Wallenfels - Wie Polizeisprecher Alexander Czech bestätigt, hat die Polizei am späten Freitagabend die Mutter der toten Säuglinge von Wallenfels festgenommen.

Die mutmaßliche Mutter und frühere Bewohnerin des Anwesens in Wallenfels, in deren ehemaligen Räumlichkeiten die Säuglingsleichen am Donnerstagnachmittag entdeckt wurden, konnte am Freitagabend, gegen 19.45 Uhr, von Polizeikräften in einer Pension in Kronach ausfindig gemacht und festgenommen werden. Die Frau war in Begleitung eines 55-jährigen Mannes, den eine Kronacher Polizeistreife kurze Zeit vorher am Bahnhof Kronach aufgegriffen hatte und der die Beamten zur weiteren Abklärung ebenfalls zur Dienststelle begleiten musste.

Beide Personen werden nun von den Ermittlern der Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Coburg vernommen, um nähere Hintergründe zu den Todesumständen der Säuglinge klären zu können. Aufgrund der laufenden Ermittlungen können derzeit keine Einzelheiten zu den Angaben der beiden gemacht werden.

Vermutungen, die am frühen Freitagnachmittag am Rande der Pressekonferenz von Staatsanwaltschaft Coburg und Polizeipräsidium Oberfranken auf dem Marktplatz in Wallenfels geäußert werden, bestätigen sich: Die Ermittlungsgruppe „Schlossberg“ hat in dem Anwesen in der Ortsmitte bei weiteren Durchsuchungen der Wohnräume ein achtes totes Neugeborenes entdeckt.

Wallenfels steht nach den grausigen Funden unter Schock. Auch den Polizeibeamten geht das Schicksal der Neugeborenen nahe. Das lässt Anne Höfer, Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken, nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz kurz nach zwölf Uhr auf dem Marktplatz des Frankenwaldstädtchens durchblicken. Auf die Frage einer Reporterin, wie denn der Fund auf die Ermittler wirke, antwortet Höfer, dass man im Polizeidienst lerne, auch mit solchen außergewöhnlichen, furchtbaren Fällen professionell umzugehen. „Die Kollegen leisten eine tolle Arbeit“, sagt Anne Höfer.

Zuvor hat sie sich gemeinsam mit Oberstaatsanwalt Martin Dippold, der die Ermittlungen leitet, Reporterteams gestellt. Die Journalisten möchten gerne mehr wissen, als Höfer und Dippold sagen können. Immer wieder müssen beide darauf hinweisen, dass man ganz am Anfang der Arbeit stehe, dass man bislang sieben Säuglingsleichen entdeckt habe – da wusste man noch nichts vom achten toten Kind –, und dass man zu den Familienverhältnissen nichts sagen könne. Weder zur „mutmaßlichen“ Mutter der Neugeborenen, noch zu ihrem Mann. „Verstehen Sie bitte, dass wir auch dazu keine Auskünfte geben können“, antwortet Oberstaatsanwalt Dippold beispielsweise auf die Frage, ob die Polizei Kontakt zum Ehemann habe, und ob er als Vater der Neugeborenen infrage komme.

In Wallenfels erzählt man sich, dass das Ehepaar eine Patchwork-Familie gegründet hatte. Sie habe Kinder mit in die Ehe gebracht, er auch. Gemeinsam hätten sie drei Kinder. Vor Kurzem soll sich das Paar getrennt haben, heißt es. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht. Auch nicht, ob die 45-Jährige, die aus Wallenfels stammt, die Mutter aller acht toten Säuglinge sein kann. Erkenntnisse darüber erhofft man sich von der Untersuchung der Toten im rechtsmedizinischen Institut der Universität Erlangen. Die Körper seien „in keinem guten Zustand“. Deshalb gestalteten sich die Untersuchungen der Rechtsmediziner nicht leicht.

Ergebnisse werden, wie Anne Höfer und Martin Dippold erklären, frühestens Anfang nächster Woche vorliegen. Auch dazu, wie lange die Kinder schon tot sind, ob sie überhaupt lebend zur Welt kamen, welches Geschlecht sie hatten, wer der Vater sein könnte. „Dazu wollen wir auch die mutmaßliche Mutter befragen“, erklärt Martin Dippold den Journalisten. Und Anne Höfer ergänzt: „Wichtig ist, die Mutter ausfindig zu machen, damit wir Antworten bekommen.“