegeunfälle, also Unfälle, die sich auf dem Weg nach oder von dem Ort einer versicherten Tätigkeit ereignen.