Aufgehobenes Volksfestverbot Und los geht die wilde Fahrt!

Zeit, dass sich was dreht: Kaum eine Branche litt so sehr unter den Corona-Einschränkungen wie die der Schausteller. Foto: /Christian Pack

Volksfeste und Jahrmärkte sind in Bayern ab dem 20. März wieder erlaubt. In Coburg stehen das Vogelschießen und Frühlingsfest bereits in den Startlöchern.

 
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Nach zwei schier nicht enden wollenden volksfestfreien Jahren ist es heuer wohl tatsächlich wieder soweit: Coburg darf sich auf die Rückkehr des Vogelschießens und Frühlingsfests freuen. Der bayerische Staatskanzleichef Florian Herrmann hatte am Dienstagmittag nach einer Sitzung des Kabinetts bekannt gegeben, dass Jahrmärkte und Volksfeste ab dem 20. März im Freistaat wieder erlaubt sind, und das Verbot, auf öffentlichen Plätzen zu feiern, entfällt (die Neue Presse berichtete). Für Volksfeste sollen demnach bis zum 2. April noch Zugangsregeln wie in der Gastronomie gelten, anschließend fallen auch hier sämtliche Pandemie-Auflagen weg. Kurzum: Und los geht sie wieder, die wilde Fahrt!

„Wenn der Gesetzgeber nicht noch einmal die Bremse reinhaut, findet es auf jeden Fall und in normaler Ausführung statt“, sagt Stefan Stahl, Oberschützenmeister der Schützengesellschaft Coburg und damit Cheforganisator des Vogelschießens. Für Stahl ist es die erste Ausgabe in dieser Funktion, nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause freilich eine Premiere der besonderen Art. Terminiert ist das alteingesessene Volksfest in diesem Jahr vom 29. Juli bis 7. August.

„Es ist alles organisiert und in trockenen Tüchern“, so der Oberschützenmeister, die Kapelle für den Umzug, die Verträge mit den Schaustellern. „Wenn wir jetzt erst damit anfangen würden, wären wir auch zu spät dran.“ Für den Fall der Fälle hält sich das Organisationsteam die Option offen – statt wie gewohnt ein Zelt – einen großen Biergarten aufzubauen.

„Die Leute wollen wieder bespaßt werden“

Stahl spricht am Telefon von einer großen Erleichterung: „Eine dritte Absage wäre gegenüber unseren Geschäftspartnern sehr unangenehm gewesen“, meint der Oberschützenmeister, die müssten schließlich auch von etwas leben. Kein Berufszweig habe unter den Einschränkungen so sehr gelitten wie der der Schausteller. „Von uns aus kann es jetzt losgehen.“

„Wir warten nur noch auf das grüne Licht der Stadt“, sagt indes Ralf Pazdera durch den Telefonhörer, der Veranstalter des Frühlingsfests geht fest davon aus, dieses zeitnah zu erhalten. Organisatorisch sei alles geregelt, die Gäste könnten sich schon einmal auf das eine oder andere nigelnagelneue Fahrgeschäft freuen. Beispielsweise soll zwischen dem 6. und 15. Mai der modernste Autoscooter Deutschlands in Coburg stehen.

„Die Leute wollen wieder bespaßt werden, sie wollen raus“, so Pazdera, der gleichsam Sektionsvorsitzender im Süddeutschen Schaustellerverband ist. Nach zwei Jahren „Berufsverbot“ hoffe er, dass die Durststrecke nun vorbei sei, man müsse wieder zum „normalen Leben“ übergehen. „Sie können sich gar nicht vorstellen“, sagt der Frühlingsfest-Veranstalter auf die Frage, wie erleichtert er sei, „wie einem da das Herz hochspringt!“

So arg die Pandemie der kleinen Coburger Volksfestlandschaft zugesetzt hat, eine Anpassung aus dem vergangenen Jahr wird diese sich jedenfalls erst einmal erhalten. Auch in 2022 möchte die Schützengesellschaft ihr althergebrachtes Königsschießen in seiner traditionellen Form auf der Veste austragen – mit einer Armbrust nach historischem Vorbild auf einen Holzvogel in 25 Meter Entfernung.

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