Bamberg (dpa/lby) - Im Mordprozess um die getötete elfjährige Janina hat ein Psychiater nicht ausgeschlossen, dass der Angeklagte vermindert schuldfähig ist. Das könnte bedeuten, dass der 54-Jährige im Falle eines Urteils wegen Mordes nicht lebenslang in Haft muss. Er könne nicht ausschließen, dass der Angeklagte in der Silvesternacht vor einem Jahr nur eingeschränkt steuerungsfähig war, sagte der Psychiater am Mittwoch in der Verhandlung am Landgericht Bamberg.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 54-Jährigen, einem gelernten Maurer, Mord vor. Er soll in der Neujahrsnacht in Unterfranken, im Dorf Unterschleichach (Landkreis Haßberge), heimtückisch auf eine Gruppe Feiernder geschossen zu haben. Dabei hatte ein elfjähriges Mädchen tödliche Verletzungen erlitten - es hieß Janina. Auch eine mehrstündige Notoperation hatte das Kind nicht retten können.

Die Frage, warum der Mann gefeuert hatte, beschäftigt das Gericht weiter. Der Angeklagte sei depressiv, zudem sei er belastet gewesen durch die Trennung von seinem damals 14-jährigen Sohn und wohl auch verärgert über den Lärm durch Silvesterböller auf der Straße. Es sei nicht eindeutig zu belegen, aber möglich, dass sich der Mann deshalb nicht mehr ganz habe steuern können, erklärte der Gutachter. Das bedeutet im juristischen Sinn, dass der Angeklagte aus Sicht des Psychiaters möglicherweise nicht voll schuldfähig war.
Sollte das Gericht dieser Meinung folgen und den Mann wegen Mordes verurteilen, droht ihm nicht lebenslange Haft, sondern eine Gefängnisstrafe zwischen drei und 15 Jahren.

Der Angeklagte gab in der Verhandlung an, aus Verärgerung geschossen zu haben - aber nicht in Richtung von Menschen. Schon beim Prozessauftakt hatte er jede Tötungsabsicht bestritten. Er hatte auch noch gesagt, er wisse nicht, warum er geschossen habe.

Die Mutter des Mädchens erzählte vor Gericht von ihrer Trauer. «Die Lücke wird sich nie schließen», sagte die Frau am Mittwoch in der Verhandlung am Landgericht Bamberg. «Vor einem Jahr noch waren wir eine glückliche Familie, Janina hat sich sehr auf ihren kleinen Bruder gefreut.» Seit dem Tod ihrer Tochter sei das Leben ein Kampf. Als die Elfjährige starb, war ihr Bruder neun Wochen alt. «Ich kann nicht die Mutter sein, die ich war», sagte die Frau. «Es wird von Tag zu Tag schlimmer.»

Der Angeklagte blieb während der Aussage der Mutter äußerlich ruhig. Auch der Vater von Janina sprach vor Gericht und sagte, er könne seit dem Tod seiner Tochter nicht mehr schlafen.