Astrazeneca-Enttäuschung Ebersdorf: Wann sind jetzt die Erzieher dran?

Keine Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca mehr: Auch in Ebersdorf mussten am Montag Impfwillige ohne den Piks der Hoffnung wieder nach Hause. Foto: picture alliance/dpa/AP/Christophe Ena

150 Kita-Mitarbeiter warten in Ebersdorf auf das hochumstrittene Vakzin. Zwei Drittel kommen nicht mehr dran. Während im Impfzentrum alles erst einmal normal weiterläuft, gibt es anderswo ein Problem.

 
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Ebersdorf/C. - Die Befehlskette ist so kurz wie kompromisslos. Am Montag um 15.37 Uhr funkt das Bayerische Gesundheitsministerium an die Regierung von Oberfranken: „Die Impfungen mit Astrazeneca sind bis auf Weiteres sofort auszusetzen und keine neuen Termine für Erst- und Zweitimpfung zu vereinbaren.“ Drei Minuten später landet eine Mail ähnlichen Inhalts bei Martin Stingl, dem Leiter des Impfzentrums in Witzmannsberg. Ein entscheidendes Wort kommt noch dazu: „Unverzüglich“. Zeit für Nachfragen bleibt da nicht. Gegen Viertel vor vier, wahrscheinlich noch eher, erreicht die Anweisung Stingls Mitarbeiter im evangelischen Gemeindezentrum von Ebersdorf bei Coburg.

Dort warten 150 Erzieherinnen und Erzieher von Kindertagesstätten in Stadt und Landkreis Coburg auf ihre Impfung mit dem umstrittenen Vakzin. Es ist ein Sammeltermin, wie es ähnliche auch für besonders gefährdete Gruppen wie Hausärzte, Lehrer und Pflegekräfte bereits gab und noch geben sollte. Sie alle haben sich den Impfstoff nicht ausgesucht, sie wissen um die Diskussion darum, um Nebenwirkungen, um Blutgerinnsel im Gehirn. Aber was sind eine Handvoll Fälle im Vergleich zu über 1,5 Millionen Impfungen und einer viel größeren Anzahl von Menschen, die deshalb nicht auf Intensivstationen beamtet werden müssen? 49 kommen noch dran in Ebersdorf. Alle anderen müssen ohne den Piks der Hoffnung wieder nach Hause.

Zu ihnen gehört auch Laura Engelhardt. Die 22-Jährige besucht die Kinderpflegeschule in Coburg und arbeitet einmal wöchentlich im Coburger Kinderhaus Leo. „Ich habe mich gefreut, dass ich schon dran bin“, sagt sie am Tag danach. Vor der Tür habe sie um zehn vor vier mit „vielleicht 15 bis 20 anderen“ auf ihren Termin gewartet. Zunächst ging es pärchenweise zum Impfen, dann seien sie plötzlich alle zusammen hineingebeten worden. „Aber da hatte es sich schon herumgesprochen. Die Enttäuschung war natürlich groß.“ Wie es jetzt weitergeht? „Keine Ahnung, das wusste vor Ort niemand.“

Martin Stingl beschreibt die Situation in Ebersdorf so: „Sowohl Impfwillige als auch Mitarbeiter haben professionell reagiert und die unumgängliche Notwendigkeit akzeptiert.“ Über die Notwendigkeit des Abbruchs hält er sich bedeckt: „Das Impfzentrum kann keine Aussagen zur Vertrauenswürdigkeit von bestimmten Impfdosen abgeben“, sagt er. „Unsere Aufgabe ist es, so viele Menschen wie möglich in so kurzer Zeit wie möglich zu impfen. Das tun wir mit der gesamten Menge des zur Verfügung stehenden Impfstoffes. Derzeit ist dies Biontech und Moderna.“

Immerhin: Von diesen Herstellern wird genug Impfstoff geliefert, so dass der Betrieb des Impfzentrums in Witzmannsberg weiterlaufen kann wie bisher. Alleine Biontech liefert laut Corinna Rösler, der Sprecherin des Landratsamtes, wöchentlich 117 sogenannte Vials, aus denen knapp 700 Dosen entnommen werden können. „Hier haben wir Gott sei Dank kein Problem, das ist leider nicht überall so.“

Und was wird aus all den Lehrern und Erziehern, die momentan besonders gefährdet sind, die eigentlich von mobilen Impfteams mit Astrazeneca versorgt werden sollten? „Wir werden und müssen auch für sie eine Lösung finden“, so Rösler.

Aber dafür bedürfe es zunächst konkreter Informationen aus dem Gesundheitsministerium, wie es weitergehen soll. „Wir sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten Tagen Antworten auf unsere Fragen bekommen.“

Hofft Rösler.

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