Laut einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums verursachen Raucher in Deutschland einen weit größeren Schaden als bisher immer angenommen wurde: 80 Milliarden Euro würden die Gesamtkosten des Tabakkonsums betragen. Das entspricht 2,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Gerücht, dass Raucher durch ihren früheren Tod die Rentenkassen entlasten, ist demnach falsch. Sie würden die Kassen eher belasten: Die Konsumenten müssen früher in Rente und zahlen wegen ihrem niedrigeren Einkommen weniger ein.

Wie die Ärzte-Zeitung berichtete, stellte der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Tobias Effertz eine Kostenvergleichsstudie auf. Sie stützt sich auf Daten von mehr als 145.000 Versicherten der Techniker Krankenkasse von 2008 bis 2012. Laut dieser Studie betragen die direkten jährlichen Kosten des Rauchens 25,4 Milliarden Euro. Davon werden 22,76 Milliarden für die Krankenbehandlung ausgegeben, der Rest für Rehabilitation, Pflege und Unfälle mit Personenschaden. Die Behandlung von tabakbedingten Erkrankungen bei Passivrauchern kostet außerdem 1,2 Milliarden Euro.

Laut Studie kostet ein lebenslanger Raucher bis zu seinem Tod allein die gesetzliche Krankenversicherung insgesamt 90.483 Euro. Bezahlt eine lebenslange Raucherin deutlich geringere Beiträge und hat eine längere Lebenserwartung, steigen die Kosten für die Krankenkasse sogar auf 529.481 Euro. Für die Beispiele wurde jeweils ein Einsteigalter von 15 Jahren angegeben.

Bis zu 53,7 Milliarden Euro Kosten

Die indirekten Kosten liegen mit 53,7 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch: Arbeitsunfähigkeit und Erwerbsminderung würden laut Berechnung 12,1 Milliarden Euro kosten, Ausfälle durch Arbeitslosigkeit, Pflegebedürftigkeit und Rehabilitation 21,8 Milliarden.

Einige Kosten sind bis dahin aber noch nicht berücksichtigt: weniger Lebensjahre, in denen keine Produktivleistungen erbracht werden; Folgekosten durch Rauchschäden, Unfälle ohne Personenschaden, Müllbeseitigung und Brände.

Raucher gehen früher in Rente

Wie die Studie besagt, sterben Raucher drei Jahre eher als Nichtraucher. Hauptgrund dafür ist, dass tabakbedingte Krankheiten früher erkannt und besser behandelt werden können. Der Verdienst eines Rauchers liegt krankheitsbedingt durchschnittlich bei 200 Euro weniger im Monat. Konsumenten zahlen somit also auch weniger Sozialbeiträge. Männliche Raucher gehen im Schnitt mit 58 Jahren in Rente, Raucherinnen mit 62. Das sind durchschnittlich drei bis vier Jahre früher als bei Nichtrauchern.

Effertz war auch schon in der Vergangenheit an Berechnungen beteiligt. Damals ging man nur von schwersten Folgeerkrankungen wie Krebs, Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Schäden aus. So wurden die Kosten des Rauchens für das Gesundheitssystem für 2007 auf nur etwa 8,7 Milliarden Euro beziffert.

Um die direkten Kosten wieder auszugleichen, müsste man laut Studie 7,80 Euro pro Schachtel Zigaretten bezahlen. Um auch die Folgekosten begleichen zu können, müsste man sogar 11,30 Euro bezahlen - sofern die Erhöhung komplett den Sozialkassen zugute käme.