Auf dem Weg zur KFZ-Mechatronikerin Mit Frauenpower in einer Männerdomäne

Simon Albrecht
Ob schweißen oder schrauben - Agustina Fernandez hat als angehende Kfz-Mechatronikerin ihren Traumberuf gefunden. Foto: Simon Albrecht

Agustina Fernandez lernt den Beruf der KFZ-Mechatronikerin. Sie ist glücklich mit ihrer Wahl und fühlt sich unter den männlichen Kollegen akzeptiert.

 
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Hohnhausen - Sie hat immer dieses schelmische Grinsen im Gesicht. Das macht sie so sympathisch. Nach einem acht-Stunden-Tag in der Autowerkstatt sind Gesicht und Hände meist ölverschmiert. Das macht sie authentisch: Agustina Fernandez.

Die junge Frau erlernt als Kraftfahrzeugmechatronikerin einen typischen Männerberuf. Und da ist sie voll bei der Sache, es ist ihr Traumberuf. Sie schraubt, schweißt, montiert – „am liebsten alles, was den Motor angeht“, sagt sie. So zum Beispiel die Zylinderkopfdichtung auswechseln, Zahnriemen und Steuerketten austauschen, Ölwechsel machen.

Nichts für feine Mädchenhände, munkeln heute noch manche, die ein älteres Rollenbild im Kopf haben. Oder doch? Der 21-Jährigen macht das alles nichts aus. „Jeden Abend nach der Arbeit sind meine Hände ölverschmiert, ja, aber es gibt Wasser und Handwaschmittel“, meint sie grinsend. Elektrik und Elektronik stehen bei ihr an zweiter Stelle. Elektro-Autos? Sie hat zwar einen Kurs bei der Handwerkskammer über die Funktionsweise und das Instandhalten von Elektro-Autos mitgemacht – „aber das reicht aus. Fürs Erste“.

Agustina steht im vierten Lehrjahr, bis Ende Februar 2022 hat sie ausgelernt. Im November schon stehen die Prüfungen in Theorie an, die Praxistests folgen im Januar und Februar. In der Berufsschulklasse lernt außer ihr nur ein weiteres Mädchen Kfz-Mechatronikerin – neben fünfzehn Jungs. Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung. Die ersten eineinhalb Jahre hat sie in einem Haßfurter Autohaus gearbeitet. „Das war eine Vertragswerkstatt. Da werden die Komponenten nur noch ausgetauscht, es wird wenig repariert – das ist in der Branche bekannt“, bedauert Agustina.

Anders sei es in den freien Werkstätten, also solchen, die an keine Automarke gebunden seien. Bei den „Freien“ werde mehr repariert, „nicht nur ausgetauscht, und das liegt mir einfach mehr“. So wie bei ihrem jetzigen Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb, dem Autohaus Pohley in Hohnhausen (Markt Burgpreppach). Dort fühlt sie sich wohl, hier kann sie schrauben und reparieren – schließlich sind die beiden neuen Geschäftsführer Patrick und Yannick Pohley nur knapp älter als sie und haben die gleiche Ausbildung.

Yannick Pohley hat im vergangenen Jahr die Meisterprüfung als Kraftfahrzeugtechniker bei der Handwerkskammer Unterfranken abgelegt und darf ausbilden. Mit Agustinas Arbeit, ihrer Auffassungsgabe und dem Umsetzen in die tägliche Arbeit ist Yannick als ihr Ausbilder sehr zufrieden. „Wenn nichts dazwischen kommt, werden wir sie nach der Ausbildungszeit übernehmen“, zeigt er sich zukunftsorientiert. Und auch für Vater Norbert Pohley, der mit der Autowerkstatt 1983 angefangen hat, ist Agustina „engagierter, als manch einer der männlichen Lehrlinge“, die er in den knapp 40 Jahren ausgebildet hat.

Aufgewachsen ist Agustina im oberbayerischen Miesbach. Als sie vierzehn war, zog ihre Familie von dort nach Voccawind (Markt Maroldsweisach) in den Haßbergen. „Das war schon eine Umstellung“, erinnert sie sich. Und international ist die Familie obendrein: Ihr Vater hat argentinische Wurzeln, die Mutter stammt aus Schottland.

Wie sie als Frau zu dem Beruf kommt? „Ich hab schon immer Autos hinterhergeguckt, schon als Mädchen. Das Motorengeräusch, die Geschwindigkeit – das hat mich fasziniert“, grinst sie. Und hier in den Haßbergen hat sie als Jugendliche „viele Kumpels, die Schrauber sind. Da war es klar mit dem Beruf“. Zuerst hat sie sich bei einigen Autohäusern in Bamberg und im Bamberger Raum beworben, doch sie bekam lauter Absagen. Einmal lag es an den nötigen sanitären Einrichtungen (für Frauen und Männer getrennt), ein andermal hieß es lapidar, es würden keine weiblichen Lehrlinge ausgebildet.

Als ob die Arbeit in der Werkstatt tagsüber nicht reichen würde, werkelt die junge Frau in der Freizeit noch an einem Opel Kadett, den sie wieder fahrbereit machen will, wie sie erklärt – und wieder huscht dieses schelmische Grinsen über ihr Gesicht.

Auch das Autohaus Dietz in Ebern bildet derzeit Frauen aus. Laut Geschäftsführer Heinz Dietz seien derzeit zwei weibliche Auszubildende in der Werkstatt. Grundsätzlich, so sagt er, arbeiteten Frauen „insgesamt zielorientierter und sind organisierter in ihrer Arbeit“, als die männlichen Kollegen.

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