Das Auftauchen und Verschwinden im Laufe der Beobachtungszeit legt zudem nahe, dass diese dunklen Phänomene maximal 81 Tage lang anhalten, einige sich aber auch schon nach gut zwei Wochen wieder auflösen.
UV-absorbierende Aerosole in polarer Dunstschicht
Doch worum handelt es sich bei diesem Phänomen? Laut Studie deutet die dunkle Färbung der Polar-Ovale im UV-Bereich darauf hin, dass in ihnen die UV-absorbierenden Aerosole der polaren Dunstschicht besonders konzentriert sind. „Der Dunst in den dunklen Ovalen ist rund 50-mal dichter als für diese Dunstkappe normal“, erklärt Koautor Xi Zhang von der University of California in Santa Cruz.
Die weiteren Analysen der Daten zeigten, dass die erdgroßen Ovale rotieren und wahrscheinlich eine Art gigantischer Tornado darstellen. Ähnlich wie bei den irdischen Windhosen saugen auch diese polaren Jupiter-Tornados Luft und Schwebstoffe aus tieferen Schichten der Atmosphäre in die Höhe. Dadurch entstehen die UV-absorbierenden Zonen in der Ionosphäre des Gasriesen.
Magnetfeld gebiert Wirbelstürme
Anders als terrestrische Tornados werden die Jupiter-Ovale allerdings nicht von aufeinander treffenden Luftmassen und Winden erzeugt. Stattdessen vermuten die Astronomen, dass das starke Magnetfeld des Jupiter und die an seinen Polen zusammenlaufenden Magnetfeldlinien dafür verantwortlich sind.
„Weil diese Ovale nur innerhalb der jovianischen Polarlicht-Zonen auftreten, scheint klar, dass sie letztlich von Interaktionen mit der Magnetosphäre des Planeten angetrieben werden“, schreiben die Wissenschaftler.
Sie vermuten, dass Reibungseffekte zwischen dem Jupiter-Magnetfeld und dem heißen, ionisierten Plasma des nahen Vulkanmonds Io für magnetische Turbulenzen sorgen. Diese bilden manchmal Magnetwirbel, die bis in tiefere Schichten reichen und einen Tornado verursachen.
Vom Inneren bis zu den Monden
„Solche Verbindungen zwischen verschiedenen Atmosphärenschichten sind für alle Planeten prägend und wichtig, ob Erde, Jupiter oder Exoplanet“, erläutert Tsubotas Kollege Michael Wong. „Beim Jupiter sehen wir immer mehr Hinweise darauf, dass solche Prozesse das gesamte Jupiter-System durchziehen – von seinem inneren Dynamo bis zu seinen Monden und ihren Plasmahüllen, von der Ionosphäre bis in die stratosphärischen Dunstschleier.“
Die dunklen Tornados der Jupiterpole tragen nun dazu bei, diese weitreichenden Wechselwirkungen ein Stück besser aufzuklären. „Solche Phänomene helfen uns, den Planeten Jupiter als Ganzes zu verstehen“, sagt Wong.