Die 28-jährige Österreicherin startet in ein aufregendes Jahr 2011: Ihr aktuelles Album „Nahaufnahme“ erreichte Platinstatus, für das Frühjahr ist die Fortsetzung der Tour zum Album geplant, weil die Nachfrage so groß war. Und Christina Stürmer muss sich nicht mehr mit dem Gesetz herumschlagen: Sie war vom Rechteinhaber der Bundeshymne verklagt worden, nachdem sie eine neue Fassung der österreichischen Nationalhymne für eine Bildungskampagne gesungen hatte. Doch die Klage wurde vom Obersten Gerichtshof Österreichs abgewiesen. Nach ihrem Gastauftritt bei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen sprachen wir mit dem Star übers Snowboarden, Karrierehänger und den Schwarzenbacher Popstar Meike.

Wie war‘s in Garmisch?
Ähm... kalt ? (lacht) Wir haben abends um halb zehn gespielt und es war großartig. War nur schade, dass an dem Tag kein Österreicher auf dem Treppchen stand. Aber der Platz war voll und die Stimmung war gut.

Bist du Wintersportfan?
Eigentlich schon. Nicht, dass ich den Winter mehr mag als den Sommer, aber ich hab‘s eher mit dem Skifahren als dem Fußball. Da sind wir Österreicher auch richtig gut – beim Fußball ist das ja nicht so der Fall. Skifahren interessiert mich deshalb auch mehr, ob im TV oder live. Fußball find’ ich halt nicht so prickelnd ...

Fährst du selbst Ski?
Nein, aber seit zehn Jahren Snowboard. Davor hab ich Skifahren gelernt und diesen Winter hab ich‘s auch wieder zwei Tage probiert. Geht schon, ich fahre beides, aber Snowboard besser.

Wobei du wahrscheinlich nicht viel Zeit dafür hast ...
Stimmt. Das klingt immer so arg, wenn ich sage, ich fahre zehn Jahre Snowboard, aber wenn man es zusammen zählt – ich hab maximal drei bis vier Tage pro Winter Zeit dafür und wenn man die zehn Jahre anschaut, sind‘s netto wahrscheinlich drei oder vier Wochen. (lacht) Aber zehn Jahre klingt besser.

Was auch gut klingt, ist das Stichwort „Platin-Platte“ für dein Album „Nahaufnahme“ – wo hast du die Auszeichnung denn aufgehängt?
Die hängt noch gar nicht! Wir haben bei uns im Keller einen Proberaum, wo die Goldenen und Platin-Platten hängen. Dort wird die auch hinkommen, wenn wir endlich mal Zeit finden, den Nagel in die Wand zu hauen.

Was glaubst du, was die „Nahaufnahme“ so besonders macht, dass sie live so gut ankommt?
Das ist eine gute Frage, die selbst schwer zu beurteilen ist. Wir hatten bei diesem Album einen neuen Produzenten, Olaf Opal, und der arbeitet ganz anders. Die letzten vier Alben haben wir mit Thorsten Brötzmann aufgenommen, was auch großartig war – aber irgendwann ist kreativ die Luft raus. Wir haben ja jedes Jahr ein Album rausgebracht und deshalb wollten wir einen anderen Produzenten ausprobieren. Wir haben diesesmal auch nicht in Hamburg aufgenommen, sondern in Bochum und wenn sich die ganze Umgebung und die Arbeitsweise verändern, dann hört man das auch. Olaf hat auch beim Singen von vornherein gesagt, ich solle mich nicht auf die richtigen Töne konzentrieren, sondern mich mehr reinfallen lassen. Er ist die Aufnahme auch ganz anders angegangen. Und wir hatten mehr Zeit als beim letzten Album. Was auch wichtig war: Für „In dieser Stadt“ haben wir wesentlich weniger Interviews gemacht und geworben. Jetzt, bei „Nahaufnahme“, war ich den kompletten September und Oktober unterwegs in TV-Sendungen und, und, und. Klar: Wenn die Leute draußen nicht wissen, dass man ein neues Album hat, werden sie es nicht kaufen. Die Medienarbeit ist extrem wichtig.

Die Touren zu „In dieser Stadt“ waren auch nicht ganz so gut verkauft, wie man es gewohnt ist. Bei der Tour zu „Nahaufnahme“ ist das aber offenbar anders.
Genau. Die „In dieser Stadt“-Tour 2009 ist eigentlich nicht schlecht gelaufen – grad in Österreich hat‘s zwar geheißen, die sei ein Flop gewesen, aber so schlimm war‘s nicht. Vielleicht ein bisserl unter den Erwartungen der Plattenfirma – und es wäre bestimmt mehr drin gewesen. Aber bei der Tour im Dezember waren die Hallen wieder ausverkauft. Die war aber auch anders angesetzt: Wir wollten eine Clubtour machen, um wieder näher am Fan zu sein. Das ist anscheinend aufgegangen – als wir erfahren haben, dass die Konzerte so gut ankommen, haben wir entschieden, eine Verlängerung der Tour zu machen. Im März starten wir dann wieder.

Mal Clubtour, mal Hallentournee – das ist sicher immer ein anderes Arbeiten.
Ja. Ich hab vorher in einer Buchhandlung gearbeitet und da hab ich immer am gleichen Ort um 9 angefangen und um 18 Uhr aufgehört. Im Vergleich zu jetzt ist das hundert und eins. Mal ist man im Studio, mal schreibt man Songs oder trifft sich mit den Songwritern, ist auf Tournee oder auf Festivals. Dort trifft man wieder auf ein ganz anderes Publikum, das nicht extra wegen Christina Stürmer kommt. Planen, mich nächste Woche mit meinen Freunden zu treffen, kann ich nicht. Das Leben ist spontaner geworden – und das gefällt mir sehr. Und auch via Facebook oder Myspace ist man immer in Kontakt mit den Fans; auch wenn man nicht alle Fragen immer beantworten kann. Laptop und Telefon dürfen bei mir jedenfalls nicht fehlen ! Ich tausch mich so auch mit meinen Freunden aus.

Zu deinen Aufgaben als Musiker gehörte letztens auch, sich mit dem Gericht herumzuschlagen.
Ja; ich bin vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur angefragt worden, ob ich die Bundeshymne in einer neuen Fassung für eine Bildungskampagne singe. Ich war also eigentlich nur die Interpretin, das Okay hätte das Ministerium einholen müssen. Irgendwie ist dann jeder verklagt worden, unter anderem auch ich. Jetzt ist die Klage aber abgewiesen worden; ich war erleichtert, da raus zu sein.

Kannst du dir vorstellen, nochmal so einen Auftrag anzunehmen?
Eigentlich war es ja eine gute Sache. Meine Mama unterrichtet Schüler zwischen sieben und elf Jahren und sie hat mir erzählt, dass die Kampagne bei den Kindern Interesse ausgelöst hat. Das find‘ ich schon gut; jeder sollte die Hymne seines Landes kennen. Aber ich werd‘ mich künftig besser absichern ... Sonst würde ich das sofort wieder machen: Man muss sich ja nicht schämen, wenn man sich für Kinder und Schulbildung einsetzt.

Am 29. März werden Christina Stürmer und Band in Lichtenfels sein – schon mal da gewesen?
Nein, aber in Bamberg! Da hab ich mal einen fränkischen Wein serviert bekommen, kann das sein?

Kann sein – es gibt ja eine Grenze zwischen Weinfranken und Bierfranken ...
Na, eins von beiden werden wir probieren, wenn wir in Lichtenfels sind.

Was erwartet die Fans bei den Shows ab März?
Nachdem es die Verlängerung der aktuellen Tour ist, wird das Programm nicht viel anders sein, als im Dezember, falls da schon jemand war. Wobei ... Da hatten wir immer einen Coversong, der vom Fliegen handelt. Ich hatte nämlich Flugangst, habe jetzt aber ein Seminar gemacht und nun meine Flugangst los. Der Song würde also nicht mehr passen. Wir werden jedenfalls viele neue Lieder spielen, aber „Engel fliegen einsam“, „Ich kriege nie genug“ oder auch „Mama Ana Ahabak“ müssen bei einem Konzert dabei sein, das erwarten auch die Fans. Geht mir ja auch so, wenn ich auf ein Konzert gehe, dass ich die Lieblingssongs erwarte.

Was war das letzte Konzert, auf dem du privat warst?
Ich glaub’ das war Madsen in Wien. Wir kennen den Sebastian Madsen sehr gut, der schreibt auch für uns, und der Schlagzeuger wohnt ja seit Kurzem auch in Wien, daher kennen wir uns.

Erlaube noch eine Frage am Rande. Deine Karriere begann ja mit „Starmania“ – hast du einen Tipp für unseren „Popstar“ Meike?
Ach, die Meike ist von euch? Nun ja, ein Tipp, das ist schwierig. Wichtig ist, viel live zu spielen. Bei so einer Mädelsband ist das schwieriger als bei uns; bei uns hab’ ich im Endeffekt das letzte Worte. Bei LaVive prallen vier Meinungen aufeinander. Was mir an ihr gefallen hat, war, dass sie immer so ein bisserl der Außenseiter war, das soll sie sich bewahren. Ja nicht im Hintergrund bleiben und tun, was die anderen von einem möchten – das tut einem selbst nicht gut.

Das Interview führte tami